Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Aktienmarkt: Gewinnmitnahmen oder mehr?

03.05.2015  |  Klaus Singer
Die zurückliegenden Tage mit deutlichen Einbrüchen vor allem bei europäischen Aktien, einem deutlichen Anstieg von Euro/Dollar und klarem Abverkauf von Staatsanleihen in den USA und anderswo werfen die Frage auf, wie es bei Aktien nun weitergeht. Zugleich hat der Monat Mai begonnen - eine alte Börsenweisheit sagt: "Sell in May and go away".

Wie das so ist mit solchen "Weisheiten" - es gibt auch die Bauernregel: „Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist.“ Das führt nicht weit - ein bisschen konkreter sollte es schon gehen.

Robin Griffiths, Chefstratege bei ECU Group London, beobachtet ständig 40 verschiedene Weltmärkte und kommt zu dem Schluss, dass sie im Durchschnitt fair bewertet sind. Von daher brauche man sich aktuell keine großen Sorgen zu machen. Aber es stechen ein, zwei Märkte heraus, die mittlerweile wirklich teuer sind. Dabei sei es egal, welchen Bewertungsmaßstab man anlegt. Einer davon ist der US-Markt, der befindet sich jetzt im Blasen-Stadium, sagt er.

Trotzdem sei noch kein Verkaufszeitpunkt gekommen. Die Aktienmärkte durchlaufen nun eine volatile Phase, aber im zweiten Halbjahr, vielleicht schon von Juni an, dürften US-Aktien nach oben ausbrechen. Aber 2016 und 2017 ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es zu einem starken Kurseinbruch kommt, warnt er, die Ingredientien für einen Crash starren uns bereits an.

Langfristige US-Staatsanleihen, auch britische Gilts, haben weiteres Kurspotenzial, fährt Griffiths fort. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Fed die Leitinsen mehr oder weniger bald ein wenig anhebt. Selbst dann würden sie weder lange, noch weit nach oben laufen - im Gegenteil, sie würden bald wieder zurückgenommen. Das deutet darauf hin, dass die Ära der negativen Zinsen noch lange nicht vorbei ist, sagt er.

Für Gold sieht Griffiths Chancen, in jeder anderen Währung außer in Dollar sei das Metall schon in einem neuen Bullen-Markt. Aber sogar in Dollar dürften die Preise in den nächsten Monaten absteigen. Zwar sei zunächst kein neues Allzeithoch in Sicht, aber 1.400 bis 1.550 Dollar könnten es schon werden.

Griffiths würde jetzt den japanischen Markt kaufen, allerdings mit Währungs-Absicherung. Er würde auch einige europäische Märkte kaufen, ebenfalls abgesichert (aus Dollar-Sicht). Dabei würde er grundsätzlich auf Aktien mit ordentlicher Dividenden-Rendite achten, sagt er. Eine Dividenden-Rendite von vier bis sechs Prozent sei gut, und das sichere die Kurse solcher großer Firmen auch bei hohen Bewertungen einigermaßen ab.

Andere Beobachter sehen schon recht bald eine 20%-Korrektur. Wenn das geschieht, werde die Fed sofort alle Pläne begraben, die Zinsen zu erhöhen, vielleicht wird sogar ein neues QE in Erwägung gezogen, sagen sie. Das würden die großen Akteure an den Aktienmärkten zunächst goutieren, aber dann folge früh in 2016 ein großer Crash, der den Dow längerfristig bis auf 6.000 oder sogar 5.500 drückt.

Als zusätzlichen Beleg für dieses Szenario wird der Nasdaq Composite angeführt, der sein Allzeithoch aus 2000 bei 5.132 zwar am Montag der zurückliegenden Woche kurz gestreift hat, sich aber nun deutlich zurückgezogen hat. Es scheint demnach so, als sei dieser Pegel ein harter Widerstand. Und das sei auch ein Warnsignal für den Gesamtmarkt.

Schauen wir uns die Zuflüsse in US-Fonds an. Der folgende Chart zeigt die kumulierten Zuflüsse zwischen 1990 und März 2015. Der Trend zeigt ungebrochen aufwärts, lediglich der Verlauf der Netto-Assets zeigt sich seit Anfang 2014 etwas volatiler. Noch ausgeprägter ist der Zufluss in ETFs, der entsprechende Chart kann unter dem angegebenen Link eingesehen werden.

Bei Bond-Fonds zeigt sich ein ähnliches Bild. Auch hier sind die Zuflüsse aktuell ungebrochen, lediglich 2013 gab es Abflüsse. Seit 2006 deutet sich die Entwicklung eines exponentiellen Verlaufs an.

Open in new window

Der folgende Chart zeigt die quartalsweise Entwicklung der Bestände in US-Fonds insgesamt. Auch hier deutet sich eine Beschleunigung der Entwicklung an - seit Ende 2011. Wie nicht anders zu erwarten, fallen markante Hochs und Tiefs bei den Fonds-Beständen mit Hochs und Tiefs bei Aktien zusammen. Für ein präzises Timing ist der Verlauf der Fonds-Bestände aber wenig geeignet (Daten bis einschließlich Q4/2014).


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"