Goldaktien: Ausbruch nach oben markiert Trendwende
14.10.2015 | Adam Hamilton
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In den beiden Tagen vor und nach dem Angriff verlor Gold 4,1%. Doch da die Stimmung in dem mitgenommenen Goldminensektor bereits so schlecht war, strömten die Investoren wieder Richtung Ausgang. Der GDX brach in der gleichen Zeit um 14,7% ein und verzeichnete damit verglichen mit Gold unverhältnismäßig hohe Kursverluste. Bei den Goldaktien bildete sich eine super-bearishe Chartformation heraus, die als absteigendes Dreieck bekannt ist, und die wir im folgenden Chart in blau eingezeichnet haben.Die Aktien der Goldunternehmen konnten nur noch bis zu einer rapide fallenden oberen Widerstandslinie steigen, bevor sie gewaltsam wieder nach unten zurückgeworfen wurden. Unabhängig vom Umfang der Aktienkäufe, einschließlich des scharfen Anstiegs im August, stellte sich der Widerstand des absteigenden Dreiecks als unüberwindliches Hindernis heraus. Die Tatsache, dass auch der 50-tägige gleitende Durchschnitt des GDX parallel dazu verlief, machte den Widerstand nur umso stärker. Die Goldaktien waren hoffnungslos gefangen.
Zur Herausbildung eines absteigenden Dreiecks müssen die Kurse zudem über einer unteren, horizontalen Unterstützungslinie bleiben. Genau das geschah in den vergangenen Monaten. Der GDX konnte zwar nicht nach oben ausbrechen, fiel aber auch nicht noch tiefer. Das Rekordtief, das der führende Goldaktien-ETF im August markierte, hatte im Prinzip Bestand. Das verwirrte die Pessimisten, die eine Fortsetzung der Abwärtsspirale vorhergesagt hatten.
Im absteigenden Dreieck wurden die Preisschwünge der Goldaktien immer enger und enger. Diese Chartformation verheißt wirklich nichts Gutes, der bei Weitem wahrscheinlichste Ausgang ist ein steiler Ausbruch nach unten, sobald die rechte Spitze des Dreiecks erreicht ist. Lesen Sie ein beliebiges Lehrbuch über technische Analyse und darin wird stehen, dass absteigende Dreiecke eine Warnung vor kurz bevorstehenden, deutlichen Abwärtsbewegungen sind. Die Leerverkäufe der Goldaktien sind infolgedessen explodiert.
Nur die technische Seite der Preisbewegungen zu analysieren, ohne auch das Marktsentiment und die Fundamentaldaten zu berücksichtigen, ist jedoch kein umsichtiges Verhalten. Natürlich nahm der Pessimismus im Goldsektor nach monatelang sinkenden Preisen extreme Ausmaße an. Doch solche Stimmungsextreme sind immer endlich und begrenzen sich selbst. Sobald alle Händler, die bereit waren, niedrig zu verkaufen, genau das getan haben, bleiben nur noch die Käufer übrig und dann steht eine rasante Rally kurz bevor.
Die Geschichte des GDX reicht zwar nur bis ins Jahr 2006 zurück, doch der im März 1996 ins Leben gerufene HUI ist ein ganzes Jahrzehnt älter. Das absolute Rekordtief des GDX Anfang August dieses Jahres wurde daher von einem 13-Jahrestief des HUI begleitet. Die Goldaktien wurden zuletzt im Juli 2002 zu so absurd niedrigen Kursen gehandelt. Das Verrückte daran ist, dass Gold damals nur bei etwa 305 US-Dollar notierte und in dem gerade beginnenden Bullenmarkt noch nicht einmal die Marke von 329 Dollar überschritten hatte.
Die Goldaktien so zu bewerten, als läge der Goldkurs bei etwa 300 Dollar war lächerlich, wenn das Edelmetall in Wirklichkeit bei rund 1.100 Dollar gehandelt wird. Es musste sich um eine Anomalie handeln, ausgelöst durch die extreme Angst am Markt, die jedoch nicht von Dauer sein würde. In den vergangenen Monaten habe ich also hinsichtlich der Goldunternehmen die einsame Position einen Antizyklikers eingenommen. Statt den wahrscheinlichen Ausbruch aus dem absteigenden Dreieck nach unten zu prognostizieren, riet ich den Lesern unseres Newsletters, auf einen massiven Ausbruch nach oben zu setzen.
Provokanterweise versuchten die Pessimisten ihren Rat, die bereits extrem billigen Goldaktien weiter zu shorten, mit einem auf Fundamentaldaten beruhenden Argument zu untermauern. Sie behaupteten immer wieder, dass die Produktionskosten in diesem Industriezweig im Schnitt bei 1.200 USD je Unze lägen. Bei Goldpreisen von deutlich unter 1.200 USD könnten die Unternehmen demzufolge keinen positiven Cashflow und keine Gewinne erwirtschaften. Schon bald glaubten fast alle, dass ein Kurs von weniger als 1.200 USD je Unze Gold aus Sicht der Minen nicht überlebbar sei.
Doch da ich bereits seit mehr als 15 Jahren mit den Aktien der Minengesellschaften handle und den Sektor genau studiert habe, ergab diese Zahl für mich keinen Sinn. Sie stimmt nicht mit den tiefgehenden Analysen der Fundamentaldaten überein, die wir durchführen. Mitte August, als die Stimmen, die einen Fall der Goldaktien auf Null proklamierten, jeden vernünftigen Diskurs unmöglich machten, untersuchte ich die Kosten, die alle führenden und in den beiden ETFs GDX und GDXJ gelisteten Unternehmen im zweiten Quartal 2015 berichtet hatten. Der GDX umfasst dabei die größten Gesellschaften der Branche, der GDXJ die Junior-Unternehmen.
Es stellte sich heraus, dass die angebliche Gewinnschwelle von 1.200 US-Dollar ein einziger Haufen Bärenmist war, nichts als falsche Propaganda. Die Cashkosten und die All-In Sustaining Cashkosten (AISC) der im GDX zusammengefassten führenden Unternehmen beliefen sich im Juniquartal gerade einmal auf durchschnittlich 635 USD bzw. 895 USD. Die langfristige Tragfähigkeitsgrenze der Goldindustrie ist also bei weniger als 900 USD angesiedelt - das lag weit unter dem im August vorherrschenden Preisniveau von mehr als 1.100 je Unze. Für die im GDXJ gelisteten Juniors sah es sogar noch besser aus: Bei ihnen lagen die Cashkosten und die AISC im Durchschnitt bei nur 613 USD und 858 USD.
Die Tatsache, dass die Aktienbewertungen in diesem Sektor so niedrig waren, als würde Gold zu 300 Dollar gehandelt und die Unternehmen könnten nie wieder einen Gewinn verzeichnen, obwohl sie noch immer etwa 200 Dollar an jeder geförderten Unze des Edelmetalls verdienten, war also wirklich ziemlich skurril. Es ergab nicht den geringsten Sinn. Wir stellten uns also gegen die Angst der Herde und kauften im August und September aggressiv Aktien der besten Gold- und Silberunternehmen. Eine derartige Abkopplung der Aktienkurse von den Fundamentaldaten habe ich noch nie zuvor irgendwo beobachtet.
Die unvermeidliche Umkehr dieses Extrems begann ganz heimlich am letzten Handelstag im September. An diesem Tag bildete der Kurs des HUI ein bullisches Outside Reversal. Nachdem er kurz nach der Eröffnung auf einen Wert fiel, der am Ende des Handelstags ein 13,2-Jahrestief markiert hätte, stieg er sprunghaft an und legte 3,1% zu. Das Intraday-Tief war an diesem Tag niedriger als das des vorhergegangenen Tages, doch auch das Intraday-Hoch des letzten Tages wurde übertroffen - und der HUI schloss genau bei diesen Hoch.
Outside Reversals kündigen oft wichtige Trendwenden an. Nur zwei Tage später, am 2. Oktober, stieg Gold nach den desaströsen Arbeitsmarktzahlen der USA für den September um 2,2%. Das führte bei den Goldaktien zu eiligen Eindeckungskäufen der Short-Positionen, wodurch der GDX an diesem Tag um 8,1% nach oben katapultiert wurde. Diese Gewinne setzten sich am Montag und Dienstag fort, als der GDX mit 4,3% bzw. 3,6% im Plus schloss. Der HUI konnte an den drei Tagen sogar noch größere Kursgewinne verzeichnen und stieg entsprechend um 8,3%, 5,2% und 4,3%!