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Gold-Futures als Kontraindikator (Teil 3)

14.06.2013  |  Adam Hamilton
Der Pessimismus der Futures-Spekulanten bezüglich Gold ist momentan extrem. Ihre Short-Positionen auf Gold haben seit Beginn des Goldbullenmarktes vor zwölf Jahren nun ihren Höchststand erzielt. Anscheinend gehen sie davon aus, dass sich der Abwärtstrend des Goldpreises auf ewig fortsetzen wird. Trotz ihres Rufes als feinsinnige Händler treffen sie zum Zeitpunkt von Extremen oft die falsche Entscheidung. Ihre bärische Einstellung ist ein äußerst bullischer Kontraindikator für Gold.

Angesichts der bisherigen Goldpreis-Performance in diesem Jahr kann man die Futures-Spekulanten nicht für ihren Pessimismus verurteilen. Der bisherige Rückgang von 16,2% sorgte für den wohl schlechtesten Jahresanfang seit Bullenmarktbeginn. US-amerikanische Aktienhändler riefen einen heftigen Gegenwind bei Gold hervor, gegen den Käufer weltweit nicht ankämpfen konnten. Um Kapital zu beschaffen, das in die euphorischen, wachsenden Aktienmärkte fließen sollte, verkauften sie massenweise ihre Anteile am Gold-ETF.

Durch den ungewöhnlich hohen Verkaufsdruck auf den führenden Gold-ETF GLD wurden enorme Mengen an physischem Gold verkauft, damit der GLD dem Goldpreis weiterhin auf den Fersen bleiben kann. Trotz der geringeren Goldpreise, die einen erheblichen Nachfrageschub nach physischem Metall insbesondere aus Asien auslösten, überstiegen die Verkäufe der ETF-Goldbestände alle Käufe maßgeblich. Als sich die rückläufige Entwicklung des Goldpreises verstärkte, wurde ein Teufelskreislauf ausgelöst, der die Futures-Händler in den Ruin trieb.

Der Terminmarkt unterscheidet sich maßgeblich von allen anderen Märkten. Futures sind ein Nullsummenspiel mit hohem Leverage-Effekt. Zu Beginn der außergewöhnlichen Goldpanik Mitte April war es für US-amerikanische Futures-Spekulanten möglich, 100 Unzen Gold im Wert von 156 000 USD für nur ungefähr 5 000 USD zu verwalten. Ihr maximaler, äußerst riskanter Leverage lag bei 29 zu 1, der die jahrzehntelange Höchstgrenze an den Börsen von 2 zu 1 maßgeblich überstieg. So hätte eine Preisbewegung von 3,5% ausgereicht, um die Händler vollständig in den Ruin zu treiben.

Am Morgen des 12. Aprils fiel Gold unter seinen mehrjährigen Support, wodurch zahlreiche Stop-Loss-Orders auf Gold-Futures erteilt wurden. Der Goldpreisrückgang veranlasste Futures-Makler dazu, die Long-Positionen ihrer Klienten auf Gold zu jeglichem Preis zu verkaufen. Diese massiven durch die Gold-Futures-Märkte ausgelösten Verkäufe trieben die Spekulanten in den Bankrott. Innerhalb von zwei Handelstagen fiel Gold um 13,8% und rief somit erhebliche Verluste hervor, die in keinem Verhältnis zum eingesetzten Kapital standen.

Angesichts des nie zuvor erreichten Ausmaßes der Verkäufe ist es verständlich, dass die Futures-Spekulanten immer noch Angst vor Gold haben. Eine durch extreme Verkäufe angespannte Stimmung ist so überwältigend, dass es lange Zeit dauert, bis sich die Händler erholen. Das Nachbeben der Aktienpanik 2008 stellt ein weiteres Beispiel in dieser Hinsicht dar. Aktienhändler waren so traumatisiert, dass sie jahrelang bärisch gestimmt waren.

Der ideale Zeitpunkt zum Aktienkauf ergab sich jedoch nicht, als sich die Stimmung Jahre später endlich wieder erholte, sondern im März 2009, als die bärische Stimmung ihren Höhepunkt fand. Wenn keine Haussiers mehr verbleiben und die Aussichten trostlos sind, kommt es zu Talsohlen, wie ich damals bereits ausführlich beschrieb. Eine ähnlich extreme Situation findet momentan bei Gold statt. Nahezu alle Futures-Spekulanten sind davon überzeugt, dass das gelbe Metall dazu verdammt ist, nie wieder eine Rally zu erleben.

Zum Glück ist es weitaus einfacher, die Stimmung an den Terminmärkten als an den Börsen zu messen. Jeder Terminkontrakt hat eine Long- und eine Short-Seite. Händler, die long gehen, spekulieren auf steigende Kurse und kaufen, wohingegen Händler, die short gehen, auf fallende Kurse spekulieren und verkaufen. Anhand der Entwicklung der Shorts und Longs wird die allgemeine Stimmung der Futures-Spekulanten bezüglich der Goldpreisaussichten deutlich. Momentan sind sie äußerst pessimistisch gestimmt und die Short-Positionen der Spekulanten erreichen sogar einen Höchststand.

Da Termingeschäfte ein Nullsummenspiel sind, gibt es immer genauso viele Longs wie Shorts. Jeder Dollar, der von einem Händler gewonnen wird, bedeutet einen direkten Verlust für die gegenüberliegende Seite. Die Futures-Regulierungsbehörde der USA, die Commodity Futures Trading Commission, teilt Futures-Händler schon seit langem in drei Kategorien ein. Wöchentlich veröffentlicht die CFTC den Commitments of Traders Report, der Aufschluss darüber gibt, welche Positionen von welcher Kategorie gehalten werden.

Die offiziellen Bezeichnungen dieser Kategorien, kommerzielle Händler, nicht kommerzielle Händler und nicht berichtspflichtige Händler sind gemeinhin auch als Hedger, Großspekulanten und Kleinspekulanten bekannt. Hedger, die mit Gold-Futures handeln, nutzen das Metall zu kommerziellen Zwecken für ihre eigenen Unternehmen, beispielsweise in der Bergbaubranche und in der Schmuckherstellung. Spekulanten nehmen die gegenüberliegende Seite der Hedger-Positionen ein und spekulieren einfach nur auf einen Wert, den Gold künftig erreichen könnte.

Während die Gesamtanzahl an Longs und Shorts unter den drei Kategorien insgesamt also immer gleich bleibt, gibt es innerhalb jeder Kategorie Netto-Long- und Netto-Short-Positionen. Im ersten Chart sind diese kategoriespezifischen Netto-Gold-Futures-Positionen der letzten acht Jahre abgebildet. Sowohl Groß- als auch Kleinspekulanten waren viele Jahre nicht so pessimistisch bezüglich Gold gestimmt wie momentan. In der Vergangenheit erlebte der Goldpreis im Anschluss an bärische Stimmungsextreme recht schnell einen beachtlichen Anstieg.




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