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US-Datencocktail schwer verdaulich - Reaktion verhalten bei Devisen …

07.04.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0942 (07.41 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0911 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 119.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.75. EUR-CHF oszilliert bei 1.0465.

Bevor die prekären US-Daten an dieser Stelle aufgearbeitet werden, gilt es, einen Blick auf die Eurozone zu werfen. Spanien setzt nahezu latent bei Konjunkturdaten positive Akzente, die immer wieder Überraschungscharakter haben. Das betraf zuletzt die Erhöhung der Wachstumsprognose. Es betrifft aktuell die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen fiel in Spanien zum Vormonat um 1,3% auf 4,45 Millionen. Damit wurde der stärkste Rückgang auf Monatsbasis seit 2002 markiert. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl um 7,2% oder 343.927 Personen.

Die fraglos äußerst schmerzhaften Strukturreformen zeitigen positive Wirkung. Einmal mehr wird die These von Aristoteles bestätigt. Auch unsere Freunde in Griechenland machten diese positive Erfahrung bis in den späten Herbst 2014. Seitdem dort jedoch mit der Ausrufung der Parlamentswahlen und dem folgenden Sieg der Syriza-Partei der Reformweg abrupt verlassen wurde, sehen wir dort eine erneut dramatische Verschlechterung der Gesamtsituation. Im Grunde genommen sind alle Erfolge der Reformpolitik durch die letzten Monate zerstört worden.

Tsipras versprach den "kleinen Leuten" eine Verbesserung der Lage. Er hat die "kleinen Leute" in eine viel prekärere Lage gebracht. Einmal mehr wird belegt, dass Ideologie der Feind der "kleinen Leute" ist. Durch den Politikansatz aus Athen ist Griechenland nicht nur in der EU extrem isoliert. Washington hat bereits bei Hilfen abgesagt. Der sehnsuchtsvolle Blick Athens richtet sich jetzt in Richtung Moskau und Peking.

Problematisch wird für diese Regierung in Athen, dass sie gegenüber allen westlichen Partnern bereits jedwedes Vertrauen verspielt hat. So etwas sieht man übrigens auch in Moskau und Peking. Was gilt ein griechisches Wort oder eine griechische Unterschrift denn heute noch?

Das Thema "Graccident" ist aktueller denn je. Das anstehende Treffen am 8. Und 9. April in Brüssel mag das Problem durch Nachgiebigkeit seitens der EU lösen. Was für ein Schlag ins Gesicht Madrids, Lissabons oder Dublins wäre das? Welche Glaubwürdigkeit hätten die Reformforderungen gegenüber Paris und Rom? Hier ist Vorsicht geboten. Man könnte ein kleines Problem lösen, um ein großes Problem zu generieren.

US-Daten standen in den letzten Tagen im Fokus.

Es gab wenige positive Akzente.

Die wesentlichen Konjunkturdaten und auch Strukturdaten waren prekär. Seit mehr als 12 Monaten weisen wir in unseren Reports auf die schwachen Strukturdaten (Aristoteles!) hin und haben immer wieder betont, dass eine Zinswende in den USA, wie vom Markt antizipiert, illusorisch ist, da die Konjunktur immer der Struktur folgt. Positive Akzente setzten die US-Arbeitslosenerstanträge per 28. März. Die Anzahl der Anträge sank von zuvor 288.000 auf 268.000.

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Auf ersten Blick war auch der Rückgang des Handelsbilanzdefizits in den USA im Berichtsmonat Februar erbaulich. Das Defizit sank von zuvor 42,7 auf -35,4 Mrd. USD.

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Prekär war jedoch die negative Entwicklung der Importe und Exporte, die auf eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität deuten. Die Exporte sanken den vierten Monat in Folge. Der feste USD hat halt seinen konjunkturellen Preis. Aktuell kam es zu einem Rückgang von 189,2 auf 186,2 Mrd. USD, das niedrigste Niveau seit März 2013! Die Importe sanken den zweiten Monat in Folge trotz des starken USD. Per Februar ergab sich ein Einbruch von 231,9 auf 221,7 Mrd. USD (niedrigste Niveau seit April 2011!). Strukturell ist diese Entwicklung der Exporte und Importe kritisch.

Der Challenger Report, der Auskunft über angekündigte Massenentlassungen gibt, lieferte ein durchwachsenes Ergebnis. Gegenüber dem Vormonat sank die Zahl der betroffenen Jobs von 50.600 auf 36.600. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg von 34.400 auf 36.600.

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Auf ersten Blick überzeugten die Auftragseingänge der US-Industrie per Berichtsmonat Februar mit einem Anstieg um 0,2%. Die Konsensusprognose lag bei -0,5%. Die gleichzeitige Revision des Vormonatswerts von -0,2% auf -0,7% nahm jedoch den Großteil der Freude. In konjunkturellen Abschwungphasen dominieren die negativen Revisionen. Was heißt das dann für den aktuellen Monatswert …

Der Blick auf den Chart verdeutlicht die ausgeprägte Schwäche bei den USAuftragseingängen seit August letzten Jahres. Die nominalen Auftragsbücher stehen auf dem Niveau August 2012!

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Im Fokus stand der US-Arbeitsmarktbericht:

Zu den Fakten:

  • Die Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft nahm um 126.000 Jobs zu.
  • Die Prognose lag bei 245.000 neu geschaffenen Stellen.
  • Damit kam es zum geringsten Beschäftigungsaufbau seit Dezember 2013.
  • Die beiden Vormonatswerte wurden um insgesamt 69.000 Jobs nach unten revidiert.
  • Der 3-Monatsdurchschnitt stellte sich auf 197.000 (tiefster Wert seit 1. Quartal 2014).
  • Die durchschnittliche Arbeitszeit sank von 34,6 auf 34,5 Stunden.
  • Die Partizipationsrate am US-Arbeitsmarkt sank von 62,8% auf 62,7%(Tiefpunkt seit 1977).

Fakt ist, dass die Konsensusprognose inklusive der Revisionen der beiden Vormonate um 188.000 Jobs zu hoch lag.

Im Vormonat führte ein um 55.000 über dem Markt liegender Jobaufbau (295.000 statt 240.000 - davon jetzt 31.000 Jobs wieder revidiert) zu einem Einbruch des Euros gegenüber dem USD von mehr als 1,10 auf unter 1,05. Vor diesem Hintergrund ist die aktuelle Anpassung bei der Bewertung des USD als äußerst moderat zu klassifizieren, oder? Mehr gibt es hier nicht zu sagen! Doch: Wird hier die größte jemals aufgebaute "Shortposition in der Parität EUR-USD" verteidigt?

Werfen wir einen Blick auf die Partizipationsrate:

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Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0480 - 1.0500 neutralisiert den positiiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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