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Der Mai liegt hinter uns: Rückblick und Ausblick

01.06.2015  |  Klaus Singer
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Ein kurzer Blick auf die Entwicklung der Geschäftszyklen im Finanz- und nicht-Finanz-Bereich: Für den erstgenannten Bereich bleibt das Zyklus-Topp aus der zweiten Jahreshälfte 2012 weiterhin gültig, der nicht-Finanz-Bereich zeigt hingegen noch einen leichten Anstieg. Auch andere Rezessionsindikatoren, wie sie hier vorgestellt wurden, geben kein Warnsignal, so dass mangels anderer Erkenntnisse davon ausgegangen werden sollte, dass das Glas noch (mehr als) halb voll ist.

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Was macht der S&P 500 vor diesem Hintergrund? Der folgende Chart zeigt die fraktale Sicht auf den S&P 500. Seine Aussage ist unverändert. Die obere rote Linie („Linearity“) zeigt, wie weit der Herdentrieb fortgeschritten ist. Sie hatte im Dezember einen Rekordwert von 96% erreicht, aktuell liegt sie wie im Vormonat auch bei 94%. Das ist im historischen Vergleich sehr hoch.

Für sich alleine sind solch hohe Werte aber keine Indikation auf eine unmittelbar bevorstehende massive Korrektur, bzw. einen beginnenden Bären-Markt. Damit ist erst zu rechnen, wenn das Niveau von 90% unterschritten wird. Auch von anderen Indikatoren, die die statistische Verteilung der Dynamik im Kursverlauf (gelbe Linie im oberen Chart-Bereich) und die Zuordnung und Richtung verschiedener gleitender Durchschnitte (hellgrüne Linie) auswerten, kommt bisher kein Warnsignal (vergleichen Sie dazu die Topp-Phasen 2000 und 2007 im Chart!).

Ich will hier nicht weiter auf das mittlerweile sehr elaborierte Niveau der KGV-Bewertung eingehen. Das scheint momentan eine eher untergeordnete Rolle zu spielen und lässt sich insbesondere auch angesichts der enormen Cash-Position der US-Unternehmen per Aktienrückkauf weitreichend manipulieren (Chartquelle).

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Exkurs:

Es gab schon immer berechtigte Zweifel, ob das BIP der beste Weg ist, das Wachstum unserer Lebensqualität zu messen. Hierzu hat u.a. der Wirtschaftsnobelpreisträger Amartya Sen wichtige Beiträge geleistet. Angesichts der zunehmenden Verbreitung des Internet dürfte das BIP aber auch nicht mehr unbedingt die Entwicklung der tatsächlichen Wirtschaftskraft widerspiegeln.

Der zunehmende Internethandel sorgt einerseits dafür, dass die Transportkosten beim Einkauf sinken. Dafür steigen zwar die Transportaufwendungen der Paketdienste usw., kompensieren das aber nicht. Hinzu kommt, dass mit der stärkeren Verbreitung des Internet die Zahl derjenigen steigt, die zumindest teilweise von zuhause aus arbeiten. Auch das spart Transportleistungen.

Geht die Entwicklung des Internets auch hinsichtlich Entertainment und elektronischem Lesen von Büchern so weiter, führt das alles in der Tendenz dazu, dass die Nachfrage nach Treibstoff, nach Autos, nach Bürokleidung, nach Kino- und Theaterdienstleistungen, nach Papier und Druckdienstleistungen usw. nachlässt. Schließlich machen Skype, Telefonkonferenzen usw. sowohl manche private Fahrt zu den Enkeln als auch manche Geschäftsreise überflüssig.

Auf der einen Seite wird die BIP-Entwicklung also tendenziell verlangsamt, andererseits steigt die Produktivität an, u.a. weil weniger Zeit mit Fortbewegung verbracht wird. Jede Steigerung der Produktivität führt cet. par. zu Druck auf die Preise. Das dürfte auch hierbei gelten.

Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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