Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Gold und weitere Ereignisse

27.07.2015  |  Klaus Singer
- Seite 3 -
Dieses verläuft aktuell beim DAX bei rund 9900, beim S&P 500 bei rund 1930. Dieses Gummiband ist erste Anlaufstelle einer Korrektur. Ob es jetzt dazu kommt? Der S&P 500 hat eine Handelsspanne zwischen 2131 und 2045 entwickelt, der DAX eine zwischen rund 10900 und 11760. Diese Rechtecke müssten zunächst nach unten aufgelöst werden.

Keine Frage, die Aktienmärkte sind deutlich überbewertet. Das macht allemal anfällig für externe Schocks, ist aber für sich alleine keine Bedingung für ein Ende des Bull-Runs. Ein Blick auf die Volumenverteilung an der NYSE zeigt jedoch, wie fragil die zuletzt gesehene Bewegung in Richtung des Allzeithochs im S&P 500 war. Im folgenden Chart werden die täglich auf steigende und fallende Aktien entfallenden Volumina ausgewertet. Überwiegen beständig die auf steigende Werte entfallenden Umsätze, kann davon ausgegangen werden, dass große Adressen Material einsammeln.

In diesem Fall herrscht Akkumulation, was per se bullisch für die Kursentwicklung zu werten ist. Seit Anfang Juni kippt die Volumenverteilung zwischen Akkumulation und Dustribution hin und her (siehe türkises Rechteck-Signal), aktuell herrscht wieder Distribution, also wandert Material aus den Händen großer Player.

Stimmungsseitig herrscht jedoch seitens der breiten Masse wenig Aufnahmebeitschaft, so dass selbst eine wie aktuell nur schwach ausgeprägte Distribution bereits größere Kursverwerfungen nach sich zieht. Zudem wird Distribution unterstrichen durch eine nach Put/Call-Verhältnis bärische Ausrichtung (siehe Chart!).

Vor den neuerlichen Akkumulationsbemühungen lag eine Phase der Distribution, die Ende April begann und deutlich länger war als zumindest in den zwei Jahren zuvor. Die Dynamik der Entwicklung blieb in dieser Zeit über weite Strecken "quälend" gering. Das alles unterstreicht, dass die jüngsten Versuche, nach oben durchzubrechen, von wenig Überzeugung getragen waren. Es gibt eine Reihe anderer Indikatoren, die zu derselben Aussage kommen. Der zuletzt im S&P 500 gesehene Jahresgewinn ging im wesentlichen auf vier große Werte zurück, Amazon ist einer von ihnen.

Der folgende Chart zeigt die fraktale Sicht auf den S&P 500. Die obere rote Linie ("Linearity") zeigt, wie weit der Herdentrieb, bzw. die chaotische Phase des “Kurssystems” S&P 500, fortgeschritten ist. In chaotischen Phasen können schon kleine Ereignisse zu starken Kursausschlägen führen, die Empfänglichkeit für externe Schocks ist dann besonders hoch. Die Linearität hatte im Dezember einen Rekordwert von 96% erreicht, Ende Juni lag sie bei 94%, aktuell notiert sie bei 91%. Das ist im historischen Vergleich hoch. Für sich alleine sind solch hohe Werte aber keine Indikation auf eine unmittelbar bevorstehende massive Korrektur, bzw. einen beginnenden Bären-Markt.

Damit ist erfahrungsgemäß erst zu rechnen, wenn das Niveau von 90% unterschritten wird - es fehlt nicht mehr viel. Von anderen Indikatoren, die die statistische Verteilung der Dynamik im Kursverlauf (gelbe Linie im oberen Chart-Bereich) und die Zuordnung und Richtung verschiedener gleitender Durchschnitte (hellgrüne Linie) auswerten, kommt bisher noch kein Warnsignal (vergleichen Sie dazu die Topp-Phasen 2000 und 2007 im Chart!).

Die Rohstoffpreise kratzen mittlerweile an dem 2009 erreichten Tief (CRB-Index damals bei 200, aktuell 205), was als Indiz für Makro-Schwäche gelten muss. Zwar senkt das die Kosten der Unternehmen, aber letztlich entscheidend ist die Nachfrageentwicklung, schließlich nutzen selbst null Kosten nichts, wenn nichts verkauft werden kann.

Die Rezessionswahrscheinlichkeit bleibt nach wie vor gering, aber von überbordender Nachfrage kann auch nicht die Rede sein. In der laufenden Quartalssaison berichten 74% der Unternehmen Gewinne über den Erwartungen, aber nur 52% schlagen die Umsatzerwartungen. Die historische “Beat-Rate” liegt bei 63%, bzw. 61%. Die Gewinnerwartungen für Q2 liegen aktuell bei -1,9% y/y nach -3% Anfang Juli und +5,9% zu Jahresbeginn. Die Umsatzsteigerungen werden gegenwärtig so gering erwartet wie seit sechs Jahren nicht.


Fazit:

Der Goldpreis in freiem Fall mit Aussicht auf Bodenbildung über 1000 - möglicherweise ein Hinweis darauf, dass große Akteure sich bald neu zu "versichern" beginnen gegen bekannte und v.a. unbekannte heraufziehende Unbilden.

Der S&P 500 mit technischen Schwächezeichen, die Aktienmärkte stark überbewertet - das macht empfänglich für externe Schocks. Und dürfte ein Hinweis sein, dass der seit 2009 anhaltende Bull-Run allmählich ermüdet. Bullen-Märkte sterben jedoch nicht an Altersschwäche, sondern daran, dass die großen Player auf längere Sicht keine weiteren Gewinnmöglichkeiten mehr sehen. Hierbei spielt das fundamentale Umfeld eine wichtige Rolle.

In diesem Rahmen muss ernst genommen werden, was in China geschieht - weniger der Aktien-Crash dort, mehr die damit verbundenen Zeichen einer weiteren Wachstumsabschwächung.

Insofern dürften, nachdem der Zenith der Quartalssaison überschritten ist, die US-Makrodaten wieder besonders im Fokus stehen – und das Währungspaar Euro/Dollar. Wobei für die US-Aktienmärkte erschwerend hinzukommt, dass bessere Makroaussichten die Wahrscheinlichkeit einer früheren Zinserhöhung verstärken und den Dollar festigen, der gleichzeitig als ein Grund für die schwache Quartalszahlen-Entwicklung gilt.

In diesem Zusammenhang ist die FOMC-Sitzung in der nächsten Woche von einiger Bedeutung.

Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"