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Rohstoffpreise unter Druck

06.07.2015  |  Klaus Singer
- Seite 2 -
Energie- und Rohstoffaktien werden durch den Fall der Rohstoffpreise deutlich belastet. Ein in Euro gehandelter ETF auf den "Stoxx600 Basic Resources Index" zeigt einen seit 2011 etablierten Abwärtstrend. Momentan scheint ein seit Mitte 2009 mehrfach getesteter, nicht nachhaltig gebrochener Pegel Unterstützung zu geben. Der Kurs liegt aktuell mehr als 40% unter dem Hoch aus 2011.

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Der Baltic Dry Index für Schiffsfrachten bei Schüttgütern hat sich von seinem zuletzt erreichten Tiefpunkt bei 500 Ende Februar wieder auf über 800 aufgeschwungen, kommt aber von gut 2000 zu Beginn des Jahres 2014. Im September 2010 hatte er die Marke von 3000 touchiert.

Der Harpex Index für Containerfracht, mithin hauptsächlich für Halb- und Fertigprodukte, gibt ein positives Signal für die Entwicklung des Handels mit solchen Gütern. Er hat kürzlich eine Abwärtslinie aus Mitte 2005 über Anfang 2008 (etwa 1400 Punkte) und über Mitte 2011 (etwa 900) nach oben gebrochen und hat sich dabei deutlich von seinen Tiefs abgesetzt, auf denen er sich zwischen Ende 2011 und 2014 bewegte.

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Gut möglich, dass sich hier der Effekt sinkender Ölpreise niederschlägt, der wie ein Konjunkturprogramm wirken und den Konsumenten mehr Spielraum für andere Verbrauchausgaben geben kann. Bei den Frachtraten-Indices muss allerdings auch die Angebotsseite berücksichtigt werden, also die für Transporte zur Verfügung stehende Kapazität. Daher sollten die von hier ausgehenden Signale mit Vorsicht behandelt werden.

Der Welthandelsindex der Vermögensverwaltung Zschaber zeichnet ein ähnliches Bild wie der Harpex. Er ist im Mai auf 72,4 gestiegen und geht damit das zuletzt Mitte 2014 markierte Hoch an. Im März hatte er bei 70,9 notiert.

Das Verhältnis der Preise für Fertiggüter (PPIFGS) und für Rohmaterial (PPCRM) zur weiteren Verarbeitung liegt wieder etwa so tief wie in der ersten Jahreshälfte 2009. Im zweiten Quartal 2014 hatte es sich bis auf 1,3 hoch gearbeitet. Diese offenbar nicht ganz unbedeutende Schwelle war vorher auch in der ersten Jahreshälfte 2011 erreicht worden. Je niedriger das Verhältnis ist, je besser ist es (cet. par.) um die Gewinnmöglichkeiten der Fertiggüter herstellenden Industrie bestellt.

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Fazit:

Die Rohstoffpreise signalisieren eine Weltwirtschaft am Scheidewege.

Aus der Entwicklung der Rohstoffpreise lässt sich folgendes ableiten: Nachdem es in 2011 (vor dem Aufflackern des US-Schuldenthemas) ein Zwischenhoch der Rohstoffpreise nach der Finanzkrise gab (oder auch eine Echo-Bubble nach dem Hoch aus Mitte 2008), und somit auch eine entsprechende Belastung des Gewinnpotenzials der Fertigungsindustrie, entsprechen die Rohstoffpreise heute wieder eher der tatsächlichen (anemischen) Entwicklung der Weltwirtschaft.

Sie stützen auf diesem Niveau auch wieder eher die Gewinnentwicklung bei Unternehmen, die Fertigprodukte herstellen. Der Harpex-Index signalisiert (mit aller Vorsicht), dass sich der Welthandel mit solchen Produkten wieder belebt. Diese optimistische Sicht erfordert allerdings, dass die Rohstoffpreise (insbesondere Kupfer) nun einen Boden ausbilden und damit steigende Nachfrage signalisieren. Ein schwächerer Dollar würde dazu die passende Begleitmusik liefern.

Die pessimistische Sicht würde bestärkt, wenn sich die Schwäche der Rohstoffpreise fortsetzt, also die Tiefs z.B. im CRB-Index nachhaltig nach unten gebrochen werden. Dann ist es Zeit, sich für eine zunehmende Rezessionswahrscheinlichkeit zu rüsten, breit angelegte Neuengagements in Aktien wären dann sicher nicht die richtige Antwort…


Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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