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Klartext der EZB zeigt Griechenland Grenzen auf - Risikoaversion nimmt

05.02.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1340 (07.34 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1305 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 117.12. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.80. EUR-CHF oszilliert bei 1.0485.

Die Entscheidung der EZB, die Sonderregelungen für den Einsatz griechischer Staatsanleihen als Sicherheiten vor dem Hintergrund der potentiellen Unzuverlässigkeit der neuen Regierung bezüglich der Reformpolitik und der vertraglichen Zusagen per 11.02.2015 aufzuheben, forcierte die Risikoaversion an den Finanzmärkten. In der Folge kam der Euro unter Verkaufsdruck. Auch an Aktienmärkten kam es in der Folge zu Gewinnmitnahmen.

Die Ausweichmöglichkeit über Notfall-Liquiditätshilfen (ELA) verhindern fraglos kurzfristig eine unkontrollierte Situation bezüglich der Finanzierung der griechischen Banken. Die Einlassungen seitens des Bundesbankpräsidenten machen jedoch klar, dass diese Notfallhilfen kein Instrument auf Dauer sein können.

O-Ton Weidmann: "Ich bin der Auffassung, dass wir bei ELA strenge Maßstäbe anlegen sollten. Wenn das Konsequenzen für die Finanzstabilität habe, müsse die Politik handeln. Entscheidungen, ob und wie Banken über Wasser gehalten oder abgewickelt werden sollen, müssen Regierungen und Parlamente treffen. ELA solle nur kurzfristig und an solvente Banken vergeben werden. Da Banken und Staat in Griechenland eng verwoben sind, spielt es auch für diese Beurteilung eine wichtige Rolle, welchen wirtschaftspolitischen Kurs die griechische Regierung verfolgen wird."

Nachdem die Vertreter der neuen griechischen Regierung verschiedenste Schuldenschnittvarianten, ob explizit oder implizit, in den letzten Tagen ins Gespräch brachten und dabei etwas weniger martialisch und geringfügig diplomatischer agierten, wird nach Einlassungen seitens der EU und anderer Regierungsvertreter der Eurozone sehr deutlich, dass die Spielräume des Entgegenkommens eingeschränkt sind. Vor diesem Hintergrund ist der heutige griechische Besuch bei Herrn Dr. Schäuble voraussichtlich von Inhaltsschwere und auch Disput geprägt. Das dürfte kurzfristig kaum Entspannungssignale für die Finanzmärkte mit sich bringen.

Andererseits gilt, dass nur klare Kanten zu zügigen Lösungen führen können. Nur so kann mittel- und langfristig Stabilität an den Finanzmärkten und in der Folge in der Realwirtschaft etabliert werden.

Die deutschen Auftragseingänge erfreuten. Per Berichtsmonat Dezember verzeichneten die Auftragseingänge der deutschen Industrie einen überraschend starken Anstieg um 4,2% im Monatsvergleich nach zuvor -2,4%. Die Prognose war bei +1,5% angesiedelt. Damit markierte der Auftragsbestand das höchste Niveau seit April 2008.

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Auch die Einkaufsmanagerindices der Eurozone setzten per Januar positive Akzente. Der Markit-Dienstleistungsindex legte von zuvor 51,6 auf 52,7 Punkte zu. Der "Composite Index" Dienstleistung und Produktion) nahm von 51,4 auf 52,6 Punkte zu.

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Der positive Datenpotpourri setzte sich bei den Einzelhandelsumsätzen der Eurozone fort. Im Monatsvergleich kam es per Dezember zu einem Anstieg um 0,3% (Prognose 0,2%). Im Jahresvergleich ergab sich eine Zuahme um 2,8% (Prognose 2,0%) nach zuvor 1,6% (revidiert von 1,5%). Damit kam es zum 14. Anstieg in Folge auf Jahresbasis.

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Aus den USA erreichte uns ein leicht heterogenes Datenbild:

Der ADP-Beschäftigungsreport verfehlte per Januar mit einem Beschäftigungsaufbau in der Privatwirtschaft in Höhe von 213.000 Jobs unwesentlich die bei 225.000 neuen Stellen liegende Prognose. Das gilt umso mehr, als dass der Vormonatswert von 241.000 auf 253.000 neue Arbeitsverhältnisse revidiert wurde.

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Positiv stach der ISM-Dienstleistungsindex per Januar zumindest auf ersten Blick ins Auge. Der viel beachtete Einkaufsmangerindex legte unerwartet von 56,5 auf 56,7 Punkte zu. Die Prognose lag bei 56,3 Punkten.

Die Subindices lieferten jedoch ein divergentes Bild. Der Beschäftigungsindex sank deutlich von 55,7 bauf 51,6 Zähler. Dagegen legte der Auftragsindex von 59,2, auf 59,5 Punkte zu. An dieser Stelle machen wir darauf aufmerksam, dass die Berechnung der saisonalen Bereinigung seitens des ISM verändert wurde. Unbereinigt ergab sich der schwächste Auftragswert seit circa einem Jahr. Statistik ist schon klasse …

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Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1200 - 30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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