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Die Erhöhung der offiziellen Goldreserven Chinas: Analyse

22.07.2015  |  Jan Nieuwenhuijs
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Ich habe die gesamte inländische Minenproduktion sowie alle bekannten Goldimporte außerhalb der offiziellen Reserven seit 2009 zusammengetragen. Die Zunahmen der offiziellen Reserven (im Chart rot dargestellt) in den Jahren 2001 und 2003 wurden von der gesamten inländischen Minenproduktion (blau) abgezogen. Die Anstiege der Jahre 2009 und 2015 wurden jedoch nicht von der inländischen Minenproduktion oder den Gesamtimporten (grün) subtrahiert, da sie meiner Theorie zufolge auf geheimen Importen beruhen. Eine detaillierte Beschreibung zur Erstellung dieses Charts können Sie in meinem vorherigen Artikel zu diesem Thema lesen.

Wenn ich mit dem Ergebnis meiner Analyse richtig liege und die chinesische Zentralbank ihr Gold seit 2009 hauptsächlich im Ausland erworben hat, dann befinden sich derzeit 13.781 t Gold in China, wovon 1.658 zu den offiziellen Goldreserven des Landes zählen, während sich 12.123 t in Privatbesitz befinden. Jede Goldmenge, die die PBOC möglicherweise zusätzlich zu den genannten 1.658 t besitzt, muss selbstverständlich noch zu diesen Schätzungen dazu addiert werden. (Ich schließe damit nicht aus, dass die Zentralbank Gold auch am inländischen Markt kaufen kann.)


Offenlegung der Zunahme der Goldreserven hat strategische Gründe

Die Entscheidung der Chinesischen Volksbank, den aktuellen Umfang ihrer offiziellen Goldreserven von 1.658 t bekanntzugeben, kann nicht isoliert von der globalen Lage des Finanzsystems betrachtet werden. Seit der Finanzkrise von 2008 haben Europa und Asien sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sie es vorziehen, die Vorherrschaft des US-Dollars als Reservewährung des internationalen Finanzsystems schrittweise abzubauen. Chinas Strategie ist es dabei, mehrere Ziele gleichzeitig zu verfolgen, wobei eines davon das Sonderziehungsrecht (SZR) ist.

Für die Entwicklung seiner Wirtschaft will das Reich der Mitte den Renminbi internationalisieren. Die Zusammensetzung des Sonderziehungsrechts wird in diesem Jahr einer erneuten Überprüfung unterzogen. Voraussetzung für die Aufnahme einer Währung in den Währungskorb des SZR ist deren freie Verfügbarkeit. China wird seine Reserven also mindestens einmal jährlich nach Währungsklassen offenlegen müssen. Dies geht auch aus dem Absatz zum speziellen Datenveröffentlichungsstandard (Offenlegung der Reserven) des IWF in der offiziellen, chinesischen Stellungnahme der Zentralbank zu ihren Goldreserven hervor.

Da es in der Macht der USA steht, die Aufnahme des Renminbi in das SZR zu verhindern, muss China auf Nummer sicher gehen. Das Land ist verpflichtet, seine tatsächlichen Goldreserven offenzulegen, will die Vereinigten Staaten aber möglicherweise nicht durch die Bekanntgabe von Reserven in Höhe von 3.500 t verstimmen. Die genannten 1.658 t sind zu wenig, um die finanzielle Ordnung der Welt durcheinanderzubringen, zeigen aber auch, dass China das Edelmetall als "wichtiges Element für die Diversifikation internationaler Reserven" schätzt und könnten daher genau richtig gewählt sein.

Es ist nicht in Chinas Interesse, übereilt ein neues internationales Geldsystem aufzubauen, da das Land selbst noch dabei ist, seine Reserven weiter zu diversifizieren und weniger auf den Dollar zu stützen.

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Aus dem obenstehenden Chart ist ersichtlich, dass China derzeit zwar keine US-Staatsanleihen abstößt, aber seit 2010 zumindest aufgehört hat, seine Bestände weiter zu vergrößern. Das Land ist noch nicht bereit für eine tiefgehende Veränderung des internationalen Geldsystems. Es arbeitet noch an der zunehmenden Internationalisierung des Renminbi, der Aufnahme in das Sonderziehungsrecht, der Entwicklung seiner Finanzmärkte und der Transparenz seines Kapitalverkehrs. Erst wenn diese Ziele erreicht sind, wird es ernst für den US-Dollar. Bis dahin wird China sich langsam, Schritt für Schritt vorarbeiten.

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© Jan Nieuwenhuijs
The Gold Observer



Dieser Artikel wurde am 19. Juli 2015 auf www.BullionStar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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