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Ukraine ruhig, Athen im Fokus, Daten der Eurozone überzeugen, US-Daten? … Oops!

16.02.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1414 (07.22 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1380 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 118.55. In der Folge notiert EUR-JPY bei 135.32. EUR-CHF oszilliert bei 1.0610.

Zunächst bitten wir den Ausfall des Forex Reports am Freitag zu entschudligen. Technische Probleme lieferten den Hintergrund.

Erfreut stellen wir fest, dass die Waffenruhe in der Ostukraine weitgehend eingehalten wurde. Menschen und nicht Geopolitik sollten unsere Politik bestimmen. Ist die "Kuh vom Eis"? Nein, das Eis ist lediglich geringfügig dicker.

Athen rückt heute in den Fokus. Finanzminister Schäuble warnt vor allzu viel Optimismus. Nach diversen Gesprächen mit Personen, die Hintergrundwissen haben, ist diese Skepsis äußerst gut nachvollziehbar. Das geht vor allen Dingen um zum Teil skurriles Verhalten der griechischen Regierungsvertreter bei Verhandlungen. Manches ist auch in Brüssel neu.

Finanzminister Schäuble fasste den aktuellen Status kompakt und sachlich zusammen: Er ist skeptisch, dass heute eine Lösung des Griechendramas gefunden werden kann.

Problematisch sei, dass Griechenland nicht mehr den notwendigen Weg fortsetzen will. Fakt sei, dass Griechenland nicht dauerhaft über die Verhältnisse leben könne. Seitens Deutschlands sei kein "Grexit" erwünscht. Ein Mindestmaß an Ansprüchen müsse Griechenland jedoch erfüllen. Die griechische Regierung verhalte sich derzeit ziemlich unverantwortlich. Diese letzte Einlassung ist geprägt von einem Höchstmaß an Diplomatie. "Chapeau!" Herr Schäuble!

Die Daten der Eurozone setzten positive Akzente. Wie sähe das Konjunkturbild wohl ohne die Folgen der Ukrainekrise aus …

Die erste Schätzung des BIP der Eurozone per 4. Quartal überraschte mit einem nicht erwarteten Anstieg um 0,3% im Quartalsvergleich (Prognose +0,2%) nach zuvor 0,2% und um 0,9% im Jahresvergleich (Prognose 0,8%) nach zuvor 0,8%.

Dabei setzte vor allen Dingen Deutschland positive Akzente. Das deutsche BIP legte laut vorläufigen Berechnungen im Quartalsvergleich um 0,7% zu. Die Prognose lag bei lediglich 0,3%. Damit kam es 2014 zu einem Anstieg des BIP um 1,6%.

Griechenland verzeichnete dagegen einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,2% im Quartalsvergleich. Es kam also zu einem Bruch, nachdem im 2. und 3. Quartal 2014 von Athen unerwartete positive Überraschungen ausgingen. Die politische Unruhe in dem Reformland hat ihren Preis. Das Debakel um die neue Regierung und ihren äußerst undiplomatischen Kurs wird Griechenland und den Griechen auch im 1. Quartal auf die Füße fallen. So kann man eben auch die Interessen der Bürger wahrnehmen …

Der Blick auf den Chart zeigt, dass es in der Eurozone das siebte Quartal in Folge zu Wachstum kommt. Dieses Wachstum ist fraglos verhalten, aber es ist qualitativ weit über dem Niveau der Pendants der USA, Japans und des UK dank der vorgenommenen Strukturreformen angesiedelt.

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Die Daten aus den USA konnten weder am Donnertag noch am Freitag überzeugen:

Die Arbeitslosenerstanträge legten unerwartet von zuvor 279.000 auf 304.000 in der Berichtswoche per 7. Februar zu. Das Niveau ist jedoch nicht als kritisch zu klassifizieren.

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Die US-Einzelhandelsumsätze per Berichtsmonat Januar sanken um 0,8% im Monatsvergleich nach zuvor -0,9%. Die Prognose lag bei -0,5%. Wo ist der "Boost", der wegen niedriger Energiepreise erwartet wurde? Hat das Ausbleiben mit dem hohen "Leverage" der Konsumenten wegen Verschuldung zu tun (siehe Jahresausblick)?

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Auch bei den US-Lagerbeständen verdichten sich die Sorgenfalten. Hier kam es per Dezember zu einer Zunahme der Lagerbestände um 0,1%. So weit so gut!.

Problematisch ist, dass der Absatz im Monatsvergleich um 0,9% einbrach. Damit stellte sich das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz auf 1,33 nach zuvor 1,31 Monatsumsätze. Nachfolgender Chart verdeutlicht das kritische Szenario!

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Das US-Verbrauchervertrauen, dessen Anstieg uns in den letzten Monaten irritierte, liefert jetzt nachvollziehbarere Entwicklungen. Der Index der University of Michigan sank per Februar unerwartet von zuvor 98,1 auf 93,6 Punkte. Die Progrnose lag bei 98,1 Zählern. Damit bewegt sich dieser Index jedoch weiter auf verhältnismäßig hohen Niveau.

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Insgesamt werfen die Daten bezüglich jedweder positiven Konjunkturentwicklungen in den USA ernste Fragen auf. Einige hatten diese Fragen zeitig gestellt.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1200 - 30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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