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Fortsetzung Griechendrama, Ukraine beruhigt, USA/Venezuela der neue "Hotspot"?

10.03.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0797 (07.49 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0785 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 121.75. In der Folge notiert EUR-JPY bei 131.40. EUR-CHF oszilliert bei 1.0688.

Die Geopolitik und Zentralbanken bestimmen die Finanzmärkte. Die EZB hat gestern das Ankaufprogramm gestartet. Deutsche Bundesanleihen profitierten. Der DAX gewann. Die Bundesbank zeigt sich skeptisch, ohne jedoch auf den weiteren Weg entscheidenden Einfluss nehmen zu können. Für den Euro wirkt sich das Griechendrama negativ aus.

Erkennbar ist, dass die Geduld in Brüssel und den Hauptstädten der Eurozone extrem strapaziert ist. Der Spieltheoretiker Varoufakis hat mit seinem Genossen Tsipras hoch gepokert. Derzeit weichen beide ein Stück weit zurück. Der Mangel an Verlässlichkeit, den diese beiden Protagonisten in den letzten Wochen seit ihrer Wahl dokumentierten, mahnt, nur bedingte Zuversicht bezüglich einer sinnvollen und tragfähigen Lösung vorzuhalten.

Zu den Fakten: Experten von EU-Kommission, IWF und EZB werden mit Vertretern aus Griechenland am Mittwoch in Brüssel zusammenkommen, sagte Eurogruppenchef Dijsselbloem. Man dürfe keine Zeit mehr verlieren, sagte Dijsselbloem. Die vergangenen zwei Wochen seien vergeudet worden. Eine Auszahlung der Hilfsgelder wird es nicht geben, sofern keine Reformen umgesetzt würden. Gemäß der jüngsten Umfrage wollen 70% der Griechen in der Eurozone bleiben. Laut der EZB stabilisiert sich die Lage der griechischen Banken.

Ergo: Es gibt die Möglichkeit, die Lage zu entspannen. Sie muss aber auch genutzt werden. Die Zeit der "Spiele" ist beendet.

Wir freuen uns außerordentlich, dass sich die Situation in der Ukraine beruhigt. Die ukrainische Regierung hat den Abzug schwerer Waffen durch die Separatisten bescheinigt. Präsident Poroschenko sagte, auch sein Militär habe "den Großteil" der Waffen abgezogen. "Die Separatisten haben ebenfalls eine signifikante Zahl zurückgezogen." Beide Seiten setzen damit das Abkommen von Minsk um.

Unser Außenminister Steinmeier zeigt sich zuversichtlich. Die Frage der finanziellen Stabilisierung bleibt kritisch. Der IWF veranschlagt 41 Mrd. USD, um eine Stabilisierung zu ermöglichen. Die Ukraine wird nach Ansicht der Vize-Chefin der EU-Kommission Georgiewa, in den kommenden Jahren vermutlich noch mehr Finanzhilfen benötigen als bislang erwartet.

Da die Ukraine weder EU-Mitglied noch Nato-Mitglied ist, stellt sich die Frage, in wie weit der Ukraine, einem "failed state", Hilfeleistung zugestanden werden kann. Das gilt vor allen Dingen bezüglich der nicht in zärtesten Ansätzen funktionierenden Administration bei gleichzeitig höchster Korruption. Wäre es für alle Reformländer der Eurozone nicht verstörend, dass hier andere Maßstäbe angesetzt würden, schließlich geht es um Steuermittel der EU/Eurozone?

Kaum kommt in der Ukraine etwas Ruhe auf, machen die USA den nächsten "Hotspot" auf. Als Folge des diplomatischen Streits zwischen den USA und Venezuela hat US-Präsident Barack Obama das südamerikanische Land zu einer Bedrohung für die nationale Sicherheit erklärt. Der US-Präsident verhängte Sanktionen gegen sieben Personen Venezuelas. Präsident Maduro wirft den USA vor, ihn stürzen zu wollen. Er hat verlangt, dass die USBotschaft das Personal von 100 auf 17 Mitarbeiter verkleinert.


Frage: Sind die USA für Venezuela oder Venezuela für die USA eine Bedrohung?

Gestern stand die Veröffentlichung des Sentix-Index für die Eurozone an. Der Index überraschte positiv mit einem Anstieg per März von zuvor 12,4 auf 18,6 Punkte (Prognose 15,0). Der Index erreichte damit den höchsten Stand seit August 2007! Aber wen interssieren derzeit positiv überraschende Daten der Eurozone?

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Gestern zeigten wir uns kritisch bezüglich der Datenqualität des US-Arbeitsmarktberichts. Wir liefern heute weiteres Datenmaterial, um diese These zu stützen.

Die schwachen US-Daten der letzten Monate führen in dem Modell der Fed Atlanta zu einer aktuellen Prognose des US-BIP in Höhe von 1,2% (annualisierte Fassung) nach enttäuschenden 2,2% im 4.Quartal 2014.

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Werfen wir einen Blick auf den Auftragsindex für Konsumgüter (70% des US-BIP sind vom Konsum abhängig):

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Wenn man letzteren Chart analysiert und die Rolle des US-Konsums sachlich einwertet, müssen andere Fragen bezüglich der US-Zinspolitik gestellt werden, als die, die derzeit diskontiert werden. "Food for a lot of thought!"

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1050 - 80 neutralisiert den negativen Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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