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Der Mai liegt hinter uns: Rückblick und Ausblick

01.06.2015  |  Klaus Singer
Das US-BIP ist nach zweiter Schätzung für das erste Quartal um 0,7% geschrumpft. Die erste Schätzung hatte noch bei +0,2% gelegen, aber die danach für März bekanntgewordene Entwicklung der US-Handelsbilanz hatte schon eine deutliche Abwärtsrevision nahegelegt. Daher waren die gestern veröffentlichten Zahlen keine große Überraschung.

Die Aktienmärkte haben dennoch vergrätzt reagiert, was wohl mit dem erreichten hohen Niveau zusammenhängt, das nicht unbedingt zu solch einer flauen Entwicklung passt. Eine Rolle dürfte auch der ISM-Index für die Region Chicago gespielt haben, dem eine Vorreiterrolle für den landesweiten ISM-Index zugeschrieben wird. Er notierte im Februar und März schon deutlich auf Kontraktionsniveau, schwang sich im April aber wieder über die Scheideline bei 50 auf. Im Mai fiel er, wie gestern veröffentlicht, mit 46,2 wieder in den Kontraktionsbereich zurück.

Andererseits mag der Absturz der chinesischen Aktien am Donnerstag von Belang sein. Die Schere zwischen Aktienkursen und Verfassung der Wirtschaft geht hier immer weiter auseinander. Das ist angesichts der Geldflut der Notenbanken allerdings nichts besonderes und gilt auch für viele andere Regionen in der Welt. Anlass für den Kollaps der chinesischen Aktien waren erhöhte Sicherheitsanforderungen bei Wertpapierkäufen auf Kredit.

Natürlich spielt auch das Dauerthema "Griechenland" eine Rolle. Hier sollen Verhandlungen über das Wochenende eine Lösung bringen. Das Land kann seinen fälligen Rückzahlungsverpflichtungen nicht nachkommen. Das ist nicht wirklich neu, Konkursverschleppung wird hier schon seit Jahren betrieben. Die Wahrscheinlichkeit, dass die weitergeht, ist groß, sei es mit dem Mittel der Verlängerung der Laufzeiten bereits bestehender Schulden, sei es mit der Ausgabe neuer Schulden, mit zusätzlichen Kredit-finanzierten Subventionen oder auch mit einem kosmetischen Schuldenschnitt.

Griechenland wird höchstwahrscheinlich nicht aus dem Euro entlassen, was für das Land längerfristig die beste Lösung wäre. Zu groß sind die Bedenken im Brüsseler Zentralkomitee, bzw. im Frankfurter Politbüro namens EZB, dass dies ein weiterer Sargnagel für die Missgeburt namens Euro ist. Man darf gespannt sein, wie lange es in der Eurozone noch gelingt, ökonomische Realitäten der Politik unterzuordnen.

Der Euro konnte sich am Freitag gegen Dollar befestigen und schloss knapp unter dem Psycho-Pegel bei 1,10, was wohl auch die Erwartung der normalerweise gut informierten und reational handelnden Akteure an den Devisenmärkten ausdrückt, dass eine stille Lösung gefunden wird, die ein „business as usual“ ermöglicht.

Zurück zum US-BIP. Auch nach der Revision der zweiten Schätzung liegt das BIP immer noch 2,7% über dem des ersten Quartals 2014. Das hängt natürlich auch mit der damals dem harten Winter zugeschriebenen schlechten Entwicklung zusammen. Aber es gibt in den aktuellen Daten einige positive Punkte zu vermerken.

So sind z.B. die Wohnbauinvestitionen im Jahresvergleich real um 5% angestiegen, gegenüber dem Vorquartal waren es +1,2%. Auch bei den Investitionen in Geschäftsausstattung gab es stärkere Zuwächse als zunächst geschätzt. Der Lageraufbau hat sich langsamer vollzogen als zunächst geschätzt (bei "Investitionen" im folgenden Chart). Das bedeutet eine geringere "Hypothek" für die künftige Entwicklung. Die große Belastung bei der BIP-Entwicklung in Q1 gegenüber der ersten Schätzung kommt vom Außenbeitrag.

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Eine Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen sieht für Q2 ein BIP-Plus von 2,7% voraus, wobei die Ausgaben der privaten Haushalte um 3,2% steigen sollen. In Q1 hatten sie sich um 1,8% verbessert.

Klar ist: Wenn Q2 kein signifikantes Wachstum mit sich bringt, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Rezession deutlich an. Insofern stehen in der kommenden Woche wichtige Makrodaten an. Da ist zunächst der landesweite ISM-Index für Mai. Er wird im Mittel bei 51,8 erwartet nach 51,5 im April. Am Freitag gibt es die US-Arbeitsmarktdaten für Mai. Hier wird im Mittel mit 220.000 neuen Jobs (Nonfarm Payrolls) gerechnet, also etwa auf dem Niveau des Vormonats. Die Erwartung erscheint im Lichte des ISM-Subindex "Employment" anspruchsvoll, wie der folgende Chart zeigt.

Er stellt ihn in seiner vierteljährlichen Entwicklung der ebenfalls vierteljährlichen Veränderung der Zahl der Arbeitsplätze (“non-farm”) gegenüber. Deutlich ist, dass er einerseits etwas vorausläuft, andererseits fällt insbesondere seit Mitte 2013 eine Entkopplung beider Zeitreihen auf. Dies dürfte damit zu tun haben, dass sich der Arbeitsplatzaufbau immer stärker auf den Servicesektor konzentriert. Der ISM-Employment-Subindex fokussiert die verarbeitende Industrie.

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