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Rezession voraus? Droht der amerikanischen Wirtschaft der Absturz?

27.04.2015  |  Klaus Singer
Dieser Tage geht wieder die Frage um, ob die Wirtschaft der USA (und der Welt) auf eine Rezession zusteuert. Die bisherige Wachstumslokomotive China schwächelt, der US-Verbraucher kommt seiner vornehmsten Aufgabe, zu konsumieren, was das Zeug hält, nur zögernd nach.

Die Eurozone läuft den Wachstumsraten der USA weiterhin mit großen Abstand hinterher, wobei Beobachter allerdings die Fracking-"Revolution" ins Spiel bringen. Ohne sie läge das US-Wachstum näher an ein Prozent als am auch schon anemischen Zuwachs von zuletzt im Mittel 2%, heißt es. Für das zurückliegende Quartal rechnen viele mit einem Pozent.

Die Flash-PMIs für April haben überall Schwäche gezeigt. Der chinesische Flash-PMI der HSBC sinkt im April auf 49,2 (nach 49,6 im März) und damit auf ein ein-Jahres-Tief. Das japanische Pendant sinkt von 50,3 im März auf 49,7. Die PMIs der Eurozone enttäuschten ebenfalls, der deutsche Flash-PMI notiert im April bei 54,2 nach einem acht-Monats-Hoch im März bei 55,4.

Der amerikanische ISM-Index ist seit Herbst von einem Stand bei knapp 58 aus auf Talfahrt und notierte im März bei 51,50. Am kommenden Freitag wird der Wert für April veröffentlicht. Der US-PMI sinkt im April auf ein vier-Monats-Tief.

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Nach der laufenden Umfrage des Wall Street Journal wird nach einem BIP-Zuwachs von 2,2% im Schlussquartal 2014 für das erste Quartal 2015 ein Anstieg um 1,4% erwartet. Schon im zweiten Quartal sollen wieder +3,1% erreicht werden, danach +3,0%. Also gehen die Befragten von einem temporären Durchhänger aus, der schon bald wieder ausgebügelt ist. Eine unmittelbar einsetzende Rezession scheint in den Augen der Befragten fernab jeder Wahrscheinlichkeit.

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Woher allerdings der Optimismus für das zweite und die folgenden Quartale kommt, ist schwer nachvollziehbar. Es macht sich offenbar die Haltung breit, dass es die Zentralbanken schon richten werden. Es ist die Hoffnung, dass über Zinssenkung und Geldflut Wirtschaftswachstum geschaffen werden kann.

Aber solche geldpolitischen Maßnahmen schaffen lediglich bestimmte monetäre Voraussetzungen. Ob diese in die Produktion von neuen Konsum- oder Investionsgüter umgesetzt werden, entscheidet sich daran, ob Unternehmer und Verbraucher willens und in der Lage sind, neue Güter anzubieten und nachzufragen. Gut möglich, dass schnell sinkende Zinsen ab einem bestimmten Punkt zu Kreditaufnahme und ersten Investionen führt.

Wenn sich aber im Laufe der Zeit herausstellt, dass sich diese nicht lohnen, weil entweder die Nachfrage fehlt oder die Kosten unerwartet stark steigen, folgen im besten Falle keine Anschlussinvestitionen mehr. Im schlechtesten Fall kommt es zu einer Wirtschaftskrise.

Mit geldpolitischen Flutungsmaßnahmen haben die Zentralbanken seit Jahrzehnten jeden Konjunktureinbruch bekämpft. In besonders drastischer Form ist das nach 2008 geschehen. Durch diese Eingriffe hat der Zins seine Funktion verloren, ein Gleichgewicht zwischen Ersparnis und Investition herzustellen und so Hinweise zu geben, ob sich Investitionen lohnen oder nicht.

Kapital wird künstlich billig gemacht, was Fehlinvestitionen provoziert, die den Grundstein für die nächste Krise legen. Wenn dann noch die Situation einer Liquiditätsfalle besteht, in der liquide Mittel gehortet und nicht produktiv eingesetzt werden, kommt es auch nicht zu Inflation auf den Gütermärkten. Stattdessen inflationieren die Preise von Finanzmarkt-Assets und die Schere z.B. zwischen Aktienkursen und Ertragssituation der Unternehmen geht immer weiter auf. Und da sich die Spekulation zu lohnen scheint, besteht umso weniger Veranlassung, die billigen Mittel in der Realwirtschaft produktiv anzulegen.

Genau in dieser Situation sind wir heute: Die Aktienkurse erklimmen neue Hochs in Folge, die kurzfristigen Zinsen sind Null bis negativ, die langfristigen Zinsen sinken weiter und bleiben damit auf dem in den frühen 1980er Jahren eingeschlagenen Weg. Der deutsche zehn-Jahres-Bund rentiert gegenwärtig bei etwa 0,16%, für das US-Pendant erwarten einige Beobachter per Frühjahr 2016 rund 0,8% (aktuell 1,92%).

Die Rohstoffpreise zeigen keine Stärke - vom Öl abgesehen, das unterstützt von geopolitischen Faktoren versucht, sich von dem scharfen Einbruch seit Jahresmitte 2014 zu erholen. Zusammen mit den anemischen Inflationsindices sind das Hinweise auf eine anhaltende Wachstumsschwäche, wie wir sie hier schon etliche Male diskutiert haben.


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