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Klartext zu Griechenland und zu US-Zinsspekulationen

30.03.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0870 (07.54 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0802 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 119.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.60. EUR-CHF oszilliert bei 1.0452.

Die aktuelle Regierung in Griechenland hat sich auf die Fahne geschrieben, im Sinne der "kleinen Frau" und des "kleinen Mannes" Politik zu machen. Fakt ist, dass diese Regierung Griechenland um mindestens ein Jahr in der Konjunktur- und Strukturerholung zurückgeworfen hat.

Der IWF unterstellte ein Wachstum in Höhe von 3% per 2015. Das ist längst Makulatur. Ebenso ist der konjunkturell bereinigte Primärüberschuss im Staatshaushalt in Höhe von 5,7% des BIP (IWF, Fiscal Monitor 10/2014) jenseits jeder realistischen Prognose.

Tatsache ist, dass jetzt die Sozialkassen Griechenlands zu Gunsten des öffentlichen Haushalts für laufende Ausgaben in Anspruch genommen werden. Diese Politik hat mit Verantwortung für die "kleine Frau" und den "kleinen Mann" nichts gemein. Ganz im Gegenteil werden die Reformerfolge der letzten Jahre sportlich verspielt, ohne Antworten für die Zukunft Griechenlands zu generieren.

Diese Regierung hat die Schmerzphase für die Durchschnittsbevölkerung verlängert, da der seit dem 1. Quartal 2014 messbare Erholungspfad per Mitte des vierten Quartals 2014 abgebrochen wurde. Sie hat die Ressourcen (Sozialkassen) konsumtiv verwendet. Sie hat das diplomatische Klima mit der EU, EZB und IWF bis zum Maximum belastet.

Die Wahrscheinlichkeit eines "Grexit" nimmt täglich zu. Ob dann Russland und China die Rolle der Troika ersetzen, kann heute nicht beantwortet werden.

Die Bewertung des Euros wäre in einem derartigen Szenario voraussichtlich kurzfristig einer Belastung ausgesetzt. Mittelfristig wäre ein "Grexit" aller Voraussicht eine Entlastung für alle übrigen Teilnehmer der Eurozone und damit auch für den Euro.


Wenden wir uns der US-Zinsspekulation zu:

Medial wurde von erhöhten Wahrscheinlichkeiten einer Zinswende in den USA als Folge der Einlassungen Frau Yellens fabuliert. Was sagte Frau Yellen? US-Notenbank-Chefin Yellen erklärte am Freitag, dass die Zinswende unter Umständen noch in diesem Jahr gerechtfertigt sei.

Bisher erwartete der Markt das Frühjahr, dann den Juni, nun lautet es, dass unter Umständen noch in diesem Jahr eine Zinswende anstehen könne. Wo ist das gegenüber der bisherigen Diskontierung eine Verschärfung der Wahrscheinlichkeit. Es ist genau das Gegenteil, es ist ein sukzessiver Rückzug, auf den erschreckend viel medialer falscher "Spin" gesetzt wird.

Yellen: Das sei letztendlich von der Konjunktur- und Inflationsentwicklung abhängig. Dazu haben wir Fakten, den Fed Atlanta GDPNOW-Tracker. Er stellt die Erwartungshaltung der Märkte dem tatsächlichem Konjunkturbild gegenüber: Aktuell 0,2% annualisiertes Wachstum versus 2,4% Marktprognose ... Der Chart belegt, dass die US-Konjunktur im ersten Quartal dynamisch einknickte! Food for a lot of thought!“

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Die Daten aus den USA boten am Freitag ein durchwachsenes Bild:

Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Universität Michigan sank per März im Monatsvergleich von zuvor 95,4 auf 93,0 Punkte (Erstschätzung 92,0 Punkte). Damit kam es zum zweiten Rückgang in Folge. Es wurde der niedrigste Wert seit November letzten Jahres markiert.

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Die letzte Revision des BIP der USA per viertem Quartal 2014 enttäuschte. Das BIP verharrte in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung bei 2,2% Wachstum. Die Prognose bei 2,4% wurde verfehlt. Der Wachstumsclip war der Zweitschwächste seit sechs Quartalen.

Bezieht man der GDPNOW Tracker der Federal Reserve Atlanta per 1. Quartal 2015 mit in Betracht, ergibt sich ein dynamischer Verlust an Konjunkturdynamik über die letzten sechs Monate, der im diametralen Widerspruch zu der "Aufregung" bezüglich einer Zinswende in den USA steht.

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Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0480 - 1.0500 neutralisiert den positiiven
Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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