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Goldinvestitionen aktuell viel zu gering

09.06.2015  |  Adam Hamilton
Aufgrund der extrem lockeren Geldmengenpolitik der Zentralbanken ist Gold bei den Anlegern weiterhin sehr unbeliebt. Diese hat eine globale Hausse an den Aktienmärkten ausgelöst und die normalen Marktzyklen vorübergehend außer Kraft gesetzt. Geblendet vom Kursverlauf der Aktien verzichteten viele Investoren auf eine kluge Diversifikation ihres Portfolios. Sie investierten viel zu wenig in Gold und wenn sie schließlich zu dem Edelmetall zurückkehren, sind alle Voraussetzungen für einen gewaltigen Umschwung im Kaufverhalten der Anleger gegeben.

Die Diversifikation des Portfolios ist eine unverzichtbare Risikomanagementmethode für Investitionen. Diese einfache aber bedeutungsvolle Weisheit ist uralt, wie ein drei Jahrtausende altes Zitat des israelischen Königs Salomo zeigt. Sein Rat: "Investiere in sieben, ja sogar acht Unternehmen; du weißt nicht, welches Unglück das Land heimsuchen wird." Tatsächlich hat die Geschichte zahllose Male bewiesen, dass es nicht besonders schlau ist, alles auf eine Karte zu setzen.

Und damit ist nicht eine Diversifikation des Portfolios durch den Kauf verschiedener individueller Aktien gemeint, sondern durch Investitionen in verschiedenen Anlagenklassen. Die große Mehrheit der Aktien steht in sehr starker Wechselbeziehung zueinander und zur allgemeinen Lage an den Börsen. Beim nächsten großen Ausverkauf, der unweigerlich kommen wird, werden die einzelnen Aktien alle gemeinsam an Wert verlieren. Verschiedene Aktien zu besitzen, gleicht zwar die Risiken individueller Unternehmen aus, birgt aber bei einem großen Markteinbruch kaum Sicherheiten.

In den Dutzenden von Jahrhunderten, seitdem sich der weise Salomo zur Diversifikation von Portfolios geäußert hat, haben kluge Anleger in verschiedene Anlageklassen investiert. Sie besaßen Aktien bzw. das damalige Äquivalent eines Unternehmensanteils, aber gleichzeitig auch das lokale Äquivalent von Anleihen, sowie Grundeigentum und Edelmetalle. Und aufgrund seines einzigartigen Verhaltens ist Gold das wichtigste Diversifikationsinstrument von allen.

Die einzelnen Aktien korrelieren sehr stark miteinander und die Aktienmärkte als Ganzes stehen in starker Wechselwirkung zur allgemeinen Wirtschaftslage. Ebenso die Anleihen- und Immobilienmärkte. Wenn also in der unerbittlichen Abfolge der Marktzyklen eine neue Baisse beginnt, verlieren diese Hauptstützen eines Portfolios alle an Wert. Die Edelmetalle sind die einzige Hauptanlageklasse, die eine stark negative Korrelation gegenüber den Aktienmärkten aufweist - sie steigen, wenn die Aktien schwach sind.

Kluge Investoren haben die unentbehrliche Rolle von Gold für die Anlagendiversifikation schon immer verstanden. Die besten Finanzberater der Geschichte rieten allen Investoren dazu, 5-20% ihres Kapitals in Gold anzulegen. Gold ist die ultimative Versicherung für das Portfolio, da der Goldkurs dazu neigt, dramatisch zu steigen, wenn alles andere einbricht. Doch da die Lage an den Aktienmärkten zur Zeit durch das Handeln der Zentralbanken extrem verfälscht wird, blieb Gold auf der Strecke.

Normalerweise bewegen sich die Aktienmärkte entsprechend der Bewertung der jeweiligen Wertpapiere in endlosen Bullenmarkt-Bärenmarkt-Zyklen. Aber Anfang 2013 begann die zeitlich unbegrenzte dritte Runde der quantitativen Lockerungen durch die US-Notenbank diese Kreisläufe zu unterbrechen. Die Fed erschuf aus dem Nichts große Mengen an Geld, um damit Anleihen zu kaufen. Und die Beamten der Notenbank deuteten des Öfteren an, dass sie die Monetarisierung der Staatsschulden noch ausweiten würden, sollten die Aktienmärkte deutlich einbrechen - was die Entscheidungsprozesse der Investoren stark beeinflusst hat.

Normalerweise sind Anleger auf der Hut vor gesunden Sell-Offs, die die Stimmung wieder ausbalancieren, und verhalten sich entsprechend. Aber seitdem die Fed eine solche Talfahrt verhindert, ist die Vorsicht verschwunden. Seit Anfang 2013 wurde jeder Ansatz einer Baisse im Keim erstickt. Die Schnäppchenjäger kamen schnell zurück, oft nach direkter Stimmungsmache durch die Fed-Beamten. Nach einer Weile glaubten die Anleger, dass ernste Kurseinbrüche gar nicht mehr passieren könnten.

Und so vergaßen sie, ihr Portfolio umsichtig zu diversifizieren und legten stattdessen ihr gesamtes Kapital in Aktien an. Sie glaubten an die von der Fed propagierte Fantasievorstellung, dass die Aktienmärkte risikofrei seien, solange die Fed ihre höchst akkommodierende Geldpolitik fortsetzt. Im Zuge dessen wurde Gold von den Investoren aufgegeben, was zur aktuellen Situation führte: massive Unterinvestitionen in dieser für jedes Portfolio essentiellen und zu den Aktienmärkten in negativer Korrelation stehenden Anlageklasse. Diese Anomalie wird nicht lange Bestand haben.

Amerikanische Investoren hatten wahrscheinlich noch nie auch nur annähernd 5% ihres Kapitals in Gold angelegt, was entsprechend der historisch verbürgten Erfolgsstrategie das Mindeste wäre. Anhand eines Vergleichs von zwei Schlüsselwerten, dem in den Gold-ETF GLD geflossenen Kapital und der gesamten Marktkapitalisierung der S&P 500, können wir dennoch näherungsweise bestimmen, wie stark die Goldinvestitionen in diesen von der Fed manipulierten Jahren gesunken sind.

Der GLD ist weltweit der bedeutendste Gold-ETF und kanalisiert die gewaltigen Mengen an Börsenkapital, die in physisches Gold und wieder heraus fließen. Er ist für Investoren die günstigste, einfachste und schnellste Möglichkeit, Gold in ihr Portfolio aufzunehmen. Und der Aktienindex der S&P 500 (SPX), der 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen, ist natürlich der Referenzwert Nummer 1. Der Unterschied zwischen den beiden Werten ist sehr aufschlussreich.

De Goldbarren, die vom GLD im Auftrag seiner Kunden gehalten werden, hatten diese Woche einen Wert von 27,1 Mrd. USD. Die gesamte Marktkapitalisierung aller SPX-Unternehmen belief sich unterdessen auf 19.729,8 Mrd. USD. Diese Zahlen bedeuten, dass die amerikanischen Investoren im Schnitt nur 0,14% ihres Kapitals in Gold investiert haben. Das ist viel zu wenig, um überhaupt als Diversifikation des Portfolios zu dienen. Derart geringe Investitionen sind sehr untypisch, selbst in den wenig vom Wert des Goldes überzeugten USA.



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