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Extreme Leerverkäufe von Gold- und Silberfutures

01.07.2015  |  Adam Hamilton
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Wenn die Eindeckung der Short-Positionen also einmal begonnen hat, verselbstständigt und beschleunigt sich der Prozess also sehr schnell. Die einzige Möglichkeit, am Futures-Markt eine Short-Position glattzustellen, ist das Eingehen einer Long-Position als Ausgleich, was auf den Kurs die gleiche Auswirkung hat wie der Kauf eines neuen Long-Kontrakts – er steigt. Je mehr Spekulanten also versuchen, möglichst schnell ihre Short-Positionen zu decken, desto schneller steigt der Goldpreis. Und je schneller er steigt, desto mehr andere Spekulanten zwingt er ebenfalls zu Deckungskäufen.

Deckungskäufe durch amerikanische Futures-Spekulanten verursachen also steile Gold-Rallys. Nachdem die Leerverkäufe Mitte des Jahres 2013 Spitzenwerte erreichen, stellten diese bei Preisextremen meist falsch liegenden Trader innerhalb von 16 Wochen 95.300 Positionen glatt. Das entsprach Goldkäufen von 296,4 t und katapultiere den Goldpreis zu Beginn des Herbstes 2013 in weniger als neun Wochen um 18,2% nach oben. Massive Leerverkäufe von Goldfutures sind also tatsächlich ein gutes Zeichen!

Aber da sich die Investoren gegen Ende des Jahres 2013 immer noch zurückhielten und das Kursniveau an den Aktienmärkten weiterhin erhöht war, konnten die Futures-Spekulanten nicht widerstehen und kehrten zu ihren Wetten auf einen Gold-Bärenmarkt zurück. Sie liehen und verkauften enorme Mengen an Goldfutures, wodurch die Zahl der Short-Positionen wieder auf 150.000 anstieg. Es stellte sich heraus, dass mit diesem Wert eine wichtige Grenze erreicht war, denn er bezeichnet ein starkes Widerstandsniveau für Short-Positionen auf Goldfutures.

Doch das Verkaufspotential war ausgeschöpft, selbst als Gold noch unter die Tiefstwerte der Jahresmitte 2013 fiel. Und sobald die Futures-Spekulanten aufhören, Gold zu verkaufen, steigt der Kurs mit dem Wegfall des Angebotsüberhangs sprunghaft an. Bis Anfang 2014 deckten die Trader dann 72.300 Kontrakte in 15 Wochen ein und der Goldpreis stieg in etwa elf Wochen um 16,2%. Erkennen Sie das Muster? Es ist auch zur Zeit wieder von Bedeutung.

Die Deckung der Short-Positionen ist für Futures-Spekulanten nicht optional. Sie leihen sich Goldfutures aus, die sie gar nicht besitzen und verkaufen sie. Danach sind sie verpflichtet, die Futures in naher Zukunft zurückzukaufen, um ihre Schulden zu bezahlen. Massive Leerverkäufe von Goldfutures sind also eine Garantie für baldige Käufe auf dem Goldmarkt. Wenn sich die Deckungskäufe verselbstständigen reicht das schon, um den Goldkurs in die Höhe schnellen zu lassen.

Dieser Trend letzte sich letztes Jahr fort, als die Trader immer mehr auf fallende Kurse spekulierten und ihre Leerverkäufe ausweiteten. Doch schon bald was das Verkaufspotential ausgeschöpft und die Grenze für extrem riskante Wetten gegen diese äußerst unbeliebte Wertanlage erreicht, deren Kurs nicht noch wesentlich tiefer fallen konnte. Sie beeilten sich also, ihre Positionen einzudecken und kaufen Goldfutures, wodurch der Preis des Edelmetalls wieder rasant ansteigt. Diese stimmungsabhängigen Marktzyklen sind sehr verbreitet.

Selbst in dieser durch die inflationäre Geldmengenpolitik der Fed verzerrten Marktumgebung hat sich ein sehr deutliches Widerstandsniveau für Short-Positionen auf Goldfutures herausgebildet. Die Begeisterung der Trader für Leerverkäufe schwindet immer dann, wenn sich die Gesamtzahl der Short-Kontrakte auf etwa 150.000 beläuft, unabhängig vom aktuellen Goldkurs. Und dann beeilen sie sich bald, ihre Positionen glattzustellen, indem sie genügend Long-Positionen eingehen, um die Shorts wieder in die Nähe des Unterstützungsniveaus von 75.000 zu drücken.

Den Daten des letzten verfügbaren CoT-Berichts vor Veröffentlichung dieses Artikels zufolge, beläuft sich sich die Anzahl der Short-Positionen auf Goldfutures derzeit auf provokante 148.300 Kontrakte. Das ist genau am Widerstandsniveau von 150.000, das in den letzten Jahren so ein positives Zeichen für Gold war! Es werden also bald immense Deckungskäufe getätigt! Und wenn dieser Prozess einmal im Gang ist, wird er höchstwahrscheinlich erst enden, wenn die Zahl der Short-Positionen wieder auf 75.000 gefallen ist.

Dafür ist der Kauf von unglaublichen 73.300 Long-Kontrakten nötig, was dem Kauf von 228,1 t Gold entspricht! Es gibt eine Reihe von Katalysatoren, die diesen Prozess jederzeit auslösen könnten. Da der Kurs derzeit saisonbedingt eine Talsohle durchwandert, stehen wir kurz vor einem Aufschwung, der von einer saisonal steigenden Nachfrage im Spätsommer, Herbst und Winter getragen wird. Diese saisonalen Schwankungen der Nachfrage von sehr schwach zu stark könnten schon ausreichen, um den Beginn einer Short-Covering-Rally einzuleiten.

Doch auch viele andere Faktoren könnten eine neue Welle von Goldkäufen auslösen. Die durch die Fed in die Höhe getriebenen Aktienmärkte stehen angesichts der drohenden Zinserhöhungen kurz vor einem massiven Einbruch. Der starke US-Dollar, der dafür sorgte, dass die Goldinvestitionen gering blieben, verliert an Boden. Der Alptraum einer möglichen Staatspleite in Griechenland kann die europäischen Aktienmärkte jederzeit einbrechen lassen und der Spekulationswahn an den chinesischen Märkten versiegt.

Angesichts der enormen Leerverkäufe von Goldfutures steht der Beginn von Deckungskäufen kurz bevor, ungeachtet des auslösenden Katalysators. Und diese werden den Goldkurs dramatisch ansteigen lassen. Die letzten drei Male, als die Short-Positionen der Trader auf Goldfutures die Grenze von 150.000 Kontrakten erreichen oder übertrafen, stieg Gold im Durchschnitt um 16,2% in nur zehn Wochen! Und damals wurde das Kursniveau an den Aktienmärkten noch künstlich oben gehalten.

Wenn wir diese nur durchschnittliche Rally durch die Deckungskäufe zum aktuellen Preis des Edelmetalls laut CoT-Report dazurechnen, wird deutlich, dass der Goldkurs beim nächsten signifikanten saisonalen Spitzenwert Anfang Oktober bis auf 1375 USD klettern könnte! Das liegt so deutlich über den deprimierenden aktuellen Werten, dass es wahrscheinlich sogar die westlichen Investoren motivieren wird, langsam an den Goldmarkt zurückzukehren. Ich vermute, dass dieser Prozess schon begonnen hat, da die Leerverkäufe von Goldfutures den Goldpreis kaum noch nach unten drücken.

Obwohl sich die Anzahl der Short-Kontrakte auf Goldfutures in diesem Jahr schon zweimal dem Widerstandsniveau von 150.000 näherte, was nach jedem Maßstab ein extremer Wert ist, ist der Goldpreis in diesem Quartal nicht mehr deutlich gefallen. Wenn die Spekulanten auf derart risikoreiche Leverage-Effekte setzen, müssen sie bei ihren Geschäften schnell Gewinne machen. Ihre zunehmende Unfähigkeit, den Goldkurs weiter nach unten zu drücken wird sie nervös machen und sie werden sich fragen müssen, ob sich Verkäufe bei niedrigen Preisen angesichts des extrem billigen Goldes noch rechtfertigen lassen.


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