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Das Märchen der blühenden Landschaften ... oder auch wann kommt die Zinswende?

13.03.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0515 (08.17 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0494 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 121.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 127.80. EUR-CHF oszilliert bei 1.0645.

In den letzten Tagen haben wir alle mit Spannung die Entwicklung der Euroland-Renditen verfolgt. Montag hat die EZB damit begonnen für 60 Mill. Euro/Monat Anleihen einzukaufen, davon entfallen 40 Mill. auf Staatstitel. Die ersten Effekte sind sehr drastisch ausgefallen. Wie die Notenbank gestern verkündet hat, sind knapp 10 Mrd. Euro in den ersten Tagen in Zinstitel geflossen. Bundrenditen sind bis auf 0,20 Prozent abgefallen. Titel aus Spanien und Italien notieren aktuell bei 1,15 Prozent. Portugiesische Anleihen liegen bei 1,50 Prozent.

Nicht profitieren konnten griechische Titel, die weiter bei über 10,35 Prozent liegen (bei inverser Kurve), da hier das Kaufprogramm nicht greift.

Auf breiter Front wurden gerade sehr lange Laufzeiten gesucht, weshalb sich nahezu überall die Kurven deutlich abgeflacht haben. Dass die Dynamik in diesem Tempo erhalten bleibt, ist eher nicht anzunehmen. Der Markt scheint sich gerade in einer Orientierungsphase zu finden und neu zu sortieren. Auf mittlere Sicht wird sich aber der Einengungstrend fortsetzen. Die letzten Emissionen konnten erwartungsgemäß einfach platziert werden.

Der Euro ist nach den Ausverkäufen der letzten Tage etwas erholt. Die Gemeinschaftswährung probiert immer wieder eine Erholung gegenüber dem US-Dollar zu starten. Aktuell liegen wir ziemlich genau bei 1,0600 , wobei die Zeichen eher auf Entspannung gerichtet sind als auf ein wiederholtes Abgleiten unter 1,0500. Die 1,0650-Schwelle wurde bereits mehrfach angetestet. Eine Erholung könnte uns schnell wieder zur 1,0750 bringen. Entschieden ist hier aber nichts. Große Bewegungen vor dem FED Meeting nächste Woche sind ohnehin unwahrscheinlich.

Kleine Erfolge konnte der Euro dagegen gegenüber dem Sterling Pfund verbuchen. Knapp vor der 0,7000-Marke hat doch die Vernunft gesiegt und der Euro verloren gegangenes Terrain zurück erobert. Aktuell liegen wir deutlich höher bei 0,7130.

Auch gegenüber dem Yen konnte der Euro moderate Zuwächse verbuchen.

Heute stehen keine spektakulären Daten ins Haus. Die Produzentenpreise bringen keine neuen Erkenntnisse, das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan sollte sich auf dem höchsten Level seit sieben Jahren stabilisieren. Wie wir uns am Devisenmarkt weiter bewegen, besonders gegenüber dem US-Dollar, werden die kommenden Handelstage zeigen.

Spannender wird da schon die nächste Woche, in der das nächste FED-Treffen stattfindet. Dienstag und Mittwoch steigt der Puls. Allgemein wird damit gerechnet, dass neue Formulierungen getroffen werden, die die lang ersehnte Zinswende besser greifbar machen sollen. Ein interessanter Punkt dürfte die Heimatwährung darstellen.

Bisher sah die FED den starken USD nicht als Bedrohung für den Aufschwung, aber die weiter fortschreitende Aufwertung (nicht nur gegenüber dem Euro), sondern im gesamten Vergleich, kann der Notenbank nicht gefallen. Die letzten Daten geben Anlass zur Sorge, nur der Arbeitsmarkt setzt laut offiziellen Zahlen seine Erholung fort…wichtige andere Faktoren (u.a. retail sales) zeigen bedenkliche Entwicklungen. Ob´s wirklich nur das Wetter ist? Wir glauben kaum…

In den USA dagegen enttäuschten die Daten wieder einmal. Auch im Februar waren die wichtigen Einzelhandelumsätze deutich rückläufig. Sie lagen -0,6 Prozent unter dem Januarwert. Damit sind die Verkäufe nunmehr drei Monate in Folge abnehmend. Dieses Phänomen gab es seit 2012 nicht mehr. Die Erwartungen (+0,3 Prozent) wurden klar verfehlt.

Ein Grund wird in dem kalten Wetter gesehen, das zumindest die Mitte und den Nordosten des Landes zeitweise unter meterdicken Schneemassen begrub. Besonders stark gaben Autoumsätze mit -2,5 Prozent nach. Der Onlinehandel legte dagegen um 2,3 Prozent zu.

Interessanter Weise sind die Preise im Gastro-Bereich um 0,6 Prozent gefallen - stellt man in diesem Umfeld massiv neue Belegschaft ein wie zuletzt gemeldet?

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Wie die Komponente Kfz-Verkäufe (inkl. Benzinverkäufe) die Zahlen beeinflusst, ist an der Kernrate zu erkennen. Hier stellt sich das Februar-Minus auf -0,2 Prozent, allerdings ist dies kein Zeichen der Entspannung. Auch hier wurden die Erwartungen von +0,5 Prozent vollkommen verfehlt, trotz steigender Benzinpreise im vergangenen Monat. Mit Veröffentlichung der Zahlen wurde dann auch noch der Vormonatswert von -0,9 auf -1,1 Prozent revidiert.

Wie dramatisch die Lage ist, zeigt unter anderem das Lager zu Verkäufe-Verhältnis, das inzwischen wieder auf Krisenniveau angestiegen ist. Baut ein Unternehmen in einer solchen Situation erwartungsvoll Jobs auf oder eher ab? Nicht nur die Öllager sind randvoll…

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Auch der längerfristige Vergleich zeigt, dass der gesamte Handels-Sektor nicht prosperiert…

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Voll auf Kurs blieben die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung mit 289.000. Der 4-Wochen-Schnitt fiel von 306.000 auf 302.250 Anträge.

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Dass im Januar in der Eurozone weniger als im Vormonat produziert wurde tickerte über die News-Ticker der Infodienste. Verglichen mit dem Dezember lag das Produktionsvolumen im ersten Monat des Jahres tatsächlich um -0,1 Prozent tiefer. Die Analystenmeinungen gingen dagegen von einem Anstieg um 0,2 Prozent aus. Allerdings wurde die Basis relativ deutlich von 0,00 auf 0,3 Prozent revidiert, so dass in der Zwei-Monats-Betrachtung die Daten im Rahmen der Erwartungen lagen.

Im Jahresvergleich zeigt sich dagegen deutlicher, dass es wieder bergauf geht. Hier lag der Vergleichwert bei +1,2 Prozent.

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Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.0900 - 30 neutralisiert den negativen Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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