Gold und weitere Ereignisse
27.07.2015 | Klaus Singer
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Im März 2008 begann bei Gold dann eine Phase der Gewinnmitnahmen, vor der Spitze bei Rohstoffen und insbesondere bei Öl Mitte 2008 und ein halbes Jahr vor dem offenen Ausbruch der Finanzkrise. Mitten im darauf folgenden Chaos an den Finanzmärkten erreichte Gold dann seinen Boden und leitete eine mehrjährige Aufwärtsbewegung ein. Nachdem die US-Staatsschuldenkrise offenbar eingedämmt werden konnte, markierte der Goldpreis im September 2011 ein Topp.Sollten vergangene Kursbewegungen in Zusammenhang mit bestimmten fundamentalen Entwicklungen überhaupt eine Indikation für die Zukunft darstellen, dann womöglich bei Gold diese: Die Krisenversicherung Gold wird aufgelöst, wenn die bekannten Krisenherde auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten nicht mehr relevant zu sein scheinen, d.h. “eingepreist” sind.
Es sind noch ein paar Begleitumstände zu berücksichtigen. Da ist erstens die Inflationserwartung (Spread der 10-jährigen US-Treasurys nominal/real), sie lag im März 2008 bei 2,4%, danach stieg sie nur noch bis knapp 2,6%, bevor sie mit Lehman "unter die Räder kam". Der Dollar-Index bildete seinerzeit bei 72 ein langfristiges Tief aus (Euro/Dollar seinerzeit bei rund 1,60). Topp-Phase der Inflationserwartung und maximale Dollarentwertung fielen im März 2008 zusammen mit dem Beginn des Abverkaufs von Gold.
Heute sieht es so aus, als ob der Dollar-Index im März sein Hoch bei 100 markiert hat (Euro/Dollar Tief bei 1,05). Die Inflationserwartung liegt aktuell bei 1,8%, im Januar hatte sie bei 1,6% gelegen. Trifft die Erwartung zu, dass der Dollar künftig eher abwertet und zugleich die Inflation eher zu-, als weiter abnimmt, dann dürfte das künftige Aufwärtsbewegungen bei Gold eher unterstützen.
Allerdings ist die Entwicklung der Inflationserwartung flach, auch Euro/Dollar kann zwar im Wochenchart die seit März gültige Aufwärtslinie verteidigen und bewegt sich im Rahmen eines seit den frühen 1980er Jahren bestehenden Aufwärtskanals, aber bei beidem fehlen bisher deutliche Impulse (siehe Chart!).
“Es fehlen deutliche Impulse” - das gilt auch für den S&P 500, der jetzt zum dritten Mal versagt hat, über sein bisheriges Allzeithoch bei 2131 auszubrechen. Er bewegt sich weiterhin in einem Aufwärtskanal aus Herbst 2011, ist aber dabei, in den übergeordneten Aufwärtskanal aus 2009 zurückzufallen (siehe Chart!).
Der DAX bewegt sich noch deutlich über dem aus 2009 kommenden Aufwärtskanal, dessen Obergrenze aktuell bei knapp 10700 verläuft. Ein wichtiger Support-Pegel liegt bei rund 11320. Dieser wurde zum Wochenschluss intraday getestet, Schlusskurs nur wenig darüber bei 11348 (schwaches Bild) (siehe Chart!).
Beide Charts werden täglich auf der Startseite aktualisiert und sich auch Bestandteil der täglich aktualisierten Chart-Galerie (hier oder entsprechendes Pop-up). Die lineare Regression von Oktober 2007 aus, dem damaligen Allzeithoch beim A&P 500, lässt sich schön als das Gummiband von Investmentlegende Bob Farrell interpretieren, um das Kurse langfristig herum oszillieren.