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Der Zinssenkungswettlauf - US-Daten bereiten keine breite Freude …

02.03.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1178 (07.55 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1160 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 119.82. In der Folge notiert EUR-JPY bei 133.95. EUR-CHF oszilliert bei 1.0678.

Zunehmend drängt sich der Eindruck eines Zinssenkungswettlaufs auf globaler Ebene auf. China agierte jetzt am Wochenende. Chinas Zentralbank senkte den Leitzins erwartungsgemäß um 0,25% von zuvor 5,60% auf 5,35%. Fraglos ist die Verbilligung des Produktionsfaktors Kapital für wirtschaftliche Aktivität grundsätzlich positiv. Gleichwohl leiden die vermeintlich konservativ aufgestellten privaten Haushalte, die ihre Anlageschwerpunkte auf der Zinsseite haben.

Es gibt aber eben auch eine strukturelle Kehrseite der Medaille bezüglich der Stabilität des Finanzsystems. Strukturelle Risiken nehmen bei Kapitalsammelstellen, aber auch bei Finanzinstitutionen, die ihr Eigenkapital in Staatsanleihen anlegen, zu. Diese Risiken werden derzeit ausgeblendet.

Ein weiteres Risiko wird derzeit kaum thematisiert. In der Krisenpolitik 2008 - 2010 zogen die G-20 Nationen alle an einem Strang, um die Dominoeffekte der Krise zu unterbinden. Das war erfolgreich. Man hatte aus der fehlerhaften Politik der Krise 1929/32 gelernt.

Durch die in den letzten 12 Monate aufgebrochenen geopolitischen Probleme (Trennung der Welt in West- und Osteuropa, Westen versus "Shanghai Corporation") steht diese Homogenität zur Disposition. Die aktuelle Ausformung der Zinspolitiken lässt einen Ansatz erkennen, der egoistische nationale Motive in den Vordergrud rücken lässt. Bezüglich der nach wie vor gegebenen Risikopotentiale in der westlichen Finanz- und Ökonomiewelt wirft diese Neuausrichtung massive Fragen auf. Das gilt vor allen Dingen bezüglich der Länder, die sich bisher „erfolgreich“ der Reformpolitik widersetzten.


In dem Zusammenhang muss der Blick in Richtung USA gehen:

In wie weit ist die bereits am Devisenmarkt zu großen Teilen diskontierte Zinswende in den USA realistisch? In den letzten drei Monaten verfehlten circa 90% der US-Wirtschaftsindikatoren die Markterwartungen. Am Ende der letzten Woche kam aus dieser Ecke auch keine Entwarnung. Ganz Im Gegenteil …

Das US-BIP per 4. Quartal 2014 stellte sich in der annualisierten Fassung auf 2,19% (vorläufige Wert 2,60%) nach 4,97% im Vorquartal. Das Wachstum war im 4. Quartal nachhaltig vom privaten Konsum und dem Lageraufbau getragen. Alle anderen Sektoren waren im Quartalsvergleich von Schwäche geprägt.

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Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Universität Michigan sank laut finaler Berechnung im Monatsvergleich von zuvor 98,1 auf 95,4 Punkte. Die Prognose lag bei 94,0 Punkten, nachdem der vorläufige Wert bei 93,6 Zählern lag. Hier ist die Lage nicht prekär, nachdem im Vormonat das höchste Niveau seit 11 Jahren markiert wurde. Was passiert aber bei Zinserhöhungen in den USA bezüglich der Tatsache der massiven Privatverschuldung (z.B. Konsumverschuldung seit Lehmann 2008 +18,5%, mittlere Einkommen +2,5%)?

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Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago, der wichtigesten Wirtschaftsregion im mittleren Westen der USA, kollabierte im Februar von zuvor 59,4 auf 45,8 Punkte. Damit wurde der schwächste Wert seit Juli 2009 markiert.

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Der Index der anhängigen Hausverkäufe setzte dagegen per Januar mit einem Anstieg von 102,5 auf 104,2 Punkte einen positiven Akzent. Wir sehen hier eine Reaktion auf den starken Rückgang des Vormonats.

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Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1080 - 1.1380 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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