Suche
 
Folgen Sie uns auf:

US-Zinsschritt, Gold und Euro/Dollar

22.11.2015  |  Klaus Singer
Mittlerweile gilt es als ausgemacht, dass die Fed auf ihrer Sitzung am 16. Dezember eine Erhöhung der Leitzinsen auf 0,5% beschließen wird. Nach Fed Fund Futures beträgt die Wahrscheinlichkeit hierfür 74%, vor einem Monat waren es noch 47%.

Die Akteure an den Finanzmärkten nehmen dies mittlerweile als Beleg für die (verhältnismäßig) gute Verfassung der US-Wirtschaft. Bemerkenswert nur, dass zeitgleich die Wachstumsaussichten nach unten korrigiert werden. Das ist an sich nichts neues, die Wachstums-Projektionen der Fed werden seit Jahren stetig abwärts revidiert. Das nachfolgende Bild gibt den Stand vom 17. September wider; gegenüber Juni wurden die Aussichten für 2015 leicht angehoben, im längerfristigen Bild aber wie gewohnt weiter gesenkt.

Open in new window

Dem Verlauf der zweijährigen Renditen wird gewöhnlich eine besonders hohe Vorläuferqualität für die Zins- und Geldpolitik nachgesagt. Das ist angesichts der Verzögerung, mit der Zinsschritte wirken, bis sie in der hintersten Ecke der Realwirtschaft angekommen sind, durchaus plausibel - hier gehen leicht sechs bis neun Monate ins Land. Dies gilt zumindest für normale Bedingungen, wie wir sie vor 2008 noch hatten.

Im folgenden Chart sind im oberen Teil die Verläufe der zweijährigen Renditen in Deutschland (helles türkis) und in den USA (helles orange) dargestellt. Im Verhältnis zur effektiven Fed Fund Rate (blau) zeigte die zweijährige US-Rendite bereits Mitte 2007 Schwäche und lag bis März 2008 etwa 0,75% darunter, so wie es auch zu erwarten war, weil sich die Finanzkrise schon lange vor ihrem offenen Ausbruch angebahnt hatte.

Danach lag die zweijährige US-Rendite stets höher, lediglich Anfang 2012, als die Eurokrise einen Höhepunkt erreicht hatte, ging sie bis auf das Leitzinsniveau zurück. Von da an stieg sie, zunächst sehr langsam, ab dem zweiten Quartal 2014 schließlich beschleunigt und notiert heute bei fast 0,9%.

Open in new window

Zu normalen Zeiten werden steigende Zinsen gewöhnlich mit deutlichem Wirtschaftswachstum gleichgesetzt, ein erhöhtes Zinsniveau gilt dann im Vergleich gleich entwickelter Wirtschaftsräume als eine Art Qualitätsmerkmal. Nach einem lokalen Maximum nachhaltig sinkende Zinsen sind hingegen eher als Signal nachlassender Wirtschaftskraft zu werten. Steigen sie dann wieder an, während die Leitzinsen weiter abbröckeln, so ist das als ein Warnzeichen vor kommenden Problemen zu werten.

In diesem Sinne fand gegen Ende des ersten Quartals 2008 ein Umdenken statt, die Renditen in den USA und in Deutschland begannen erneut, zu steigen und nahmen das Desaster im Umfeld der Lehman-Pleite im September des gleichen Jahres vorweg. Zu Beginn des dritten Quartals drehten die zweijährigen Renditen aber wieder nach unten und eskomptierten die Leitzinssenkungen, die dann gegen Ende 2008 auf effektiv unter 0,25% führten. Dass sich die zweijährige US-Rendite danach noch lange bei 1% hielt, hängt wohl damit zusammen, dass es lange dauerte, bis die Konsequenzen der enormen Geldflut der Notenbanken klar wurden.

Nach dem aktuellen Verlauf der zweijährigen US-Renditen scheint die Erwartung der Akteure zu sein, dass die Fed die Leitzinsen über den Zinsschritt im Dezember hinaus nur sehr langsam anheben wird. Als Obergrenze scheint zunächst nicht mehr als 0,75% erwartet zu werden.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"