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Gold für den Bärenmarkt?

15.10.2015  |  Axel Merk
Manche tanzen noch, obwohl die Musik vielleicht schon aus ist: Hat die Baisse am Aktienmarkt bereits begonnen? In diesem Zusammenhang betrachten wir in diesem Artikel vergangene Bärenmärkte, um herauszufinden, ob Gold für das, was vor uns liegt, eine wertvolle Rolle bei der Portfolio-Diversifikation spielen kann.

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Ist das schon ein Bärenmarkt?


Ein "Bärenmarkt" wird häufig definiert als Rückgang des US-Aktienindex S&P 500 um mindestens 20%. Das Problem dabei ist, dass der Index bereits 20% gegenüber seinem Hoch verloren hat, wenn die Kommentatoren der Baisse ihr Prüfsiegel verpassen. Viele von ihnen werden den Investoren bis dahin wahrscheinlich noch während der gesamten Talfahrt geraten haben, die Kursrückgänge zu kaufen.

In unserem Artikel vom 4. August, "Coming Out - As a Bear!", vertraten wir die Meinung, dass der nächste Bärenmarkt schon in den Startlöchern steht. Das war noch vor dem sprunghaften Anstieg der Volatilität. Manch einer wunderte sich damals, warum ein "Edelmetall- und Währungstyp" wie ich etwas zu den Aktienmärkten zu sagen hat. Gerade einmal eine Woche darauf gaben zahlreiche Medienberichte den Währungsmärkten die Schuld für die Turbulenzen an den Börsen. Jetzt denken Sie mal nach.

Wir werden nicht unsere gesamte Argumentation wiederholen. Wir wollen nur zusammenfassen, dass wir der Ansicht sind, die Marktsituation habe sich dahingehend verändert, dass die Investoren mittlerweile denken, das Glas sei halb leer statt halb voll. Grund dafür ist hauptsächlich der Versuch der US-Notenbank Fed, sich aus ihrer Nullzinspolitik herauszuwinden. Da der außergewöhnliche Standpunkt der Fed in den letzten Jahren die Selbstzufriedenheit der Märkte befördert hat, könnte unserer Analyse zufolge jeder Schritt weg von der bisherigen Politik dazu führen, dass die Angst an die Märkte zurückkehrt. Diese Situation birgt verschiedene Implikationen; eine davon ist möglicherweise, dass die Anleger ihren Fokus von der Jagd nach Gewinnen auf den Erhalt ihres Kapitals verschieben und dazu übergehen, bei Rallys zu verkaufen, statt bei Kursrücksetzern zu kaufen.


Wie sollte man sich auf einen Bärenmarkt vorbereiten?

In gewisser Hinsicht ist die Frage, ob wir uns schon in einer Baisse befinden, gar nicht so entscheidend. Investoren sollten sich vielleicht lieber überlegen, ob ihr Portfolio ausreichend diversifiziert ist, um auf den nächsten Bärenmarkt vorbereitet zu sein. Denn der wird eines Tages mit Sicherheit kommen.

In der Vergangenheit haben wir ausführlich über Möglichkeiten zur Diversifikation in einer Umgebung berichtet, in der verschiedene Assets parallel zueinander steigen. Wir sind der Ansicht, dass sich das Blatt gewendet hat und die Kurse einer ganzen Reihe von Anlageklassen gefährdet sein könnten. Wir haben verschiedene Strategien, beispielsweise Long-/Short-Strategien, für Währungen und Wertpapiere dargelegt, die alle individuelle Chancen und Risiken bergen. Heute konzentrieren wir uns auf Gold. Die folgende Diskussion soll nicht bedeuten, dass wir ein bestimmtes Asset während einer Baisse bevorzugen. Stattdessen wollen wir einen Blick auf den "Werkzeugkasten" werfen, von dem der frühere Chef der Fed, Ben Bernanke, gesprochen hat: So wie die Notenbank über eine Werkzeugsammlung verfügt, könnte es auch für Anleger sinnvoll sein, sich eine Reihe von Strategien zurechtzulegen, um für das Kommende gewappnet zu sein.


Gold als Mittel zur Diversifikation

Einer der Hauptgründe dafür, dass wir Gold als Mittel zur Diversifikation betrachten, ist die geringe Korrelation des Edelmetalls mit den Aktienmärkten. Die Korrelation misst, wie stark die Entwicklung zweier Wertpapiere oder Assetklassen aneinander gekoppelt ist. Es gibt Zeiten, in denen sich der Goldkurs parallel zum Kurs des S&P 500 bewegt; dann wieder verläuft die Entwicklung entgegengesetzt. Letzten Endes war die Korrelation zwischen dem Goldpreis und dem S&P 500 in den letzten 45 Jahren gleich Null.

Die erwarteten zukünftigen Gewinne stellen neben der Korrelation ein weiteres wichtiges Kriterium dar, das die Investoren berücksichtigen sollten. Das ist für viele der Knackpunkt, denn das glänzende Metall wirft keine Rendite ab (es sei denn, man verleiht es). Andererseits zählen Barmittel typischerweise ebenfalls zu den Vermögenswerten der Anleger, und diese haben oft wenig Interesse daran, damit Zinsen zu verdienen. (Tatsächlich lassen sich mit Bargeld nur dann Zinsen erzielen, wenn man das Kapital einem Risiko aussetzt, beispielsweise durch Einzahlung auf ein Bankkonto, selbst wenn das Einlagensicherungssystem der Regierung das Risiko abmildert.)

Die Tatsache, dass Gold ein unproduktives Asset ist, ist jedoch auch ein Schlüssel dazu, ob Investoren überhaupt positive Rendite erwarten sollten. Insbesondere dann, wenn Anleger nicht ausreichend für den Besitz von Barmitteln entschädigt werden, kann der Goldpreis im Verhältnis zu Geld steigen. In seinem Investment-Ausblick vom 23. September 2005 erinnerte uns Bill Gross daran, dass es durchaus lange Perioden der "Finanzrepression" geben kann, in denen die Rendite niedriger sind als die Inflationsrate, d. h. in denen die realen Zinsen negativ ausfallen. Untersuchungen von Rogoff und Reinhart haben ergeben, dass dies beispielsweise im Zeitraum von 1930 bis 1979 der Fall war. Die Situation änderte sich erst, als der damals zum Vorsitzenden der Fed ernannte Paul Volcker "den Anleihenmarkt auf den Kopf stellte".


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