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Griechenlandkrise entspannter - Ukrainekrise …

03.02.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1336 (07.54 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1294 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 117.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.75. EUR-CHF oszilliert bei 1.0513.

Die Erwartungshaltung an den Märkten und in der Politik, dass nach den martialischen Tönen aus Athen, eine professionellere Gangart notwendig ist, wird sukzessive erfüllt. Die Entspannungssignale sind erkennbar, eine Lösung rückt damit näher, ist aber noch nicht erreicht.

Zu den Fakten:

Finanzminister Varoufakis sagte gegenüber der Financial Times, man werde nicht mehr den Erlass der Auslandsschulden fordern. Einsicht tut gut. Damit eröffnet sich erst der Verhandlungsspielraum.

Die Belastung des Haushalts soll über diverse Umschuldungsarten tragbar werden (z.B. an das Wirtschaftswachstum gekoppelte Anleihen und/oder Anleihen mit unbegrenzter Laufzeit). In der Tat ergeben sich hier Spielräume. Das wurde seitens der EU und auch anderen elitären Zirkeln signalisiert. Es sei geplant, gegen die Steuervermeidung anzugehen. Hier liegt die Chance der Tsipras Regierung zu "schrödern". Damit könnte eine neue Geschäftsgrundlage Griechenlands etabliert werden.

Griechenland werde einen Primärüberschuss von 1,0% bis 1,5% erwirtschaften. Man sei sich bewusst, dass nicht alle Wahlversprechen gehalten werden können. Das kann nur gelingen, wenn es zu einer zügigen Übereinkunft kommt. Fakt ist, dass Griechenland strukturell und konjunkturell mindestens ein Quartal, wenn nicht sogar zwei Quartale per 2015 durch die aktuelle politische Situation verloren hat.

Anleihen im Privatbesitz sollen von der Umschuldung ausgenommen werden. Deren Gesamtsumme sei bislang nicht ermittelt. Nach dem "freiwilligen Schuldenschnitt" ist hier Sensibilität erkennbar. Ergo ist Zuversicht angebracht und Euphorie fehl am Platze.

Die Ukrainekrise bleibt im Fokus. Das Thema US-Waffenlieferungen an die Ukraine ist unverändert trotz leichter verbaler Entspannung als kritisch zu klassifizieren.

Bezüglich der Ursachen der Krise und dem Bruch des Budapester Vertrags (Souveränität der Ukraine, was ist Aktion, was ist Reaktion!) lieferte das CNN Interview von US-Präsident Obama am Sonntag neue Erkenntnisse, die wir an dieser Stelle nicht kommentieren werden.

Die Situation ist und bleibt kritisch. Das gilt vor allen Dingen für die betroffenen Ukrainer, es gilt für die politische Homogenität der EU, es gilt bezüglich der konjunkturellen Folgen, die eindeutig in Europa erkennbar sind.

In vielen Zirkeln der Finanzmärkte wird das Thema Währungskrieg immer prominenter diskutiert. Die aggressiven Zinssenkungen werden als ein Merkmal interpretiert. Jetzt hat sich auch Australien eingebracht. Die Zentralbank Australiens hat den Leitzins von zuvor 2,50% auf 2,25% gesenkt. In der Folge markierte der AUD den tiefsten Stand gegenüber dem USD seit circa sechs Jahren. Die australische Börse legte dagegen auf den höchsten Stand seit circa 7 Jahren zu.

Fakt ist, dass die "Terms of Trade" der USA massiv leiden. Ergo kommt es neben dem Debakel bei Fracking und Shale, den erkennbaren Fissuren am Wohnimmobilienmarkt, dem Drama der schwachen Entwicklung der privaten Einkommen in der Breite ("Median Income") bei anziehender Verschuldung auch noch zu einer Belastung der Exportwirtschaft.Vor diesem Hintergrund war das letzte Presse Kommuniqué des Offenmarktausschusses nahezu blumig optimistisch.

Die Erwartungshaltung bezüglich möglicher Zinserhöhungen ab Juni erscheint ambitioniert. Gut informierte Kreise debattieren hinter vorgehaltener Hand QE4 per Ende des Jahres.

Der Markit-Einkaufsmanagerindex legte in der finalen Fassung per Januar im Monatsvergleich von 50,6 auf 51,0 Punkte zu. Damit entsprach der finale Wert der Erstschätzung.

Irland (55,1) führt vor Spanien (54,7) und den Niederlanden (54,1). Deutschland liegt mit 50,9 Zählern nahe an dem Schnitt der Eurozone. Österreich ist voll von der Osteuropakrise betroffen, der Index impliziert mit 48,5 Punkten Kontraktion. Die politische Situation in Griechenland fordert ihren Tribut. Der griechische Index markiert mit 48,3 Punkten den tiefsten Stand seit 15 Monaten.

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Aus den USA erreichten uns bezüglich der Erwartungshaltung überwiegend enttäuschende Konjunkturdaten: Die persönlichen Einkommen legten per Dezember im Monatsvergleich um 0,3% zu. Die Prognose lag bei 0,2%. Die Revision des Vormonatswerts von +0,4% auf 0,3% nivelliert das Bild.

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Die persönlichen Ausgaben (bereinigt) sanken per Dezember um 0,3% (Prognose -0,2%) im Monatsvergleich. Mehr noch wurde der Vormonatswert von +0,6% auf +0,5% revidiert.

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Die Bauausgaben konnten die Erwartungen nicht erfüllen. Per Dezember lag der Anstieg bei 0,4% (Prognose 0,7%) nach -0,2% im Vormonat (revidiert von -0,3%).

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Der ISM-Einkaufsmanagerindex für den produzierenden Sektor sank unerwartet von zuvor 55,1 auf 53,5 Punkte. Die Prognose war bei 54,5 Zählern angesiedelt. Damit markierte der Index den niedrigsten Stand seit Januar 2014.

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Weiterhin ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1400 - 30 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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