Gold gewinnt wieder an Glanz
20.10.2015 | Eugen Weinberg
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SilberSilber hat sich zuletzt auf ein 4-Monatshoch von gut 16 USD je Feinunze verteuert und damit auch besser entwickelt als Gold. Abzulesen ist dies am Gold-Silber-Verhältnis. Entsprach Ende September eine Goldunze noch 78 Silberunzen, so sind es derzeit nur noch 72 Silberunzen. Ende August mussten für eine Goldunze sogar 80 Silberunzen bezahlt werden, soviel wie seit Dezember 2008 nicht mehr (Grafik 6).
Silber bestätigt damit seinen Ruf, die Preisbewegungen von Gold überproportional nachzuvollziehen. Der jüngste Preisanstieg war stark spekulativ getrieben. So haben sich die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger innerhalb von zwei Wochen vervierfacht. Silber zeigt weiterhin wenig Eigenleben, sondern hängt stark an der Preisentwicklung des gelben Schwestermetalls.
Die kräftigen Preisanstiege Mitte September und Anfang Oktober erfolgten nicht zufällig an Tagen, an denen auch Gold stark zulegen konnte. Aufgrund des hohen Anteils der industriellen Nachfrage an der Gesamtnachfrage reagiert Silber zudem stärker als Gold auf Ausschläge bei der allgemeinen Risikowahrnehmung und auf die Nachrichtenlage aus China. So markierte Silber Ende August auf dem Höhepunkt des Ausverkaufs an den Aktien- und Rohstoffmärkten bei 14 USD je Feinunze ein 6-Jahrestief.
Die Silbernachfrage war über die Sommermonate durchaus robust. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Silber-ETFs verringerten sich im dritten Quartal zwar um knapp 300 Tonnen, was dem stärksten Quartalsrückgang seit dem Schlussquartal 2014 entsprach. Die Abflüsse setzen sich zudem im Oktober fort. In der ersten Woche des laufenden Monats haben sich die ETF-Anleger von mehr als 100 Tonnen Silber getrennt. Dem stehen allerdings sehr starke Münzabsätze gegenüber (Grafik 7).
Daten von Thomson Reuters GFMS zufolge erreichte die globale Nachfrage nach Silbermünzen im dritten Quartal einen Rekordwert von 32,9 Mio. Unzen (1.023 Tonnen). Dies war fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Wie das Silver Institute mitteilte, haben die Münzanstalten in den USA, Kanada, Australien, Österreich und Großbritannien in den letzten Monaten die Verkäufe von Silbermünzen wegen der außerordentlich starken Nachfrage einschränken müssen.
In manchen Regionen betrug daher die Wartezeit zur Auslieferung von Silbermünzen bis zu vier Wochen. In der ersten Oktoberhälfte war die Münznachfrage weiterhin stark, wie Daten der US-Münzanstalt zu den Absätzen von US-Silbermünzen zeigen. Robust waren zuletzt auch die chinesischen Silberimporte. Diese summierten sich im Juli und August auf knapp 700 Tonnen. Höher waren sie an zwei aufeianderfolgenden Monaten zuletzt vor mehr als vier Jahren.
Kurzfristig sehen wir das Aufwärtspotenzial bei Silber als nahezu ausgereizt. Der starke Anstieg und das hohe Niveau der spekulativen Netto-Long-Positionen birgt das Risiko von Gewinnmitnahmen seitens der Finanzanleger. Der Silberpreis wird darüber hinaus auch weiterhin stark an der Preisentwicklung von Gold hängen. Von daher werden auch die Zinserwartungen in den USA und die USD-Entwicklung den Silberpreis beeinflussen. Kommen diese in den Markt zurück und wertet der US-Dollar in der Folge auf, würde Silber vermutlich überproportional unter Druck geraten. Wir erwarten einen Silberpreis von 16 USD je Feinunze am Jahresende. 2016 sollte sich Silber im Schlepptau von Gold auf durchschnittlich 17 USD je Feinunze verteuern.
Platin / Palladium
Der Platinpreis fiel Anfang Oktober bis unter 900 USD je Feinunze und notierte damit so niedrig wie zuletzt vor 6½ Jahren (Grafik 8). Seither konnte sich Platin wieder auf rund 1.000 USD erholen. Die ausgeprägte Preisschwäche bei Platin führte dazu, dass Platin zwischenzeitlich ca. 230 USD je Feinunze billiger war als Gold, was dem stärksten Preisabschlag seit Beginn des Börsenhandels bei Platin im Jahr 1987 entsprach.
Mittlerweile liegt die Preisdifferenz zwar wieder bei weniger als 200 USD. Normalerweise ist Platin aber teurer als Gold, so dass die derzeitige Situation weiterhin ungewöhnlich ist. Palladium markierte Ende August während des großen Ausverkaufs bei Rohstoffen ein 5-Jahrestief bei 520 USD je Feinunze, notiert inzwischen aber wieder bei rund 700 USD. Der Großteil des Preisanstiegs bei Palladium erfolgte dabei Ende September.
Die gegensätzliche Preisentwicklung von Platin und Palladium in den letzten Wochen machte sich auch im relativen Preis zwischen diesen beiden Edelmetallen bemerkbar. Für eine Unze Platin mussten Anfang Oktober zeitweise weniger als 1,3 Unzen Palladium bezahlt werden. Niedriger war das Preisverhältnis zuletzt Anfang 2002. Bis vor etwa zwei Jahren entsprach eine Unze Platin noch zwei Unzen Palladium, im Jahr 2009 lag das Preisverhältnis zwischen Platin und Palladium sogar bei 5 (Grafik 9).
Auslöser für die jüngsten Preisturbulenzen und gegensätzlichen Preisentwicklungen bei Platin und Palladium war der VW-Abgasskandal. Als dieser Ende September publik wurde, stieg der Palladiumpreis innerhalb einer Woche um bis zu 15%. Platin verbilligte sich in diesem Zeitraum dagegen um 8%. Die manipulierten Abgaswerte für Dieselmotoren könnten zu einem geringeren Absatz von Dieselfahrzeugen führen, was Platin kurzfristig belasten dürfte, da Platin in Dieselkatalysatoren zum Einsatz kommt.