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Griechenland: Unsere Einschätzung

23.06.2015  |  Hannes Huster
Wie Sie sicherlich bemerkt haben, haben wir in den letzten Wochen und Monaten nicht ein Wort zum Thema Griechenland verloren. Dies war keine Ignoranz, sondern eine bewusste Entscheidung von unserer Seite. Sie werden tagtäglich in Dauerschleife mit diesem Thema berieselt und deshalb wollten wir Ihnen unseren "Senf" dazu ersparen.

Dennoch heute einige Worte zu dem ganzen Drama der vergangenen Monate. Fakt ist, jegliche Hilfsgelder, die bislang nach Griechenland geflossen sind, sind verloren. Das ist das Problem unserer Politik-Elite, ansonsten wäre das Thema schon lange vom Tisch. Immerhin verhandelt man nun seit fast einem Jahr um die Auszahlung einer längst fälligen Rate des alten Hilfsprogramms.

Frau Merkel und Herr Schäuble haben einen bzw. mehrere milliardenschwere Fehler begangen und deutsche Steuergelder in ein schwarzes Loch geworfen. Nun müssten Sie sich dazu bekennen, einen riesigen Fehler begangen zu haben, was kein Politiker der Welt gerne tut, schon gar nicht dann, wenn er wiedergewählt werden möchte.

Es ist eigentlich ganz einfach zu verstehen. Der Euro hat den Griechen seit der Einführung im Land einen unnormalen und gigantischen Vermögenszuwachs beschert. Die Real-Löhne sind explodiert, während sie in Ländern wie Deutschland oder Österreich stagnierten. Die Verschuldung von Staat und Bürgern wurde massiv in die Höhe getrieben, da man von einer weiteren Fortsetzung der Vermögenszuwächse in gleichem Tempo ausgegangen ist.

Doch die griechische Wirtschaft und das komplette System in Griechenland hat mit dem Euro keine Chance zu bestehen. Keine - wirklich gar keine!

Der Euro ist viel zu stark und selbst die massive Abwertung des Euros in den vergangenen Monaten hat nichts geholfen. Das Land konnte früher die Drachme mehr oder weniger stetig abwerten und so konkurrenzfähig bleiben.

Gestern kippte ganz plötzlich die vorher eisige Stimmung zwischen den Euro-Diktatoren und den Griechen. Grund sollen die vorgelegten Reformvorschläge gewesen sein:

  • Die Mehrwertsteuer soll erhöht werden, bei Grundnahrungsmitteln wie Reis und Nudeln von 13 auf 23 Prozent, im Hotelgewerbe von 6,5 auf 13 Prozent, in der Gastronomie von 13 auf 23 Prozent.

  • Neu eingeführt werden soll eine Sondersteuer auf Einkommen von 30.000 Euro jährlich.

  • Unternehmen, die 2014 mehr als 500.000 Euro Gewinne hatten, sollen eine Sonder-Gewinnsteuer zahlen.

  • Bleiben soll eine Immobiliensteuer, die die linke Regierung eigentlich abschaffen wollte. Allein diese Maßnahme soll gut 2,6 Milliarden Euro bringen. Auch die Inhaber von Jachten, Luxusautos und Swimming Pools sollen tiefer in die Tasche greifen.

  • Die meisten Frührenten sollen abgeschafft werden.

  • Die Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträge für die Renten- und Krankenkassen sollen um zwei Prozent erhöht werden

Diese Vorschläge mögen auf dem Papier die Einnahmen des griechischen Staats erhöhen - aber leider eben nur auf dem Papier.

Eine derart massive Erhöhung der Mehrwertsteuer wird den ohnehin eingeschlafenen Konsum im Land weiter bremsen. Eine Mehrwertsteuererhöhung ist Gift für die Konjunktur! Eine Besteuerung von Grundnahrungsmitteln von 13% auf 23% anzuheben, ist eine Frechheit und bestraft die ärmeren Griechen. Die Schere zwischen Arm und Reich wird sich weiter öffnen, was zu massiven Verwerfungen innerhalb der Bevölkerung führen wird.

Die Erhöhung der MWST im Hotel- und Gastronomiebereich belastet dann noch den wichtigsten Einkommensfaktor Tourismus! Auf die anderen Punkte möchte ich gar nicht eingehen, da es einfach, in der jetzigen Situation des Landes, sinnlos ist und dem Land den letzten Todesstoß geben wird.


Fazit:

Die Börsen feierten gestern offensichtlich diese Reformvorschläge, die das Thema Griechenland vielleicht noch in dieser Woche beenden werden. Wenn sich die Griechen darauf einlassen, wird sich die Lage im eigenen Land weiter verschlechtern, die Krise kann Jahrzehnte andauern und man hat sich für die nächsten 200 plus X Jahre verkauft.

Die leidtragenden werden die ärmeren Griechen und die Mittelschicht in Griechenland sein. Die Reichen haben die Schäfchen im Trockenen oder interessiert es wenig, ob die Nahrungsmittel 10% teurer werden oder nicht. Die Schere zwischen Arm und Reich wird weiter auseinandergehen, mehr Betriebe werden schließen, weniger ausländisches Kapital wird in das Land fließen und es wird in unserem Leben keine wirkliche Erholung mehr stattfinden.


Jeder haftet für jeden

Abschließend noch der wohl wichtigste Beschluss, der im Rahmen der endlosen Griechenland-Diskussionen heimlich, still und leise am Wochenende gefallen ist. Was bei der Einführung des Euros vertraglich immer ausgeschlossen war, wird nun traurige Realität und nur die wenigsten Menschen kapieren es.


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