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Goldproduzenten: Absurd niedrige Aktienkurse

29.07.2015  |  Adam Hamilton
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Im Gegensatz zu den vorhergegangenen Erweiterungen der Geldmenge hatte QE3 ein offenes Ende, d. h. keinen festgelegten Umfang und kein Enddatum. Die Beamten der Fed nutzten diese Uneindeutigkeit zu ihrem Vorteil und manipulierten die Psychologie der Aktienhändler. Jedes Mal, wenn die Aktienmärkte in den USA zu stagnieren drohten, ließ die Fed verlauten, dass die bereit sei QE3 weiter fortzusetzen, um so jeden Ausverkauf an der Börse sofort zu unterbinden. Die Trader merkten schnell, dass die Notenbank die Märkte im Grunde vor einem Einbruch schützte.

Daraufhin wurde das Kapital Anfang 2013 aus den von Gold angeführten alternativen Investitionsoptionen abgezogen und in die als risikolos wahrgenommenen US-amerikanischen Aktienmärkte gepumpt. Der Goldkurs stürzte im Zuge von besonders extremen Sell-Offs der Gold-ETFs im zweiten Quartal 2013 ab und verzeichnete den größten Verlust innerhalb eines Quartal seit 93 Jahren! Dieser Jahrhundertsturm machte alle Hoffnung am Goldaktienmarkt zunichte, sodass der gesamte Sektor sich vom Goldpreis entkoppelte. Seitdem hat er schwer zu kämpfen und es erging ihm noch weit schlechter als dem Goldkurs.

Diese radikale Anomalie erreichte in dieser Woche mit dem Fall der HUI auf ein 12,7-Jahres-Tief schließlich ihren traurigen Höhepunkt. Der Goldkurs stürzte im Vergleich dazu nur auf ein 5,3-Jahres-Tief. Anhand des Charts ist zu erkennen, wie lächerlich diese Abkopplung der beiden Werte geworden ist. Das letzte Mal, als der HUI bei den aktuellen Werten notierte, war im Oktober 2002. Damals wurde Gold zu etwa 310 USD gehandelt! Die Rentabilität der Goldunternehmen war damals also viel geringer.

Selbst bei den trostlosen Kursständen dieser Woche ist der Goldpreis noch 3,5x höher als gegen Ende des Jahres 2002. Dass der HUI bei diesen absurden Werten steht, ergibt also nicht den geringsten Sinn. "Absurd" ist hier auf jeden Fall das richtige Wort. Der Duden definiert es folgendermaßen: "dem gesunden Menschenverstand völlig fern", "abwegig", "widersinnig". Es gibt schlicht und ergreifend keinen Grund, kein vorstellbares Szenario, das die aktuellen Kurse der Goldaktien rechtfertigen würde.

Man kann diese Kurse auch von der anderen Seite aus betrachten, also ausgehend vom Goldpreis. Der lag im März 2010 zum letzten Mal bei mit dieser Woche vergleichbaren Werten, und damals stand der HUI bei mehr als 400 Punkten. Derzeit notiert der Index - bei gleichen Goldpreisen - nur bei etwas mehr als einem Viertel des damaligen Niveaus. Das ist vollkommen unlogisch und spiegelt beim aktuellen Preisniveau nicht die Rentabilität des Goldbergbaus wider. Ich habe die Bewertung der Goldaktien seit vielen Jahren studiert und verstehe mehr davon, als die meisten anderen.

Ja, es gibt Goldproduzenten mit Gesamtkosten von deutlich mehr als 1.100 USD je Unze. Ja, es gibt hochverschuldete Goldunternehmen, die beim aktuellen Preisniveau kaum eine Chance haben dürften, ihre Schulden zu tilgen. Ja, einige dieser kreditfinanzierten Goldminen mit hohen Produktionskosten sind Pleite gegangen und ja, es wird noch mehr von ihnen treffen. Es gibt keinen Zweifel daran, dass einige Goldproduzenten bei diesen Preisen in ernsten Schwierigkeiten stecken.

Es ist jedoch dumm, alle diese Unternehmen über einen Kamm zu scheren. Genauso lächerlich wäre es zu behaupten, dass Apple und Netflix die gleichen Fundamentaldaten haben, nur weil beide im Technologiesektor beheimatet sind. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Apple beläuft sich aktuell auf den moderaten Wert von 15,7, während das KGV von Netflix erschreckende 247,4 beträgt! Die Goldaktien sind nicht homogener als jeder andere Sektor und ihre jeweiligen Aussichten sind angesichts der derzeitigen Tiefs sehr unterschiedlich.

Es gibt eine große Anzahl an Goldproduzenten, die auch heute noch erstaunliche Profite erzielen und mit KGVs im einstelligen Bereich unglaublich preiswert sind! Viele von ihnen verzeichnen Gesamtkosten je Unze, die weit unter dem derzeitigen Goldkursniveau liegen und selbst dann überleben könnten, wenn Gold nochmal um 25% oder mehr fallen würde. Bei manchen dieser Goldunternehmen ist die Marktkapitalisierung sogar geringer als die Höhe ihrer Barmittel auf der Bank - günstiger geht es kaum.

Doch da die Aktionäre in ihrer Angst das Kind mit dem Bade ausschütten, haben die Investoren und Spekulanten diese großartigen Unternehmen dummerweise aufgegeben. Diese extreme Stimmung wird allerdings unweigerlich nachlassen und zur normalen Psychologie der Märkte zurückkehren und dann werden die besten Goldaktien viel schneller hohe Kursgewinne machen, als der HUI als Ganzes. Antizyklisch denkende Anleger, die ihr Kapital jetzt trotz der Panik investieren, können ihr Vermögen vervielfachen.

Da die Profite der Goldproduzenten und somit auch deren Aktienkurse letztlich vom Goldpreis bestimmt werden, betrachte ich das Kursniveau der Goldaktien gern im Vergleich mit Gold. Das geht am besten mit Hilfe des traditionsreichen HUI-Gold-Verhältnisses, das den täglichen Schlussstand des HUI durch den Schlussstand des Goldkurses teilt. Als Kurve in einem Chart dargestellt, zeigt dieser Wert, ob die Aktien der Goldproduzenten günstig oder teuer sind. Und heutzutage sind sie günstiger als je zuvor!

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In dieser Woche fiel das Verhältnis auf das Rekordtief von 0,103! Nie zuvor waren die Goldaktien im Verhältnis zu Gold auf einem ähnlich extremen Niveau unterbewertet, nicht einmal während des Jahrhundert-Börsencrashs von 2008, der größten Panik an den Aktienmärkten, die wir in unserem Leben gesehen haben. Das zur Zeit unglaublich niedrige HUI-Gold-Verhältnis ist vollkommen beispiellos und wird keinesfalls lang auf diesem Niveau bleiben.

In den fünf Jahren vor der massiven, allgemeinen Panik an den Aktienmärkten bewegte sich das HUI-Gold-Verhältnis in dem engen Bereich zwischen der Unterstützung bei 0,46 und dem Widerstand bei 0,56. Der langfristige Mittelwert lag bei 0,511 - der Index notierte also ungefähr auf der Hälfte des Kursniveaus von Gold. Die Börsenpanik von 2008 zerstörte die Entschlossenheit vieler Langzeit-Aktionäre der Goldunternehmen, die daraufhin ebenfalls panisch zu Tiefstpreisen verkauften und nie an den Markt zurückkehrten. Als die Panik vorüber war, lag das HUI-Gold-Verhältnis demzufolge tiefer als zuvor.

2009 bis 2012 waren die letzten halbwegs normalen Jahre an den Finanzmärkten, bevor die Fed begann, die Verhältnisse mit ihrer beispiellosen Monetarisierung der Staatsschulden durch das QE3-Programm stark zu verzerren. In dieser Zeit lag das Verhältnis des HUI zu Gold im Durchschnitt bei 0,346. Allein um zu diesem vergleichsweise bescheidenem Niveau zurückzufinden, müsste der der HUI fast um das 3,4fache ansteigen! Das Gewinnpotential ist angesichts der extremen Tiefstwerte, die zur Zeit erreicht werden, wirklich enorm.


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