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Extreme Leerverkäufe von Gold- und Silberfutures

01.07.2015  |  Adam Hamilton
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Die gelbe Linie zeigt außerdem die Nettoabweichung der Positionen von ihrem durchschnittlichen Niveau zwischen 2009 und 2012. Das waren die letzten normalen Jahre, bevor die beispiellose Geldmengenerweiterung der Fed die globalen Märkte radikal umkrempelte. Wir konzentrieren und heute jedoch auf die stark entgegengesetzte Korrelation zwischen dem Goldpreis und der Anzahl der Short-Positionen auf Goldfutures durch die US-amerikanischen Spekulanten. Daran lässt sich die gesamte Geschichte von Gold ablesen.

Immer wenn diese einzelne beherrschende Tradergruppe vermehrt Wetten mit starker Hebelwirkung auf fallende Goldpreise abschloss, sank der Kurs des Edelmetalls. Und sobald die Trader das Verkaufspotential voll ausgeschöpft hatten und die Zahl der Short-Positionen ihren Höchstwert erreicht hatte, erreichte Gold einen Tiefstwert. Die hellroten vertikalen Balken zeigen bedeutende Spitzenwerte der Leerverkäufe von Goldfutures durch die Spekulanten und passen sehr gut zu den niedrigsten Kursständen des Edelmetalls. Die unterschiedliche Frequenz der Datenerhebung ist der einzige Grund dafür, dass die Spitzen und die Tiefstwerte nicht exakt übereinstimmen.

Die amerikanischen Spekulanten handeln jeden Tag mit Goldfutures, wenn die Börse geöffnet ist, doch der CoT-Report berichtet nur einmal in der Woche über ihre Positionen. Kurz vor signifikanten Richtungsänderungen des Goldkurses nimmt der Handel mit Futures jedoch innerhalb einer Woche rasant an Fahrt auf. Dadurch wurde in den letzten Jahren eine präzise Darstellung des Einflusses von Leerverkäufen von Goldfutures auf die Kursbewegungen des Edelmetalls verhindert. Im heutigen Informationszeitalter sollte die CFTC den CoT-Report wirklich täglich herausgeben.

Die massiven Leerverkäufe der letzten Jahre begannen Anfang 2013 im Zuge der Ausweitung von QE3 durch die Fed. Der bereits erwähnte Jahrhunderteinbruch des Goldpreises im zweiten Quartal 2013 wurde zwar auch durch die immensen Gold-ETF-Verkäufe der amerikanischen Aktienhändler verursacht, aber die Leerverkäufe von Futures stellen ebenfalls einen entscheidenden Faktor dar. Die GLD-Verkäufe entsprachen in diesem Quartal dem unglaublichen Rekordwert von 251,8 t Gold! Doch selbst diese kolossale Summe wurde noch von den Verkäufen von Futures übertroffen.

Im Zuge dieser gewaltigen Welle an Goldverkäufen stießen die amerikanischen Spekulanten bei den Goldfutures 58.800 Long-Positionen ab, während sie 76.900 Short-Positionen eingingen. Da jeder Kotrakt 100 Unzen Gold kontrolliert, entsprechen die Positionen insgesamt 183 t bzw. 239,1 t Gold. Die insgesamt 422,1 t Gold, mit denen die Futures-Spekulanten den Markt in dieser Zeit der frenetischen Goldverkäufe überschwemmten, übertrafen also selbst die enormen Mengen, die durch die GLD-Verkäufe auf dem Markt gelangten!

Als sich die Aufregung Mitte 2013 etwas legte, hatten die amerikanischen Spekulanten die Anzahl ihrer Short-Positionen auf Goldfutures auf verblüffende 178.900 Kontrakte erhöht! Das war der höchste Wert seit mindestens 1999, dem Jahr bis zu dem die historischen CoT-Daten zurückreichen. Höchstwahrscheinlich handelte es sich um einen absoluten Rekord. Gold erreichte genau zu dem Zeitpunkt einen Boden, als die meisten Geschäfte der auf einen Bärenmarkt setzenden Trader abgeschlossen wurden. Und dann folgte eine enorme Welle an Deckungskäufen.

Das Eingehen einer Short-Position am Futures-Markt ist aufgrund der extrem starken inhärenten Hebelwirkung eine außerordentlich riskante Angelegenheit. An den Aktienmärkten wurde der Leverage-Effekt 1974 per Gesetzesbeschluss auf 2 zu 1 begrenzt. Die Fed führte diese 50-%-Regel hinsichtlich der Margin ein, nachdem es an den US-Aktienmärkten fast zu einer Panik gekommen wäre, und seitdem blieb sie unverändert. Aber in der Welt der Futures gelten die normalen Grenzen nicht. Dort können die Spekulanten Hebelwirkungen erzielen, die offen gesagt ziemlich aberwitzig sind.

Bei einem Goldkurs von etwa 1175 USD diese Woche beträgt der Mindesteinschuss zum Halten eines einzelnen Goldfuture-Kontrakts nur 3750 USD. Aber jeder Kontrakt kontrolliert 100 Unzen Gold, was einem Wert von 117.500 USD entspricht. Das heißt die Futures-Spekulanten können Hebelwirkungen mit einem absurden Faktor von bis zu 31,3 erzielen! 31 zu 1 ist ein unvorstellbares Verhältnis, das dem Kapital, das diese Trader riskieren, einen unverhältnismäßig großen und vollkommen unfairen Einfluss auf den Goldpreis verschafft.

Jeder einzelne Dollar, den amerikanische Spekulanten auf Goldfutures setzten, hat die selbe Wirkung wie 31 USD am zugrunde liegenden Markt für physisches Gold oder bis zu 15 USD bei den Gold-ETFs! Kein Wunder, dass der Handel mit Futures in den letzten Jahren den Goldkurs bestimmt hat, vor allem da sich die westlichen Anleger vorwiegend aus den alternativen Investitionsoptionen zurückgezogen haben. Solche extremen Leverage-Effekte lassen jedoch wenig Raum für Fehler, denn die Verluste können sich mit Schwindel erregender Geschwindigkeit addieren.

Wenn die Futures-Spekulanten die Hebelwirkung voll ausschöpfen und sich der Goldpreis nicht ihren Erwartungen entsprechend entwickelt, kann ihr gesamtes Anlagekapital innerhalb von Tagen vernichtet werden. Bei einem Leverage-Effekt von 31,3 reicht eine Kursänderung von nur 3,2% in die falsche Richtung, um 100% des in das Geschäft investierten Kapitals zu zerstören. Und ein vollständiger Verlust ist noch nicht einmal das schlimmste. Wenn die Trader ihre Positionen nicht schnell genug glattstellen können, zwingen Nachschussforderungen sie dazu, sofort noch größere Kapitalmengen zur Verfügung zu stellen.


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