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Immer seltsamer…

05.06.2015  |  Theodore Butler
Was ist so seltsam? Seltsam ist Folgendes: Während die Silbermanipulation immer offenkundiger wird und sich immer einfacher nachweisen lässt, hört, sieht und liest man rein gar nichts von jenen, die den größten Schaden von der Manipulation getragen haben - von den Silberproduzenten.

Dabei können sie einiges dafür tun, dass dieser Schaden, der den Aktionären durch künstlich gedrückte Silberpreise zugefügt wird, ein Ende nimmt. Lassen Sie mich erklären, warum die Manipulation immer offensichtlicher wird und im Anschluss daran, was die Bergbaufirmen dahingehend unternehmen können.

Zuvor möchte ich Sie noch Folgendes wissen lassen: Ich werde in diesem Artikel absichtlich versuchen, eine mit Sicherheit recht komplizierte Angelegenheit so simpel und spezifisch wie möglich darzustellen. Dabei werde ich jede Form von Korruptionsbeschuldigungen gegen die Manipulationsverantwortlichen oder die Aufsichtsbehörden auslassen und auch nicht auf versteckte Motive eingehen, die viele hinter der Manipulation vermuten.

Das heißt aber nicht, dass ich keine starken Argumente hätte! Es heißt nur, dass ich all diese Überlegungen zur Seite schieben werde, damit diese Angelegenheit so emotionslos und einfach wie möglich gehalten werden kann.

Ich hatte am Samstag darauf hingewiesen, dass es für die Manipulation an den COMEX-Märkten für Silber und Gold keinen deutlicheren Beweis geben könnte, als die Daten des Commitment of Traders Report (COT) nach Schlussstand vom 19. Mai 2015. Niemals zuvor in der 30-jährigen Geschichte des COT-Berichts wurden an den COMEX-Terminmärkten für Silber und Gold innerhalb einer Berichtswoche mehr “Managed-Money“-Kontrakte gekauft und Commercial-Kontrakte verkauft!

Beim COMEX-Silber betrugen die Netto-Verkäufe der Commercials fast 24.400 Kontrakte. Das ist der Gegenwert zu 122 Millionen Unzen. Die Netto-Käufe des Managed Money (Großanleger) beliefen sich auf mehr als 28.200 Kontrakte - das Äquivalent zu 141 Millionen Unzen. Pro Tag werden auf der Welt 2,3 Millionen Unzen Silber im Bergbau produziert. Das heißt also, dass die Commercials 53 Tage der globalen Silberbergbauproduktion verkauften und die Trader aus der Kategorie Managed Money 61 Tage der globalen Silberbergbauproduktion kauften - alles innerhalb einer fünftägigen Handelswoche!

Laut CFTC-Definition werden die Trader der Kategorie Managed Money ausschließlich als Spekulanten eingestuft und nicht als Marktakteure, die zu Absicherungszwecken die Risiken an andere Spekulanten auslagern. Das heißt also, laut CFTC-Kennzeichnung, Folgendes:

An der COMEX haben Spekulanten - verkörpert durch Managed Money-Trader - das Äquivalent von ganzen 61 Tagen globaler Silberbergbauproduktion gekauft. Im gleichen Berichtszeitraum verkauften auf der anderen Seite sogenannte “Commercials“. Da es sich bei diesen Commercials ausschließlich um Banken und andere Finanzinstitutionen handelte (und nicht um Bergbauunternehmen, die sich am Markt absichern wollten), funktionierten diese Commercials als Spekulanten, auch wenn sie weiterhin als Commercials klassifiziert werden.

Gemäß den nachprüfbaren staatlichen statistischen Angaben kaufte also eine Gruppe von Spekulanten das Äquivalent zu 61 Tagen globaler Silberbergbauproduktion, während eine andere Spekulantengruppe das Äquivalent zu 53 Tagen globaler Silberbergbauproduktion verkaufte. Dabei war kein einziges echtes Bergbauunternehmen involviert und all das passierte innerhalb nur einer Woche.

Ich spreche hier nicht über jene 163 Tage globaler Silberbergbauproduktion (376 Millionen oz), mit denen eine Gruppe aus 8 Tradern an der COMEX insgesamt short ist (also die größte konzentrierte Short-Position aller regulierten Rohstoffmärkte). Nein, ich spreche nur von jenen 53 bzw. 61 Tagen Weltsilberproduktion, die innerhalb nur einer Woche verkauft bzw. gekauft wurden.

Die einzige Möglichkeit, wie sich diese extremen Tagesproduktionsverhältnisse beim Silber noch darstellen lassen, ist ein Vergleich mit anderen Rohstoffen. Für einen objektiven Vergleich braucht es aber erstens einen vernünftigen gemeinsamen Nenner oder aber eine grundlegende Vergleichsmetrik.

Also: Alle physischen Rohstoffe werden per Definition physisch produziert. Regulierte Terminmärkte sind Derivatkontrakte auf Grundlage eben dieser physischen Rohstoffe. Die logischste Methode, um Anomalien bezüglich der Terminkontraktgrößen zu erkennen und um deren Kursbeeinflussungspotential zu beziffern, ist daher ein Vergleich mit den anderen Rohstoffen auf Grundlage der täglichen Produktionsmengen.

Bei den COMEX-Gold-Futures wurde ebenfalls ein Wochenrekord von fast 55.000 Kontrakten (Gegenwert zu 5,5 Mio. Unzen) verzeichnet, welche durch die sogenannten Commercial-Trader verkauft wurden. Unterm Strich entspricht diese Summe einer globalen Goldbergbauproduktion von ganzen 20 Tagen (Grundlage: 275.000 Unzen pro Tag).

Wahrhaft phänomenal war auch die wöchentliche Rekordveränderung bei den Terminpositionen am COMEX-Gold-Markt. Trotzdem sprechen wir hier über deutlich weniger als die Hälfte jener 53 bzw. 61 Tagesproduktionen, die in Form von Terminpositionen am COMEX-Silbermarkt etabliert wurden. Auch die konzentrierte Short-Position der 8 größten COMEX-Goldhändler war mit insgesamt 16,4 Millionen Unzen sicherlich enorm (also 60 Goldtagesproduktionen). Aber immer noch deutlich geringer als jene 163 Tagesproduktionen beim Silber!

Die Tagesproduktionszahlen beim Gold sind schon groß genug, um behaupten zu können, dass der COMEX-Papiermarkt den Goldpreis manipuliert. Aber erst ein Vergleich von Silber (und Gold) mit anderen Rohstoffen macht schlagartig deutlich, mit welcher schieren Kraft die COMEX-Papiertransaktionen hier Einfluss nehmen.

Ich hatte kürzlich darauf hingewiesen, dass auch der COMEX-Kupferterminhandel und der NYMEX-Rohölterminhandel die tatsächlichen Preise von Kupfer und Rohöl unangemessen beeinflussen. Ich habe meine Meinung dahingehend nicht geändert. Gesetzt dem Fall, dass auch diese Preise tatsächlich über die genannten Terminmärkte manipuliert würden, so spielt die Manipulation am COMEX-Silbermarkt hinsichtlich ihrer Schwere und ihres Ausmaßes in einer ganz anderen Liga!

Als Beispiel: Sollten am COMEX-Kupferterminmarkt 53 oder 61 Tage Weltkupferproduktion (wir sprechen hier von 50.000 Tonnen pro Tag) innerhalb einer Woche gekauft bzw. verkauft werden - wie es gerade beim Silber passierte -, dann hätten wir eine Kontraktneupositionierung im Umfang von 210.000 bis 240.000 Kupferkontrakten. Und das wäre ein Ding der Unmöglichkeit in einem Markt, wo das Open-Interest bei weniger als 180.000 Kontrakten liegt!



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