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Zweifel an FED-Zinspfad helfen Euro auf die Beine

23.03.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0817 (07.49 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0657 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 119.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.70. EUR-CHF oszilliert bei 1.0575.

Ein überschaubarer Report wird das heute, da am Freitag keine wesentlichen Nachrichten auf der Agenda standen und auch nicht politische Gipfeltreffen Stoff für neue Bewertungen lieferten. Nicht einmal die als wegweisend bezeichneten Regionalwahlen in Frankreich und Spanien zeigten sich als Ereignisse von besonderer Tragweite.

Im Kern ist in beiden Ländern der Zulauf zu Euro skeptischen Parteien bestätigt worden. Dennoch wurde zum Teil mit noch deutlicheren Ergebnissen gerechnet, weshalb zumindest in Frankreich davon gesprochen werden kann, dass der eigentliche Wahlgewinner nicht der Front National (FN) ist, sondern das Bündnis um Ex-Präsident Sarkozy.

Ein Viertel aller Stimmen entfiel schlussendlich auf den FN - mehr als ein Warnschuss, aber immer noch unter den Hochrechnungen.

In Spanien hat die Regierungspartei von Präsident Rajoy einen Dämpfer bei den Parlamentswahlen in Andalusien einstecken müssen. Hier konnte die erst vor einem Jahr gegründete Linkspartei Podemos deutlich punkten sich als drittstärkste Kraft etablieren. Auch hier zeigt sich die Unzufriedenheit der Bevölkerung. In Spanien ist das Vertrauen in die politische Führung nach einem Korruptionsskandal deutlich zerrüttet.

Die Wahlen haben keine direkte Relevanz wie z.B. die Griechenlandwahl Ende Dezember. Trotzdem ist zumindest in Teilen der Bevölkerung in Südeuropa eine Radikalisierung angesichts der großen Unzufriedenheit mit der persönlichen Situation deutlich feststellbar. Hier spielt besonders die immer noch grassierende Arbeitslosigkeit in beiden Ländern den radikalen Parteien in die Karten.

Angesichts der eingesetzten wirtschaftlichen Erholung in Europa besteht aber immer noch die Chance, dass mit Verbesserungen der individuellen Situation ein Rechtsruck bei den anstehenden relevanten Wahlen ausbleibt. Die Regierungen stehen unter großem Druck. Zuletzt wurde eine Arbeitsmarktreform in Frankreich via Dekret umgesetzt. Es ist also noch nicht zu spät, um wirkliche Reformen auf den Weg zu bringen.

Dann haben wir da noch unseren Evergreen im Report, an dem wir kaum einen Tag vorbei kommen, obwohl wir gerne würden…

Heute Abend trifft Bundeskanzlerin Merkel auf Griechen-Präsident Tsipras. Für weiteren Zündstoff ist aufgrund der mehr als angespannten finanziellen Situation des Landes gesorgt. Laut einem Bericht der FT (Financial Times) werde es nicht möglich sein, dass das Land seine Schuldenverpflichtungen in den kommenden Wochen zu erfüllen. Es geistert der 9. April als "Deadline" über die Finanzticker.

Die EZB hat in den vergangenen Wochen immer wieder die griechische Zentralbank zur Vergabe von immer mehr Notfallliquidität (ELA) ermächtigt. Nun da sich die Situation immer weiter zuspitzt, machen Gerüchte um ein drittes Hilfspaket die Runde. Wahrscheinlich rauchen in einigen Ministerien gerade die Köpfe, mit welchen Marketinginstrumenten die nächste Rettung verkauft werden kann…Allerdings gilt auch hier wieder das Prinzip: Hilfe nur gegen Reformen. Der Poker geht weiter.

Trotz der anhaltenden Griechenlanddiskussion hat sich gegen Ende der Woche der Euro gut behauptet gezeigt. In der Verarbeitung der FOMC-Kommentare vom Mittwoch haben sich doch Zweifel an dem bisher kommunizierten Vorgehen der FED gemehrt. Der Euro konnte in der Folge zulegen und über die 1,0750-Marke springen. Erste Anläufe auf die 1.0900-Marke wurden bei 1,0880 abgeblockt.

Die Skepsis gegenüber den US-Daten und Ankündigungen sollte aber in den kommenden Monaten noch mehr Zulauf erhalten. Der Boden bei Kursen unterhalb von 1,0600 scheint sich herauszubilden. Dass die Erwartungshaltung sehr groß ist, zeigen die Ausschläge nach oben. Die Chance, schnell wieder auf 1,1000 zurück zu laufen ist auf jeden Fall da.

Diese Woche beginnt mit Daten aus der zweiten Reihe. Der FED Index für Chicago, die Verkäufe von bestehenden Häusern und das Verbrauchervertrauen aus der Eurozone liefern wenig Überraschungspotenzial und sollten das Bild der letzten Wochen weiter abrunden. Hierbei dominieren auf US-Seite die Abwärtsrisiken, während sich die Zahlen aus der Eurozone weiter leicht erholt zeigen sollten. Bei deutschen Zahlen stehen die Zeichen "voll auf grün".

Am Dienstag erwarten wir die wichtigen Einkaufmanager Flash Schätzungen aus der Eurozone. Am Mittag folgen die wichtigen US-Verbraucherpreise.

Mittwoch dann folgt der für Deutschland wichtige Ifo Index und die chronisch volatien US-Auftragseingänge. Donnerstag werden Zahlen zur Geldmengenentwicklung und Kreditvergabe an den Privatsektor folgen. Am Freitag schließt die Woche mit der 3. Schätzung des US-BIP im vierten Quartal 2014.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0480 - 1.0500 neutralisiert den positiiven Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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