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Das Ende des Bargelds?

23.05.2015  |  David Chapman
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  • Laut eines Berichts der britischen HSBC werden Bankkunden befragt, wie sie ihr Geld verdienen und ausgeben, zudem sind große Bargeldabhebungen auf 5.000 £ begrenzt.

  • Der US-Bundesstaat Louisiana entscheidet über ein Gesetz (Bill 195), das die Nachverfolgung gestohlener Güter erleichtern würde. Das Gesetz könnte weitreichende Konsequenzen haben, so könnte praktisch die Existenz von Flohmärkten, gemeinnützigen Verkaufsstellen, sowie Gebrauchtwarenportalen im Internet bedroht sein. Offenbar fordert das Gesetz, dass Second-Hand-Waren mit Kreditkarten, Schecks, Zahlungsanweisungen, Girokarten oder per elektronischem Geldtransfer bezahlt werden müssen. Es darf kein Bargeld mehr eingesetzt werden. Das Gesetz verlangt zudem, dass der Verkäufer von Second-Hand-Waren erhebliche Informationen über jeden einzelnen Käufer abfragen muss. Ein solcher Verlauf würde der Annahme, dass der US-Dollar gesetzliches Zahlungsmittel ist, vollkommen wiedersprechen.

Dies sind nur wenige Beispiele, wo gegen Bargeld vorgegangen wird. Negative Zinssätze unterscheiden sich nicht allzu sehr von einer Steuer auf Ersparnisse. Bargeldnutzung wird als verdächtige Aktivität eingestuft. Beschränkungen der Bargeldnutzung liegen allem Anschein nach deutlich im Trend. In Kanada beschränken Banken inzwischen schon die Mengen, die bar am Geldautomaten abgehoben werden können. Große Abhebungen oder Einzahlungen fallen in den Zuständigkeitsbereich des Financial Transactions and Reports Analysis Centre of Canada (FINTRAC).

Auch wenn Terroristen, Dschihadisten, Geldwäscher, etc. als Vorwand für die Befürwortung einer bargeldlosen Gesellschaft dienen, so könnte das eigentliche Ziel die Schattenwirtschaft sein. Sie lässt sich weder präzise verfolgen noch besteuern. Der Umfang der kanadischen Schattenwirtschaft war kürzlich Thema eines Berichtes. In ihm wurde die Größe des Sektors mit 42,4 Mrd. $ (2,3% des BIP) im Jahr beziffert.

In einer bargeldlosen Gesellschaft ließen sich Steuern von allen einfordern - vom Bauunternehmer, der unter der Hand Geld für Renovierungen annimmt, über Privatperson, die am Samstagmorgen einen privaten Flohmarkt veranstalten bis hin zur Kirchengemeinde, die Wohltätigkeitsverkäufe organisiert.

Der Übergang zur bargeldlosen Gesellschaft wird aber nicht über Nacht passieren. Bislang scheint er langsam und in Phasen durchgesetzt zu werden. Banken, Zentralbanken und Staaten stehen hinter dieser Bewegung. Aus technologischer Sicht wäre der Übergang zu bargeldlosen Gesellschaft längst machbar. Die Abschaffung von Bargeld gäbe den staatlichen Stellen die Möglichkeit, die Aktivitäten aller zu verfolgen - ob nun unschuldig oder schuldig.

Das Problem ist jetzt, wie sich der Übergang zur bargeldlosen Gesellschaft auf die Wirtschaft auswirken würde. Schon jetzt sinkt die Geldumlaufgeschwindigkeit rapide. In einer bargeldlosen Gesellschaft könnte das Geldmengenaggregat M1 zu einem Relikt aus einer vergangenen Ära werden.

Der Übergang könnte auch erhebliche Probleme verursachen, da die Nutzung von Währung zum Kauf von Gütern und Dienstleistungen seit Jahrhunderten verankert ist. Eine bargeldlose Gesellschaft wäre für größere Teile der Bevölkerung möglichweise nicht voll und ganz akzeptabel. Der Verlust von Privatsphäre könnte also nur ein Problemfeld in Kontext einer bargeldlosen Gesellschaft sein.

Das Ende des Bargelds könnte mehr Fragen aufwerfen als Antworten geben. Auf den ersten Blick bleibt auch eine Riesenfrage unbeantwortet: “Was ist Geld wert?“. Nicht viel, so scheint es, in einer Welt des Negativzinses und steigender Bankengebühren für simple Geldeinlagen.

Negativzinsen stellen eine Marktverzerrung dar, da das Anlegen von Bankguthaben im Grunde bestraft wird. Manche könnte sich zudem zu Anlagen in risikoreichere Wertpapiere gezwungen sehen. Zudem wäre es gut für Gold, da das Metall nach wie vor seine historische Werterhaltungsfunktion hat. Solche (man könnte fast sagen) planwirtschaftlichen Versuche rufen wieder das Gesetz der unbeabsichtigten Konsequenzen auf den Plan.

Angesichts der jüngsten BIP-Zahlen aus den USA (die recht gering ausfielen und möglicherweise auch negativ, wenn man den Bestandsaufbau herausrechnet) wäre es nicht weiter überraschend, wenn auch die Geldumlaufgeschwindigkeit (M1 und M2) weiter gesunken ist.

Als positiv sind diese Entwicklungen zumindest nicht zu bezeichnen. Sie sind vielleicht sogar ein Hinweis darauf, dass die Weltwirtschaft in größeren Problemen steckt, als uns gerade klar ist.


© David Chapman
MGI Securities
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Dieser Artikel wurde exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt.




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