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Edelmetalle Aktuell

14.03.2006  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

Die Edelmetallpreise sind in der vergangenen Woche unter erheblichen Druck geraten. Das Umfeld begann sich gleich am Montag zu verschlechtern, als das Gold unerwartet schnell durch die charttechnische Unterstützung bei 565 $ je Unze gefallen war. Die anderen Edelmetalle (mit Ausnahme der "kleinen Platinmetalle") folgten dabei dem Gold einmal mehr und erlitten Verluste im Wochenverlauf zwischen vier und sechs Prozent.

Die maßgeblichen Verkäufer kamen aus dem spekulativ orientierten Umfeld, während sich längerfristig eingestellte Investoren erst einmal zurückgehalten haben. Es gab keinen unmittelbaren Anlass, der die Hedge-Fonds und Händler zu den Abgaben veranlasste. Vielmehr scheint es mehr unterschwellig die zunehmende Tendenz hin zu höheren Zinsen gewesen sein, die Anlagen in festverzinslichen Wertpapieren attraktiver und solche in Aktien oder eben auch in Rohstoffen weniger interessant macht. Letztere leiden dabei besonders, da die Refinanzierung von Pluspositionen insbesondere auf Dollar-Basis zunehmend teurer wird.

  • Gold - Höchster Wochenverlust der letzten 15 Monate

Das Gold begann in der vergangenen Woche bei 565 $ je Unze und damit genau auf der wichtigen charttechnischen Unterstützung, die wir in unserem letzten Bericht aufgezeigt hatten. Diesmal hielt sich das Metall an dieser Stelle nicht lange auf. Fonds sorgten vielmehr mit ihren Verkäufen für ein rasches Durchbrechen und noch am Montagnachmittag fiel die Notierung innerhalb von nur einer Stunde auf 552 $ je Unze zurück. Vereinzelte Käufe stabilisierten die Notierung zunächst auf diesem Niveau, aber neue Verkaufswellen setzten dem Gold dann schon am Dienstag wieder zu. Bis zum Mittwoch fiel es auf 538 $ je Unze zurück, erst hier verstärkte sich die physische Nachfrage im Fernen Osten in einem Maße, die das Metall wieder auf 550 zurücksteigen ließ. Die besser als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten sorgten dann am Freitag für einen Anstieg des US-Dollars und in der Folge für einen erneuten Einbruch des Goldpreises. Dieser sorgte schließlich für Preise von unter 534 $ je Unze und damit dann auch für das Wochentief. Mit dieser Bewegung nahm das Metall sogar die nächste wichtige charttechnische Unterstützung, die bei 535 USD gelegen hatte. Am Ende zeigte sich aber, dass dieser knappe Durchbruch nicht nachhaltig war und das Gold stieg bis zum Börsenschluss in New York wieder auf 540 $ je Unze an.

Gold hat durch die Einbußen der letzten Woche den seit Oktober bestehenden Aufwärtstrend klar durchbrochen. Rein charttechnisch betrachtet muss die Marke von 535 $ je Unze nun unbedingt halten, andernfalls wäre auch ein Rückgang auf bis zu 510 $ je Unze nicht auszuschließen. Die größte Bedrohung für den Markt sind aktuell kurzfristig orientierte Händler und Hedge-Fonds. Sie sind es, die versucht sein könnten, ihre im Durchschnitt sicher noch immer sehr hohen Gewinne angesichts der zunehmenden Haltekosten zu realisieren. Die Zinserhöhungen in den USA und nun auch in Europa und evt. zukünftig sogar in Japan haben hier ganz klar einen negativen Einfluss. In einer Situation, in der die Spekulanten über Bord springen, hängt die Zukunft des gelben Metalls umso mehr von den langfristiger orientierten Investoren ab. Viele von ihnen, die weise genug waren, das Gold in den letzten sechs Monaten nicht zu langjährigen Höchstpreisen zu kaufen, sind noch immer unterinvestiert und ein Preisrückgang könnte durchaus die Nachfrage von dieser Seite ankurbeln. Deshalb würden wir auch industriellen Verbrauchern empfehlen, nicht zu lange mit ersten Eindeckungen zu warten.

Der Vorstandsvorsitzende der Newmont Gold Corp., Wayne Murphy, sagte in einem Reuters-Interview in der letzten Woche, dass er weitere Übernahmen in der Goldminenindustrie für möglich hält. Seine Bemerkungen kamen einige Wochen, nachdem Newmont seine Rolle als weltgrößter Goldproduzent an den kanadischen Rivalen Barrick abgeben musste. Murphy trat auch Skeptikern entgegen, die meinten, dass es für derart große Unternehmen nicht möglich sei, genügend Reserven zu finden, um das einmal erreichte Produktionsniveau langfristig zu sichern. Er verwies dabei auf das eigene Beispiel. Newmont habe seit der Elefantenhochzeit mit Normandy und FrancoNevada im Jahr 2002 bisher in jedem Jahr seine Reserven trotz der Rekordausbringung wieder auffüllen können. Als ob es darum ging, Murphys Thesen zu stützen, gab dann am Freitag Harmony Gold bekannt, dass man 29,2 Prozent der Aktien von Western Areas gekauft habe. Harmony erhält auf diese Weise einen strategischen Anteil in Höhe von 14,6 Prozent an der South Deep Mine, die ein 50:50 Gemeinschaftsunternehmen von Western Areas und Placer Dome ist. Die Mine begann 2004 mit der Förderung und produzierte im letzten Jahr bereits 460.000 Unzen Gold.

In China bereitet sich derweil die zukünftig größte asiatische Mine auf die Aufnahme der Goldproduktion vor. Die zur australischen Sino Gold Ltd. gehörende Lannigou-Mine soll ab September knapp 200.000 Unzen pro Jahr fördern.


  • Silber - Durch das Gold auf die schiefe Bahn geraten

Silber stand wieder einmal unter dem - diesmal negativen - Einfluss des gelben Metalls. Nach einem Start bei 10,20 $ je Unze und einem kurzzeitigen Anstieg auf das Wochenhoch bei 10,28 $ je Unze fiel es in mehreren Wellen auf einen Tiefstkurs von 9,65 $ je Unze. Erst vor dem Wochenende konnte es sich wieder deutlich befestigen und ging am Ende knapp über 9,90 $ je Unze aus dem Markt. Wir haben in der vergangenen Woche am Montag und dann wieder am Mittwoch Nachfrage aus der Industrie gesehen, allerdings ebbte diese relativ schnell ab. Einer der Gründe für das vorsichtige Agieren der Marktteilnehmer dürfte gewesen sein, dass das Metall rein charttechnisch gesehen jetzt Luft für einen Test der Marke von 9,40 $ je Unze hat. Wir würden nicht darauf wetten, dass ein solcher Einbruch schon in allernächster Zeit kommt und empfehlen industriellen Endnutzern deshalb, bereits vom jetzigen Niveau aus das Metall in Etappen zu kaufen.


  • Platin - Zeitweise wieder unter 1.000 USD gehandelt

Das Platin begann in der letzten Woche noch bei 1.060 $ je Unze. Allerdings fiel es von Beginn an und bis zum Donnerstag verzeichnete es nicht eine Erholungspause. Das Wochentief lag schließlich bei 998 USD, dies war das niedrigste Niveau seit Mitte Februar, als das Metall kurzzeitig bis auf 986 $ je Unze zurückgefallen war. In den letzten 24 Stunden vor dem Wochenende erholte sich die Notierung dann zunächst auf 1.020 USD. Allerdings konnte es die Gewinne am Ende nicht verteidigen und schloss in New York bei 1.006 USD und damit fast 50 Dollars unter dem Stand der Vorwoche.

Rein charttechnisch betrachtet besteht nun die Gefahr weiterer Verluste. Auf der anderen Seite nimmt aber schon auf dem aktuellen Stand die industrielle Nachfrage zu und genau dieser Umstand könnte erst einmal für eine Stabilisierung der Lage sorgen. In dieser Hinsicht ist das Platin auch in einem besseren Zustand als Gold und Silber. Industriellen Verbrauchern empfehlen wir deshalb, anzufangen, sich auf dem aktuellen Niveau einzudecken und darüber hinaus noch nach unten abgestufte Kaufaufträge zu geben. Der Bereich zwischen 1.000 und 975 $ je Unze könnte hierfür für Metall, das noch im ersten Halbjahr benötigt wird, einen Zielkorridor bieten. Für darüber hinausgehenden Bedarf empfehlen wir angesichts unserer eher negativen langfristigen Haltung zur Entwicklung des Platinpreises, entsprechende Käufe erst zwischen 990 und 950 $ je Unze einzuplanen.


  • Palladium - Kein Stemmen gegen den allgemeinen Trend

Das Metall fiel in den ersten vier Tagen der vergangenen Woche von etwas über 300 auf einen Tiefstkurs von 274 $ je Unze. Wie die anderen Metalle auch erholte es sich dann in den letzten 36 Stunden der Handelswoche und erreichte 288 $ je Unze, bevor es kurz vor dem Wochenende wieder leicht zurückfiel.

Für die nächsten Tagen sehen wir zunächst einen Verbleib in einer Handelsspanne zwischen 275 und 300 $ je Unze voraus. Erst ein Ausbrechen aus diesem Band wird dann wohl einen Hinweis auf die weitere, mittelfristige Entwicklung geben. Sollte das Metall wider Erwarten durch das untere Ende fallen, empfehlen wir industriellen Verbrauchern, über langfristige Sicherungsgeschäfte nachzudenken.


  • Rhodium - Anstieg setzt sich ungebremst fort

Die Nachfrage nach Rhodium hielt auch in der letzten Woche an und der Preis bewegte sich langsam in Richtung der Marke von 3.670 $ je Unze, die schließlich am Freitagmorgen auch erreicht wurde. Wieder einmal ist es in erster Linie industrielles Kaufinteresse, das hinter dem jüngsten Kursanstieg steckt, allerdings fehlt es im Moment auf der anderen Seite vor allem auch an Abgabeinteresse.

Wir sehen auch weiterhin keine Entspannung auf dem Markt und erwarten einen raschen Anstieg des Preises auf über 3.700 $ je Unze. Mit einem derart positiven Unterton würde sich das Metall auch weiterhin von dem generellen Trend auf den Edelmetallmärkten abkoppeln, der in der letzten Woche ja durch kräftige Verluste geprägt war.

Gleiches gilt auch für die anderen, "kleinen" Platingruppenmetalle. Ruthenium stieg in der Zwischenzeit auf 155 $ je Unze an und liegt damit rund 50 Prozent über dem Stand von Ende Februar. Die Aussicht auf eine steigende industrielle Nachfrage bleibt auch weiterhin der größte Preistreiber. Gleiches gilt im Übrigen für das Iridium, das in der vergangenen Woche allerdings erst einmal eine Verschnaufpause einlegte und weiterhin bei 240 $ je Unze handelt.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH











Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
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