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Goldaktien: Die Erholung läuft

13.05.2015  |  Adam Hamilton
Der erste Platz auf der Liste der am meisten verachteten Sektoren des gesamten Aktienmarktes bleibt unangetastet. Selbst Antizykliker haben den Sektor verlassen. Aus solch genereller Antipathie und Apathie erwachsen aber die großen Talsohlen.

Trotz ihrer wenig glanzvollen Entwicklung haben sich die Goldaktien über die letzten 6 Monate hinweg unterm Strich erholt. Angesichts der extremen Unterbewertung im Vergleich zu Gold dürfte diese Stärke wahrscheinlich von Dauer sein.

Die Aktien der Goldbergbauunternehmen sind im Grunde Hebelpositionen auf den Goldpreis. Die Rentabilität der Unternehmen wird durch das Auf und Ab des geschätzten Metalls bestimmt und diese fundamentalen Gewinnfaktoren sind letztendlich entscheidend für die Aktienkursniveaus.

Gold ist gerade zutiefst unbeliebt und dümpelt auf relativ niedrigen Kursständen dahin. Das hat natürlich auch die Goldbergbauoperationen enorm unter Druck gesetzt, die laufenden Gewinne in den Keller sacken lassen und die zukünftigen Aussichten eingetrübt.

Diese zweifellos düstere Zeit hat die allgemeine Stimmung gegenüber dem Sektor in extrem pessimistische Bereiche schwingen lassen. Von jenem kleinen Bruchteil der Investoren und Spekulanten, die überhaupt Goldaktien in Betracht zogen, zeigt sich die überwiegende Mehrheit vollends überzeugt, dass dieser Sektor zum Scheitern verurteilt ist und in der Versenkung verschwinden wird.

Es herrscht auch allgemein breiter Konsens darüber, dass der Goldbergbau zu den aktuellen oder weiter sinkenden Goldpreisen einfach nicht mehr profitabel sein kann; eine Erholung scheint man sich auf absehbare Zukunft nicht vorstellen zu können.

Beide Ansichten sind aber ziemlich dämlich. Fast die gesamte moderne Geschichte der Goldproduktion war geprägt von einer Industrie, die bestens mit Goldpreisen weiter unter 1.000 $ oder eben 1.200 $ funktionierte. Es gibt weniger Goldlagerstätten, die sich zu niedrigeren Goldpreisen wirtschaftlich ausbeuten ließen; die Bergbaufirmen müssen sich dann auf Erz mit hohen Gehalten konzentrieren. Aber diese Anpassung ist möglich. Ein tolles Beispiel dafür kam kürzlich von Newmont Mining - einem der weltgrößten Goldproduzenten.

Newmont legte am 23. April seine Betriebsergebnisse für das erste Quartal vor, und die waren exzellent. Mit einem bereinigten Ergebnis pro Aktie von 0,46 $ wurden die Konsenserwartungen von nur 0,23 $ (0,24 $ im Vorjahr) um das DOPPELTE übertroffen. Die meisten amerikanischen Unternehmen wurden für solche Quartalsergebnisse und Einnahmen sterben! Newmonts Rentabilität war in erster Linie Ergebnis einer Senkung der All-In Sustaining Costs auf 849 $ pro Unze.

Wenn man das Ergebnis des ersten Quartals auf Jahresbasis hochrechnet, würde die Aktie für 2015 ein KGV von 13,8 erreichen, falls Gold weiter im Bereich von 1.200 $ dahindümpelt. Das ist recht günstig verglichen mit den einfachen durchschnittlichen Trailing-KGVs (also der letzten 12 Monate) aller Elite-S&P 500-Unternehmen. Sie lagen nach Stand von Ende April bei 26,0! Es ist zudem überraschend, wie viele der kleineren Goldbergbaufirmen heute bei ähnlichen oder niedrigeren Kurs-Gewinn-Verhältnissen liegen. Wirklich saubillig.

Doch wenn Gold unausweichlich die Wende zu steigenden Kursen vollzieht, werden die Unternehmensgewinne im Bergbausektor die Kursgewinne des Metalls hebeln – und zu einem drastischen Kursanstieg führen. Dann werden die Goldaktien aus fundamentaler Sicht sogar noch billiger sein.

Die schwachen Goldkurse von heute sind das Ergebnis einer extremen Kursniveauhebung am Aktienmarkt, welche vom QE 3-Programmeder Fed sowie der begleitenden psychologischen Massage angetrieben wurde, aber auch der generellen aber genauso falschen heutigen Überzeugung, dass die anstehenden Zinssatzerhöhungen den Goldkurs abschlachten würden.

Zinserhöhungen sind in Wirklichkeit positiv für die Goldinvestitionsnachfrage, weil sie die Kurse am allgemeinen Aktienmarkt drastisch in die Tiefe befördern. Aus diesem Grund suchen Investoren nach Alternativen. Im Gold-Superbullenmarkt der 1970er, in dem Gold um das 24-fach stieg, erhöhte die Fed den Leitzins von 3,5% auf schwindelerregende 14,0%! Dennoch schnellten die Goldkurse nach oben im größten Bullenmarkt der jüngeren Geschichte. In den 2000ern gab es wieder einen großen Bullenmarkt - wieder im Umfeld steigender Zinssätze.

Gerade während der letzten Zinssatzerhöhungsphase (zwischen Juni 2004-Juni 2006), als die Fed den US-Leitzins MEHR ALS VERFÜNFFACHTE (von 1,00% auf 5,25%) schoss Gold um 50% in die Höhe! Die fehlenden Zinserträge von Gold haben also nichts damit zu tun, ob das Metall in der Gunst steht oder in Ungnade gefallen ist.

Steigende oder hohe Zinsumgebungen sind toll für Gold, weil sie den konventionellen Aktien und Anleihen schaden und die Investoren somit zu Diversifikation ins Gold treiben.

Daher darf es als so gut wie sicher gelten, dass die abgeschlagenen Goldpreise im neuen großen Bullenmarkt nach oben stürmen, weil die Zinssatzerhöhungen der Fed den hohen und überhebelten Werten am allgemeinen Aktienmarkt einen ordentlichen Dämpfer versetzen werden. Das ist wahrscheinlich einer der Hauptgründe, warum sich Goldaktien in den vergangenen sechs Monaten auch erholten.

Im ersten Chart betrachten wir diesen Sektor aus der Perspektive des GDX Gold Miners ETF - des heute führenden Goldaktien-Bezugswerts.

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Angesichts der heute so gängigen Goldabscheu möchte man meinen, dass diese Goldwerte weiterhin in den Abgrund stürzen würden. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein! Nachdem sie Anfang November in einem extremen 6,0-Jahre-Tief die Talsohle markierten, steigen die Goldaktien UNTERM STRICH jetzt wieder, obgleich die Goldkurse die meiste Zeit über weiter schwach blieben und im Bereich von 1.200 $ (wo die pessimistische Psychologie genährt wird) dahindümpeln.

Seit sechs Monaten vollzieht der Sektor in der Tat einen sich kräftigenden Aufwärtstrend, wobei höhere Tief und höhere Hochs ausgelotet werden. Richtig ist, dass Gold Anfang Januar in die Höhe schoss (die Folge war eine wirklich beeindruckende Rally von 38,8% im GDX innerhalb von 2,5 Monaten). Das war aber die Ausnahme. Seither hat der GDX begonnen, sich in diesem jungen Aufwärtstrend zu erholen; Gold driftete seitwärts bis abwärts nahe der 1.200 $-Marke. Die Investoren kauften aber trotzdem Goldaktien.



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