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Renzi's Traum und der Big-Mac-Index

09.03.2015  |  Robert Rethfeld
"Mein Traum ist die Parität zwischen Euro und Dollar, eine Situation, die Italiens großem Exportsektor helfen würde."
(Matteo Renzi, italienischer Ministerpräsident, 21.01.2015)


Träume gehen nicht immer in Erfüllung. Manchmal jedoch klappt es. Der Euro/Dollar schloss am Freitag mit 1,0850 auf einem Niveau, dass zuletzt im Jahr 2003 erreicht wurde. Die Parität ist nur wenige Prozentpunkte entfernt. Warum träumt Renzi von der Parität, während die Mittel- und Nordeuropäer einer weiteren Schwächung des Euro nicht viel abgewinnen können? Überhaupt: Wo liegt der faire Wert des Euro gegenüber dem US-Dollar?

Der so genannte "Big-Mac-Index" liefert eine anschauliche Erklärung. Die Preise für ein Big Mac werden weltweit miteinander verglichen. Das britische Wirtschaftsmagazin "Economist" rief den Index im Jahr 1986 ins Leben. Der Big-Mac-Index ist ein einfacher Indikator für die Kaufkraft einer Währung.

Im Juli 2001 wurde ein Euro/Dollar-Kurs von 0,84 notiert. Der Big-Mac-Index verzeichnete eine Unterbewertung des Euro gegenüber dem US-Dollar.

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Der Unterbewertung folgte eine lange Phase der Euro-Überbewertung. Bis zum Jahr 2008 stieg sie auf 50 Prozent. Damit war der Gipfel erreicht. Anschließend setzte ein Schwenk in Richtung des fairen Wertes ein.

Im Januar 2015 notiert die Unterbewertung des Euro (-10%) auf dem Niveau des Jahres 2001. Man könnte also argumentieren, dass ein Kursniveau von 1,11 (Ende Januar 2015) dem Niveau von 0,84 aus dem Jahr 2001 entspricht. Ein weiterer Fall des Euro könnte nur noch unter besonderen Umständen erfolgen. An dieser Stelle kommt eine wichtige Unzulänglichkeit des "rohen" Index ins Spiel.

Der Big-Mac-Index ist Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Analysen. Die größte Kritik entwickelte sich an der Nicht-Berücksichtigung des jeweiligen Lohn-Niveaus. Der Big Mac kann in Ländern mit einem geringen Lohn-Niveau deutlich günstiger produziert werden. In der Folge pendelt sich ein Preis auf einem niedrigeren Niveau ein. Der faire Wert würde demnach unterhalb des Wertes liegen, den der Original-Index anzeigt. Aus diesem Grund besserte der Economist nach. In einem adjustierten Index setzt das Magazin den Big-Mac-Preis mit dem BIP pro Einwohner in Relation.

Eine solche Zahlenreihe liegt seit Juli 2011 vor. Der adjustierte Index zeigt ebenfalls einen langjährigen Kaufkraftverlust des Euro gegenüber dem US-Dollar.

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Allerdings: Per Januar 2015 wurde keine Unterbewertung notiert. Ein Kurs von 1,11 signalisiere vielmehr eine Situation des fairen Wertes.

Also doch kein Grund für Renzi, die Parität anzusteben? An dieser Stelle kommen die Partikularinteressen einzelner Mitgliedsstaaten ins Spiel. Der Blick auf den folgenden Chart zeigt, dass der Big-Mac-Index für Italien und Spanien eine Überbewertung des Euro ausweist.

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