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Goldproduzenten: Absurd niedrige Aktienkurse

29.07.2015  |  Adam Hamilton
Am Goldaktienmarkt kam es letzte Woche zu einer Panik, die sich gewaschen hatte. Ausverkäufe dieses Ausmaßes kommen extrem selten vor. Der neuste Sell-Off wurde durch die enorme Anzahl an Leerverkäufen von Gold-Futures verursacht, die mit der Absicht getätigt wurden, einen Flash Crash des Goldkurses auszulösen. Nachdem die wichtige Unterstützungslinie der letzten Jahre bei diesem Angriff durchbrochen wurde, stürzten die Goldaktien ab. Das Ausmaß der Angst war so gewaltig, dass der gesamte Sektor noch tiefer in ein vollkommen absurdes Preis-Terrain gedrängt wurde.

Im Vergleich zu anderen Märkten ist die Goldbergbau-Industrie winzig und nur eine kleiner Teil aller Investoren verfolgt das Geschehen. Obwohl es sich bei ihnen größtenteils um einen harten Kern von Antizyklikern handelt, die immer gegen den Strom schwimmen, sind sie aufgrund der zahlenmäßig geringen Anhängerschaft der Goldaktien dennoch extrem anfällig gegenüber dem Herdentrieb. Weniger Händler bedeuten auch eine geringere Liquidität und höhere Volatilität und neigen dazu, die vorherrschende Angst oder auch Profitgier so sehr zu verstärken, dass Preisextreme entstehen - in die eine oder andere Richtung.

Das Aushängeschild der Goldaktien-Indices ist der NYSE Acra Gold BUGS Index, besser bekannt unter seinem Börsenkürzel HUI. Und der führende Goldaktien-ETF, der Market Vectors Gold Miners ETF, vollzieht die Kursbewegungen des HUI perfekt nach. Beide können von der Panik, die diesen bereits angeschlagenen Sektor ergriffen hat, ein schmerzhaftes Zeugnis ablegen. Der HUI erreichte seinen Höchststand Ende April und sein darauf folgender unerbittlicher Abstieg säte die Samen der aktuellen Panik.

Per Donnerstag, 16. Juli, war der HUI acht Handelstage in Folge gefallen und hatte insgesamt einen Verlust von 10,5% gemacht. Eine so lange Serie der täglichen Kursverluste ist selten und schürte daher ernsthafte Sorgen. Und mit jedem Tag fiel der HUI weiter unter das grässliche 11,3-Jahres-Tief von Anfang November 2014. Der psychologische Druck auf die Goldaktien-Investoren und Spekulanten, einfach aufzugeben, war also vollkommen erdrückend.

Dann begann die eigentliche Panik. Als Panik wird der Kursverlust eines Aktienindex von mehr als 20% in weniger als zwei Wochen bezeichnet. Sie entsteht meist gegen Ende einer langen Baisse, wenn die Preise bereits deprimierend niedrig sind und die allgemeine Stimmung extrem negativ. Die Goldaktien sind keineswegs der einzige Sektor, in dem sich dieser Pessimismus so weit verselbstständigen kann, dass Panikverkäufe die Folge sind. 2008 konnten wir beispielsweise eine Jahrhundertpanik an den Aktienmärkten beobachten.

Der S&P 500 als Bezugsgröße brach in diesem Jahr gegen Anfang Oktober in genau zwei Wochen um 25,9% ein und vernichtete dabei ein Viertel des Aktienkapitals der Amerikaner! Auch bei den Goldaktien kam es seit 2000 zu einigen panischen Sell-Offs. Diese Ereignisse sind zwar extrem selten, kommen aber von Zeit zu Zeit vor. Doch da nur so wenige Ausverkäufe zu einer ausgewachsenen Panik führen, ist es unmöglich, sie vorherzusagen.

Während ich die Ereignisse der letzten Woche, die zur derzeitigen Goldaktien-Panik führten, in unserem aktuellen Zeal Speculator sehr detailliert beschreibe, ist hier die Kurzfassung. Letzten Freitag hat die chinesische Zentralbank zum ersten Mal seit April 2009 zugegeben, dass ihre Goldreserven angewachsen sind. Doch die offiziell genannte Zahl von 1.658 Tonnen lag weit unter den ca. 3.500 Tonnen, von denen die Analysten ausgegangen waren. Das hat die Trader schwer enttäuscht.

Obwohl die meisten noch immer der festen Überzeugung sind, dass der offizielle Umfang der chinesischen Goldbestände reine Fiktion ist, verkauften sie dennoch ihre Gold-Futures, deren Wert daraufhin um 1% fiel. Im Großen und Ganzen ist das zwar nicht viel, hat aber ausgereicht, um den Goldkurs unter seinen Tiefststand von Anfang November 2014 zu drücken, sodass er ein neues 5,3-Jahres-Tief markierte. Seitdem ist der Goldkurs aus technischer Sicht verwundbar, was die zuvor schon niedergeschlagene Stimmung noch weiter sinken ließ. Der HUI erreichte währenddessen ebenfalls einen Tiefpunkt und fiel um 5,2% auf den tiefsten Wert seit 12,2 Jahren.

Grund für dieses extreme Tief ist nicht ein Überangebot an physischem Gold, sondern das Rekordniveau der Leerverkäufe von Gold-Futures durch amerikanische Spekulanten. Da die Short-Positionen aber bald eingedeckt werden müssen, sind die durch sie ausgelösten Tiefs künstlich und vorübergehend. Eine übermäßige Zahl an Short-Positionen in Gold-Futures führt in naher Zukunft immer zu entsprechenden Deckungskäufen. Durch Leerverkäufe hervorgerufene extreme Tiefstwerte sind daher in Wirklichkeit ein Indikator für einen bevorstehenden Kursanstieg!

Doch die meisten Anleger erliegen der allgemeinen Angst, die ein solches Tief auslöst, da sie die Geschichte der Märkte nicht intensiv genug studiert haben, um gegen extreme emotionale Reaktionen immun zu sein. Die Leerverkäufer hatten beschlossen, von der Nacht des vergangenen Sonntag zu profitieren und ihr Glück herauszufordern. Sie wählten also mit Bedacht die Zeit, zu der die Liquidität an den globalen Goldmärkten am geringsten war, und fluteten sie mit einer gewaltigen Menge an Gold-Futures-Leerverkäufen, in der Hoffnung dadurch Stop-Loss-Verkäufe auszulösen.

Seitdem die CME die Börsensäle für Gold-Futures Anfang dieses Monats geschlossen hat, gibt es in den USA keinen normalen Handelstag mehr. Die elektronische Börsensitzung für Gold-Futures beginnt von Sonntag bis Freitag um 18 Uhr New Yorker Zeit und endet 17:15 am folgenden Tag. Die Leerverkäufer wählten für ihre Transaktionen Sonntagnacht 21.30 Uhr - eine Zeit, zu der die amerikanischen Händler den Markt nicht beobachteten, die Japaner einen Feiertag hatten und kurz bevor die chinesischen Märkte öffneten.

In wenig mehr als einer Minute warfen sie Gold-Futures mit dem enormen Nennwert von insgesamt 2,7 Mrd. USD auf den Markt. Angesichts der 1.134 USD, mit denen der Goldkurs am Freitag schloss, entsprach das fast 24.000 Kontrakten! Diese plötzliche Verkaufsschwemme war so gewaltig, dass sie innerhalb von einer Minute zwei Handelsstopps von jeweils 20 Sekunden auslöste. Der einzige Zweck dieses Blitzangriffs lag darin, den Goldpreis künstlich unter die Stop-Loss-Grenze für Long-Kontrakte zu drücken.

Aufgrund der verschwindend geringen Marktliquidität zu dieser Zeit stürzte Gold innerhalb dieser extrem kurzen Zeitspanne um 48 USD auf 1.086 USD ab. Dieser Flash Crash war künstlich herbeigeführt und beruhte allein auf Manipulation! Als 2010 an den US-amerikanischen Aktienmärkten etwas Ähnliches passierte, sahen die Händler das zu Recht als vorübergehende Anomalie an. Doch am Goldmarkt war die Stimmung so pessimistisch, dass der Absturz fälschlicherweise als berechtigter Ausverkauf angesichts schlechter Fundamentaldaten bewertet wurde.


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