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US-Wirtschaft zeigt weitere Schwächezeichen

05.10.2015  |  Klaus Singer
Die US-Arbeitsmarktdaten für September sind überraschend schwach ausgefallen. Die Anzahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze (non-farm) kam mit 142.000 deutlich unter den Erwartungen bei 203.000 herein. Der Wert für August wurde von 173.000 auf 136.000 revidiert. Noch deutlicher fiel die Enttäuschung bei den neuen Jobs im privaten Sektor aus: Erwartet wurden 195.000, geschaffen wurden 118.000. Der Wert für August wurde von 140.000 auf 100.000 korrigiert.

Die Aktienkurse gingen nach Veröffentlichung zunächst auf Tauchstation, Euro/Dollar stieg deutlich an, Gold gewann deutlich an Wert. Im späteren Handelsverlauf drehte sich das Bild, der S&P 500 schloss mit einem Tagesgewinn von 1,4% bei gut 1951. Wurden die Arbeitsmarktdaten zunächst als symptomatisch für den Zustand der Wirtschaft genommen, so gaben später Hoffnungen auf eine deutliche Verschiebung der Zinswende den Ausschlag. Lag am Vortag die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschritts im Dezember nach Fed-Funds-Futures noch bei 42%, so liegt sie jetzt bei 33%. Vor einem Monat lag der Wert bei 36%.

Der jährliche Zuwachs der neu geschaffenen Stellen im non-farm-Bereich liegt per September noch bei knapp 2%, der höchste Wert seit 2008 wurde im Februar mit +2,34% erreicht. Das dürfte vermutlich das zyklische Topp sein. Die Trendabschwächung seitdem ist zwar noch gering, aber eindeutig. Schaut man sich die Struktur der neu geschaffenen Arbeitsplätze an, so ergibt sich, dass im privaten Sektor 69.000 unter und 49.000 über dem Medianwert des durchschnittlichen Stundenlohns entstanden sind (Chartquelle).

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Dieses Bild ist nicht neu, es charakterisiert die Erholung des Arbeitsmarkts seit einigen Jahren und zeigt, dass die Mittelklasse als DER Träger wirtschaftlicher Prosperität zerrieben wird.

Arbeitsmarktdaten sind nachlaufende Indikatoren. Ein deutliches Warnzeichen kommt von der US-Industrieproduktion. Sie zeigt schon seit Jahresbeginn Schwäche, ihr Jahreszuwachs hat sich seitdem von 4,5% auf 0,9% reduziert.

Ein weiteres ernst zu nehmendes Zeichen liefert der ISM-Index der US-Fertigungsindustrie. Er ist im September von 51,1 auf 50,2 abgerutscht und liegt damit knapp über der bei 50 verlaufenden Scheidelinie zwischen Expansion und Kontraktion. Vor einem Jahr hatte der Index noch bei 58 notiert.

Das Bild bei den wichtigsten Komponenten dieses Stimmungs-Indexes macht es nicht besser. Der Auftragseingang kommt mit 50,1 auf dem tiefsten Stand seit August 2012 herein, der Auftragsbestand erreicht magere 41,5, der Beschäftigungsindex ist von 51,2 auf 50,5 zurückgefallen. Auch wenn das verarbeitende Gewerbe in den USA nur ein Fünftel der Wirtschaft ausmacht, so gilt dieser Sektor doch als führender Indikator für die Gesamtwirtschaft. Nicht auf jedes Abtauchen des ISM-Index unter 50 folgt eine Rezession, aber es gibt umgekehrt keine, wo er nicht im Kontraktionsmode war.

Der Index der Industrieproduktion zeigte in 2013 über weite Strecken schwache Zuwächse im Jahresvergleich, der ISM-Index bewegte sich zwischen August 2012 und März 2013 an der Grenze zu Kontraktion. Der aus der Preisentwicklung verschiedener Finanzmarkt-Assets gewonnene "Macro-Markets Risk Index" (MMRI - näheres siehe hier!) zeigte zwischen September 2012 und März 2013 eine leicht erhöhte Rezessionswahrscheinlichkeit.

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