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Sinkende Goldkurse durch steigende Zinsen? - Ganz im Gegenteil!

10.09.2015  |  Adam Hamilton
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Und ich vermute, dass die Erhöhungen noch moderater ausfallen werden. Die Aussagen der super-akkommodierenden Notenbank von Janet Yellen implizieren bereits, dass es vorerst nur eine Anhebung geben könnte. Der Offenmarktausschuss hat so große Angst davor, eine negative Reaktion an den Aktienmärkten auszulösen, dass er das Zinsniveau allem Anschein nach nicht bei jeder Sitzung weiter erhöhen möchte. Stattdessen wird er wahrscheinlich Sitzungen überspringen und die Erhöhungen über einen längeren Zeitraum verteilen, sodass die Zinsen insgesamt viel langsamer steigen werden.

Dazu kommt noch, dass sich die Schätzungen der Fed-Beamten hinsichtlich der zukünftigen Zinssätze schon seit Jahren als viel zu optimistisch herausgestellt haben. Unter Bernanke begann die Notenbank im April 2011, die Vorhersagen nach jeder zweiten Sitzung zu veröffentlichen, um für mehr Transparenz zu sorgen. Seit Januar 2012 werden auch die Vorhersagen zur FFR bekanntgegeben. Und damals gingen die leitenden Komitee-Mitglieder noch von einem durchschnittlichen Zinsniveau von mindestens 4% nach 2014 aus! Damit lagen sie ziemlich daneben.

Der Punkt ist, dass es für Gold kein Problem sein sollte, im kommenden, vergleichsweise harmlosen Zinserhöhungszyklus, Kursgewinne zu verzeichnen, wenn es bereits während des letzten, viel extremeren Zyklus in der Lage war, eine Rally hinzulegen. Erstaunlicherweise war die Performance von Gold während der stärksten Zinserhöhungen der modernen Geschichte am besten. Die in jeder Hinsicht extremste Erhöhung fand in den 34,6 Monaten bis zum Oktober 1979 statt - in dieser Zeit wurde die FFR 32-mal in Folge angehoben, und zwar um den schier unglaublichen Wert von 1075 Basispunkten.

Während dieser Mutter aller Zinserhöhungen kletterte die Federal Funds Rate bis auf 15,5% und die Anleihenrendite schossen auf Rekordhöhen. Wenn es also jemals ein perfektes Beispiel für einen Zeitraum gab, in dem die gestiegenen Rendite zum Abzug allen Kapitals aus dem Edelmetallsektor hätten führen müssen, dann wäre es dieser gewesen. Laut der aktuellen Argumentation der Trader hätte der Goldpreis während dieses Zyklus auf ein Rekordtief fallen müssen.

Es geschah jedoch genau das Gegenteil: Während der Zinserhöhungen legte der Goldkurs ganze 178,3% zu! Das war nicht einfach nur Zufall. In den 17,4 Monaten bis zum August 1973 hob die Fed das angestrebte Zinsniveau 21-mal in Folge an und katapultierte die FFR damit um 600 Basispunkte in die Höhe. Auch während dieser extremen Erhöhungen brach der Goldpreis nicht ein, wie die meisten heute erwarten würden, sondern stieg im Gegenteil um 113,1% an!

Ganz offensichtlich wird die Goldnachfrage von anderen Faktoren als der Höhe der Rendite bestimmt! Wenn es bei Gold nur um die Rendite ginge, wovon die Legionen an Pessimisten derzeit fälschlicherweise ausgehen, dann wäre der Preis während der extremen Zinserhöhungen der 1970er Jahre ins Bodenlose gefallen. Stattdessen ist er jedoch in die Höhe geschossen und machte die Goldbesitzer reicher, als diese es sich in ihren wildesten Träumen ausgemalt hatten. In einem Jahrzehnt, in dem die Fed den Leitzins von 3,5% auf 14,0% anhob, verzeichnete Gold den enormen Kursgewinn von 2332%!

Die Investoren strömten in solchen Mengen an den Goldmarkt, dass sie trotz der extrem hohen Zinsen einen allgemeinen Run auf das Edelmetall auslösten. Bezeichnenderweise fallen zwei der Zinserhöhungszyklen, in denen der Goldpreis tatsächlich nachgab, in die Zeit direkt nach diesem parabolischen Kursanstieg, dem unausweichlich ein Kollaps folgen musste. Ein dritter Zyklus, während dem Gold an Boden verlor, fand Mitte der 1970er Jahre statt, nachdem der Goldkurs ebenfalls eine Zeit lang sehr stark gewesen war.

Das gleiche gilt auch für die Zinserhöhungen Mitte und Ende der 1980er Jahre. Die fünf Zyklen mit steigenden Zinsen fielen also alle in Zeiten direkt nach langanhaltenden Gold-Bullenmärkten. Der Goldkurs hatte noch nie innerhalb eines Zinserhöhungszyklus der Fed Verluste zu verbuchen, wenn sein Ausgangsniveau bereits niedrig war. Und da der Kurs kürzlich nach den Rekord-Leerverkäufen der amerikanischen Futures-Spekulanten auf ein 5,5-Jahrestief gefallen ist, kann man wirklich nicht behaupten, dass er zur Zeit hoch sei.

Die historischen Tatsachen sprechen also mit überwältigender Mehrheit für das Gegenteil des derzeit meist propagierten Szenarios. Die Zinsanhebungen der US-Notenbank sind kein schlechtes Zeichen für Gold, nur weil das Edelmetall keine Rendite bringt. Es hat sich im Gegenteil herausgestellt, dass sie super-bullisch sind! Eine schlaue Wette, die eine hohe Chance auf Erfolg bietet, ist es, darauf zu setzen, dass die Goldpreise während der kommenden Zinserhöhungen durch die Fed stark steigen. Das Edelmetall befindet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit am Beginn eines langfristigen Aufwärtstrends.

Doch wie kann das sein? Gold generiert keinerlei Kapitalerträge, nichts, Null, nada. Es ist nichts weiter als ein "barbarisches Relikt", ein Anachronismus, der in modernen Portfolios nichts mehr zu suchen hat. Warum um alles in der Welt sollte ein Investor Gold kaufen wollen, wenn er stattdessen Aktien eines großartigen amerikanischen Unternehmens wie Netflix besitzen kann, die zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 237 gehandelt werden, oder US-Staatsanleihen, die Rendite in Höhe von 2,2% versprechen? Habe ich schon erwähnt, dass man auf Gold keinerlei Dividenden oder Zinsen ausgezahlt bekommt? Deshalb nannte das Wall Street Journal das Edelmetall vor Kurzem einen "Stein für Liebhaber".

Der Grund für die steigende Investmentnachfrage nach Gold bei gleichzeitig steigendem Zinsniveau ist eigentlich ganz einfach. Die Zinserhöhungen haben ernsthafte, negative Auswirkungen auf die Aktien- und Anleihenmärkte - genau deshalb hat der Offenmarktausschuss die Nullzinspolitik ja so ängstlich seit unglaublichen 6,7 Jahren beibehalten! Als die Fed das Zinsniveau erstmals in ihrer 95-jährigen Geschichte auf Null senkte, schwor sie hoch und heilig, dass es sich dabei nur um eine vorübergehende Maßnahme handle.

Steigende Zinsen sind aus mehreren Gründen Gift für die Aktien, vor allem wenn die Märkte aufgebläht und überbewertet sind. Ein höheres Zinsniveau führt zu sinkender Nachfrage in allen Bereichen der Wirtschaft, weil die Kreditkosten für alle Marktteilnehmer steigen. Der Rückgang der Nachfrage hat wiederum geringere Umsätze und Gewinne der Unternehmen zur Folge. Dadurch steigt das Kurs-Gewinn-Verhältnis weiter an und lässt die bereits jetzt überbewerteten Aktienmärkte noch teurer aussehen.

Die Nullzinspolitik der Fed hat vor allem durch Aktienrückkäufe der Unternehmen direkt zum Anstieg des Kursniveaus in den Vereinigten Staaten beigetragen. Angesichts der schwachen US-Konjunktur konnten die amerikanischen Unternehmen ihre Umsätze nicht steigern, also haben sie ihre überschüssigen Barmittel stattdessen dazu verwendet, eigene Aktien im Wert von hunderten Milliarden von Dollar zurückzukaufen. Dann haben sie die Zahl Rückkäufe verdoppelt, indem sie einfach zusätzlich noch ein paar hundert Milliarden Dollar geliehen haben.


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