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Nach dem Bond-Crash bleibt die Volatilität erhöht

18.05.2015  |  Klaus Singer
Es wurde viel gerätselt über den Ausverkauf von Staatsanleihen rund um die Welt. Interessant ist, dass dieser in engem zeitlichen Zusammenhang zu einem (wieder einmal) enttäuschenden Verlauf des US-BIPs stand. In den Jahren zuvor hatten solche Enttäuschungen eher dazu geführt, dass die Benchmark-Rendite der zehnjährigen US-TNotes (TNX) weiter abgab. Jetzt trat genau das Gegenteil ein.

TNX stand am 17. April noch bei 1,85%, am 13.5. wurde das vorläufige Hoch bei 2,28% markiert. Das ist eine Steigerung um gut 23%. Noch extremer trieb es der deutsche Bund. Von einem Tief bei ganzen acht Basispunkten am 20. April ist er in der zurückliegenden Woche bis auf rund 70 Basispunkte hoch geschnellt - eine Steigerung von mehr als 800%. In Kursen ausgedrückt gab es in derselben Zeit einen Rückgang von über 160 bis auf 152 (siehe Chart!).

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Solange kein externer Schock die Finanzmärkte trifft, sind solche extremen Bewegungen hauptsächlich technisch veranlasst. Von den dahinter liegenden Gründen reden wir später. Die Faktoren liegen klar auf der Hand. Wie hier dargestellt, hatte der Bund-Kurs in einer sich beschleunigenden Bewegung die Obergrenze eines langfristigen Aufwärtskanals erreicht. Ich hatte in der genannten Quelle auch den Pegel von 152 erwähnt, der tunlichst nicht unterschritten werden sollte. Der wurde am 12.5. intraday nahezu erreicht, danach drehte der Kurs wieder nach oben ab.

Die meisten Beobachter sehen die Quelle für die stark erhöhte Volatilität bei Staatsanleihen in Europa, die von dort z.B. in die USA ausgestrahlt ist. Das wird durch den Verlauf des TNX bestätigt. Er hatte sich zum Zeitpunkt der BIP-Veröffentlichung relativ unauffällig in der Mitte eines seit Herbst 2013 etablierten Abwärtskanal bewegt und nahm erst beschleunigt Fahrt nach oben auf, als der Bund abstürzte (bzw. seine Rendite anzog).

Jetzt hat er die Obergrenze des besagten Kanals erreicht und hier am zurückliegenden Freitag dynamisch nach unten abgedreht. Dies legt zusammen mit dem Kursgewinn des Bund seit der Wochenmitte nahe, dass die Volatilität in den Märkten für Staatsanleihen nun erst einmal wieder abflaut, was gleichbedeutend mit sinkenden Renditen ist. TNX (siehe Chart!) hat dabei charttechnisch Luft bis 1,75% und tiefer.

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So weit zu den technischen Anlässen der Bewegungen im Bond-Segment. Die Tatsache, dass dabei wichtige Marken respektiert wurden, legt nahe, dass es bei der zurückliegenden Episode ziemlich kontrolliert zugegangen ist. Panik hätte ein anderes Bild erzeugt. Das wird auch unterstützt durch den Verlauf des Spreads zwischen TNX und Hi-Yield Unternehmensanleihen in den USA. Er bewegte sich in den zurückliegenden Wochen weiter nach unten – kein Hinweis auf abnehmende Risikoneigung (siehe Chart!).

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Also alles nur technisches Rauschen? Aktuell ja. Trotzdem stehen dahinter strukturelle Ursachen, die in der Liquiditätsflut der großen Notenbanken und anderen marktfremden manipulatorischen Eingriffen begründet sind.

Die EZB hat nach 2008 die Banken mit billigen Krediten gemästet. Mit den zwei LTRO-Chargen Ende 2011 und im Frühjahr 2012 haben Banken verstärkt Staatsanleihen gekauft, Versicherungen und Fonds folgten in ihrem Windschatten. Deren Kurse stiegen deutlich an, die Renditen fielen.

Im März hat die EZB ein QE-Programm im Volumen von über einer Billion Euro gestartet, das bis September 2016 laufen soll. Den Finanzinstitutionen werden diese Papiere mit den zwischenzeitlich aufgelaufenen hohen Kursgewinnen nun nach und nach abgekauft. Zuletzt wollten aber in zu kurzer Zeit zu viele Akteure gleichzeitig verkaufen, es gab auf der Gegenseite keine Marktteilnehmer, die bereit waren, schnell einzuspringen.

Das wiederum ist auch eine Folge der Nullzinspolitik, die den Zinsunterschied zwischen kurzen und langen Laufzeiten bei Anleihen eingeebnet hat. So lassen sich Bestände länger laufender Anleihen nicht mehr profitabel über kurzfristige Kredite finanzieren. Der Rückzug der Banken aus solchen Eigengeschäften liegt nahe, was allerdings insbesondere Unternehmenanleihen betrifft.


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