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Gedanken zum Goldpreis

10.04.2015  |  Jan Nieuwenhuijs
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Technisch betrachtet, bedeutet das: Wenn Indien 4.000 Tonnen Gold pro Jahr kauft (oder importiert), dann muss der Preis nicht zwangsläufig steigen (oder hätte nicht zwangsläufig steigen müssen). Nehmen wir an, dass Angebot aus Indien wäre stärker gewesen als die Nachfrage aus Indien, dann könnte der Preis sogar sinken, während tausende Tonnen Gold rund um die Welt verfrachtet werden (denn Indien hat keine nationale Gold-Bergbauproduktion).

Der Goldmarkt ist recht einzigartig und lässt sich nicht mit anderen Märkten, wie zum Beispiel dem Kartoffelmarkt, vergleichen. Der Hauptunterschied liegt in der Tatsache, dass Gold nicht verbraucht werden kann. Da es nicht korrodiert, sind Goldbestände sozusagen unsterblich und können endlos recycelt werden. Menschen können Gold verlieren, doch verschwinden kann es nicht. Aus diesem Grund erhöhen alle neuabgebauten Goldmengen den oberirdischen Goldvorrat.

Kartoffeln hingegen haben schon an sich eine begrenzte Lebensdauer und werden nach dem Essen verdaut. Die jährlichen Angebots- und Nachfragemengen werden einerseits durch die Produktionsmengen und andererseits durch menschliche Ernährungstrends (und somit Verbrauch) auf bestimmt.

Das Goldangebot ist hingegen weniger abhängig von der Bergbauproduktion. Pro Jahr macht sie nur einen sehr geringen Anteil am oberirdischen Gesamtvorrat aus. Schätzungen zufolge lässt die jährliche Goldproduktion aus dem Bergbau den oberirdischen Gesamtvorrat nur um 1,6% ansteigen. Obgleich ich die Exaktheit dieser Zahl anzweifle, so soll der genaue Prozentsatz für diesen Artikel nicht entscheidend sein.

In der Theorie gilt: Der oberirdische Gesamtvorrat entspricht - zum richtigen Preis - dem potentiellen Gesamtangebot. Die Bereitschaft von Goldeigentümern, im großen Stil zu verkaufen, hat aber wieder viel mit der Kategorie “Existenz des Goldes“ zu tun.

Der jährliche Bergbauoutput wird höchstwahrscheinlich unabhängig von den Preisen verkauft, der Verkauf physischer Goldbestände kann hingegen preisempfindlich sein, ausgedienten Mobiltelefonen wird das Gold entnommen, bevor es zu Abfall wird, alte Goldartefakte werden aller Wahrscheinlichkeit hingegen nie verkauft, etc. Darüber hinaus wird niemand gezwungen, Gold zu verkaufen (auch wenn es in der Tat bekannte Ausnahmen gibt, wie z.B. staatliche Konfiszierungen). Lange Rede kurzer Sinn: Die jährlichen Angebotsmenge ist schwer vorherzusagen, sie ist aber auf jeden Fall höher als die Bergbauproduktion.

Zudem wird der Umfang von Angebot und Nachfrage (letztlich der Preis) von vielen anderen Faktoren bestimmt. Um nur ein paar zu nennen: technische Analyse, monetäres Umfeld, Inflation, die Stärke anderer Währungen, industrielle Anwendungsbereiche sowie Angebot- und Nachfragedaten (als Beispiel: China kauft 2.000 Tonnen Gold pro Jahr, dennoch geben Analysten weltweit nur 1.000 Tonnen an - aus welchem Grund auch immer. Das wiederum führt zu einer Verzerrung der Marktstimmung, weil der Markt auf Grundlage falscher Annahmen handelt).

Zwei andere wichtige Faktoren, die den Goldpreis beeinflussen sind 1.) Goldderivate - also Futures, Optionen, Forwards und nichtzugewiesenes Gold (Sammelverwahrung) und 2.) das Londoner Goldfixing. Mit Derivaten wird ein Vielfaches der eigentlichen physischen Angebots- und Nachfragemengen gehebelt, sie haben daher einen dementsprechend großen Einfluss auf Kurse und Marktstimmung, vor allen kurz- bis mittelfristig. An den Derivatemärkten kann der Goldkurs problemlos nach den Vorstellungen der großen Trader auf- und abwärts bewegt werden.

Terry Smeeton von der Bank of England sagte im März 1994 auf der Australischen Goldkonferenz (Quelle: Frank Venerosos “Gold Book 1998“): […] mindestens 20 Zentralbanken sind an Geschäften mit Swaps, Optionen und Futures beteiligt. Damit partizipieren doppelt so viele Banken in diesen Märkten als noch vor einigen Jahren.“

Die CME Group, der größte Derivatehandelsplatz der Welt mit Sitz in den USA, startete im Juli 2013 ein Programm, um den Zentralbanken dieser Welt eine Reihe von Produkten anzupreisen. Bei einigen dieser Produkte handelt es sich um Metall-Terminkontrakte, die an der CME Globex gehandelt werden. Als Anreiz bietet die CME den Zentralbanken Sonderkonditionen an (mehr Details finden Sie dirket bei der CME Group). Es würde mich nicht wundern, wenn Zentralbanken gerade in diesem Moment Gold-Futures handeln.

Das Londoner Goldpreisfixing findet zweimal täglich am Londoner Goldmarkt statt, der Goldpreis wird über eine elektronische, auktionsartige Plattform festgestellt, an der aktuell sieben Banken beteiligt sind. Die Auktion stand im Zentrum von Untersuchungen, da sie aufgrund ihrer Undurchsichtigkeit anfällig für Manipulation ist.

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