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Aktienmarkt: Gewinnmitnahmen oder mehr?

03.05.2015  |  Klaus Singer
- Seite 2 -
Anlass, bzw. Verstärkung für die jüngsten Gewinnmitnahmen war der schwache Verlauf des US-BIP im ersten Quartal. Gestern allerdings traten in den USA schon wieder Schnäppchenjäger auf den Plan und kauften insbesondere die zuletzt besonders verprügelten Sektoren Healthcare und Technologie zurück. Geholfen haben dabei Makrodaten wie der ISM-Index, der sich im April nahe eines zwei-Jahres-Tiefs zumindest nicht näher auf seine Scheidelinie bei 50 zubewegt. Der Subindex für neue Aufträge ist deutlich angesteigen. Auch das Verbrauchersentiment steigt im April leicht an.

Passend zum Rückzug aus Aktien ist in der zurückliegenden Woche die täglich ermittelte Volumenverteilung von Akkumulation in Distribution gekippt - ein Zeichen, dass große Investoren in Verkaufslaune sind. Inwieweit sich das kursschädlich auswirkt, hängt davon ab, wie groß die Gier der breiten Anlegermasse ist. Sie ist gegenwärtig nicht besonders ausgeprägt, das Verhältnis S&P 500 zu VIX lässt gegenwärtig allerdings noch etwas Raum zur Entwicklung.

Vermutlich wird allerdings der Aufbruch des S&P 500 zu neuen Höhen über 2117+ hinaus jetzt nicht nachhaltig gelingen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Wahrscheinlichkeit weiterer Gewinnmitnahmen in den nächsten Tagen und Wochen hoch ist - jedoch in einem als Konsolidierung anzusehenden Rahmen.

Dem würde es auch entsprechen, wenn wir in Euro/Dollar nun eine sehr volatile Phase sehen, in der wechselseitig mal die Konjunktur-Karte der USA und der in der Eurozone gespielt wird.

In den USA wie auch anderswo gibt es keine nachhaltige wirtschaftliche Erholung von der jüngsten Rezession, bestenfalls mehrfache vergebliche Versuche dazu, sich von der Talsohle abzuheben. Das einzige, was sich unter tatkäftiger Hilfe von Fed & Co erholt hat, sind die Kurse von Aktien und Bonds. Der weitere Verlauf des Jahres 2015 dürfte einen weiteren Abschwung der US-Konjunktur offenbaren, wobei man für das zweite Quartal (berechtigte…) Hoffnungen auf Aufholpotenzial hegt (u.a. wegen des schwachen ersten).

Erfüllen sich diese Erwartungen, könnte das tatsächlich Katalysator für einen (liquiditätsgetriebenen) Ausbruch des S&P 500 (und anderer Aktienmärkte) sein, der jedoch in dem Maße wieder an Tempo verliert, wie sich in den dann folgenden Quartalen der Dynamikverlust der Wirtschaft manifestiert.

Insofern kann ich dem Szenario von Griffiths einiges abgewinnen, der in diesem Jahr noch neue Hochs bei Aktien sieht und für die dann folgenden Jahre einen scharfen Einbruch vorhersagt.

Der folgende Chart zeigt die fraktale Sicht auf den S&P 500. Seine Aussage ist unverändert. Die obere rote Linie ("Linearity") zeigt, wie weit der Herdentrieb fortgeschritten ist. Sie hatte im Dezember einen Rekordwert von 96% erreicht, aktuell liegt sie wie im Vormonat auch bei 94%. Das ist im historischen Vergleich sehr hoch. Für sich alleine sind solch hohe Werte aber keine Indikation auf eine unmittelbar bevorstehende massive Korrektur, bzw. einen beginnenden Bären-Markt.

Damit zu rechnen ist erst, wenn das Niveau von 90% unterschritten wird. Auch von anderen Indikatoren, die die statistische Verteilung der Dynamik im Kursverlauf (gelbe Linie im oberen Chart-Bereich) und die Zuordnung und Richtung verschiedener gleitender Durchschnitte (hellgrüne Linie) auswerten, kommt bisher kein Warnsignal (vergleichen Sie dazu die Topp-Phasen 2000 und 2007 im Chart!).

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Fazit:

Damit gehe ich davon aus, dass abgesehen von konsolidierenden Gewinnmitnahmen bei Aktien der Bull-Run NOCH weitergeht. Die Situation ist allerdings nach allen historischen Maßstäben schon sehr weit ausgereizt, so dass die Anfälligkeit für externe Schocks hoch ist.

Nicht unterschätzt werden sollte gegenwärtig aber auch das „Vertrauen“ in die Allmacht der Zentralbanken, wie das Beispiel japanischer und seit etlichen Monaten auch das chinesischer Aktien zeigt.

Irgendwann allerdings ist das aufgebraucht - spätestens dann, wenn offenbar wird, dass die Fed einen neuerlichen Rückfall der US-Wirtschaft in eine Rezession nicht verhindern kann. Dann dürfte es zum Crash kommen.

Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de
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