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Nein, nicht schon wieder gute Nachrichten aus Europa…

31.07.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0947 (07.13 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0894 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 123.96. In der Folge notiert EUR-JPY bei 135.70. EUR-CHF oszilliert bei 1.0584.

Warum wird das Vorhaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) eigentlich so kritisch gesehen? Der IWF möchte ohne einen Schuldenschnitt auf die Anleihen der Euroländer kein weiteres Geld für ein drittes Hilfspaket zur Verfügung stellen. Im Economic Outlook von April war davon noch gar keine Rede, die Politiker der Euroländer haben fest mit einer Beteiligung des IWF gerechnet. Ist es nicht an der Zeit, dass Europa seine Probleme eigenständig löst und sich von dieser Institution emanzipiert?

Das Risiko ist ohnehin (siehe interne Regeln IWF) verteilt, wie die aktuelle Situation zeigt. Es ergäbe sich die Möglichkeit das dritte Hilfspaket ohne den Fonds zu schultern, mit dem positiven Nebeneffekt, dass die öffentliche politische Einflussnahme aus Washington deutlich zurückgehen würde. Europa hat allen Grund nach vorne zu blicken.
Erfreuliche Signale sendet die Eurozone:

Auf ein Vier-Jahres-Hoch bewegte sich das Geschäftsklima in der Eurozone im Juli. Der Wert verbesserte sich von 103,5 Punkten auf 104,0 Zähler und konnte entgegen den Erwartungen nochmals Boden gutmachen. Die Subbereiche verarbeitendes Gewerbe, Dienstleistungen und Einzelhandel konnten allesamt zulegen.

Lediglich das Verbrauchervertrauen ging von -5,6 auf -7,1 Punkte zurück.

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Wenn wir die Entwicklung zwischen USA (steht vor Zinserhöhung in diesem Jahr) und Europa vergleichen (QE min. noch bis September 2016, aktuell aufkeimende Diskussion über Verlängerung des Programms), dann stünde Europa eine Zinserhöhung gut zu Gesicht ... zum Vergleich der EZB-Leitzins vom 31.07.14 -> 0,15 Prozent (aktuell 0,00 Prozent)

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Warum diese Gedanken?

Gestern wurde mit Spannung das US-BIP des zweiten Quartals erwartet. Nach den turbulenten ersten drei Monaten des Jahres, die ein Wechselbad der Gefühle und Erwartungen waren, erfüllte das zurückliegende zweite Quartal inzwischen abgesenkten aber immer noch hoffnungsvollen Erwartungen immer noch nicht.

Es gab aber keine kalte Dusche wie nach den Revisionen zuvor, sondern mit einem Wert von +2,3 Prozent einen soliden Wert, der die erwarteten 2,6 Prozent jedoch ein gutes Stück verfehlte. Besonders der wichtige Konsum zeigte sich robust. Die Konsumausgaben zogen im zweiten Quartal um 2,9 Prozent an, ebenso die Exporte um +5,3 Prozent.

Positiv zu bemerken ist die Revision der Zahlen des 1.Quartals, die von -0,2 auf +0,6 herauf geschrieben wurden. Wir haben uns in diesem Kontext die Zeit genommen und sind in die BIP-Daten der Vergangenheit vorgedrungen.

Turnusmäßig revidiert die FED aber auch deutlich weiter zurückliegende Datenreihen des BIP. Die alten Zahlen, die unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit laufen, wurden hierbei zum Teil deutlich nach unten revidiert. Für die drei im Fokus stehenden Jahre 2012-2014 ergibt sich nunmehr ein durchschnittliches Wachstum von 2,0 statt 2,3 Prozent. Diese Revisionen fallen markant aus und erfolgen still und leise …

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Die Nachrichten von den ausgabefreudigen Verbrauchern beißen sich mit dem uns vorliegenden Datenmaterial. Die US-Verbraucher sind viel skeptischer als verbreitet wird. Woher sollen die Ausgaben auch kommen? Seit 2008 haben die durchschnittlichen Löhne um 3,5 Prozent zugelegt - deutlich weniger als die Verschuldung. Den fragwürdigen Zahlen des Conference Boards und anderer Zahlen haben wir in den letzten Tagen immer wieder veröffentlicht.

Nun zeigen wir erneut, dass die wirkliche Stimmungslage der US-Verbraucher nicht erfreulich und schon gar nicht als euphorisch zu bezeichnen ist. 70 Prozent der Bürger sehen den aktuellen Status der Wirtschaft sogar als negativ an.

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Auch der Indexstand des Bloomberg Consumer Confidence Index fiel auf das Niveau vom November 2014 zurück ... damit nicht genug, die Stärke des Rückgangs war so ausgeprägt wie seit September 2014 nicht mehr.

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Dagegen kamen von der Arbeitsmarkt-Front fast schon gewohnte Nachrichten: Eine weitere gute Woche brachten die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe vor. Nachdem Frau Yellen nach weiteren Bestätigungen vom Arbeitsmarkt gesucht hat, wurde ihr umgehend mit 267.000 Anträgen eine weitere sehr niedrige Zahl in der vergangenen Woche geliefert.

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Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0800 -30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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