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Eine Welt am Abgrund

27.11.2015  |  Andrew Hoffman
Es ist Montagmorgen und ich komme gerade von Bix Weirs fabelhaftem "Silber-Verschwörungstreffen", das der langjährige Unterstützer des Gold Anti-Trust Committee (GATA) zusammen mit seiner bezaubernden Frau organisiert hatte. Anwesend waren etwa 50 überzeugte Verfechter des echten Geldes und der freien Märkte, darunter auch mein Freund und Mentor Bill Murphy, die wandelnde Edelmetall-Enzyklopädie David Morgan und Jeff Lewis von Silver Coin Investor, um nur einige zu nennen. Wir verbrachten einen sehr schönen Abend und es war ein großes Vergnügen, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Weniger vergnüglich sind allerdings die aktuellen Geschehnisse, die dazu führen, dass Milliarden von Menschen weltweit unter der schlechtesten Wirtschaftslage leiden, die wir je erlebt haben. Es ist beängstigend, wie sich die Situation Tag für Tag verschlechtert und die Soziopathen in den Zentralbanken und in der Politik unser "Geld" immer schneller zerstören. Die Wirtschaftstätigkeit kommt langsam aber sicher zum Stillstand, wie der chinesische Container-Schifffahrtsindex CCFI zeigt. Dieser misst das Volumen des Güterverkehrs auf den Handelsrouten zwischen Europa und Asien sowie das Niveau der Transportpreise und ist allein in den letzten drei Wochen um unglaubliche 70% abgestürzt, auf den niedrigsten Wert der je verzeichnet wurde. Ganz zu schweigen vom Baltic Dry Index, der die Transportkosten der weltweiten Frachtschifffahrt abbildet und sein Rekordtief am vergangenen Freitag noch unterschritten hat - und das zwei Monate vor dem saisonal schwachen ersten Quartal!

Heute morgen befindet sich der Rohstoffindex CRB im freien Fall, nachdem er vor nur zwei Tagen unter sein "hart verteidigtes" 40-Jahres-Tief gefallen war. Angeführt wurde der Einbruch übrigens von Kupfer und Zink - es dauerte also gerade einmal zwei Tage, bis der offensichtliche Versuch vom Donnerstag, die Kurse vor einem weiteren Einbrechen zu schützen, scheiterte. Nickel ist am heutigen Morgen ebenfalls um 5% auf ein 13-Jahres-Tief gefallen.

Was den Rohölsektor betrifft, titelt Yahoo!Finance bereits "Ölunternehmen wappnen sich für massenhafte Zahlungsausfälle". Das neu formierte Plunge Protection Team für Rohöl tut zwar alles in seiner Macht stehende, um den Naturgesetzen der Wirtschaftskreisläufe entgegenzuwirken, ist schlussendlich aber ebenfalls zum Scheitern verurteilt. Speziell die offenkundig stark verteidigte Marke von 40 USD je Barrel wird letztlich nicht zu halten sein. Daran werden auch die Standard-Pressemitteilung der OPEC, in der absolut nichts Neues steht, und der gleichzeitige Versuch, die Ölpreise an den Terminmärkten nach oben zu manipulieren, nichts ändern. Doch man hofft und betet weiter, die Trader mit solchen Manövern überzeugen zu können, dass jetzt der Moment der Wende gekommen sei.

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Obwohl Saudi-Arabien vehement beteuerte, dass der Ölpreis am Markt bestimmt werden müsse, erhöhte das Land seinen Verkaufsnachlass auf die globalen Rohölpreise vergangene Woche auf den höchsten Wert seit 2009. Doch diese Tatsache soll natürlich ignoriert werden, genau wie rekordverdächtige Disparität zwischen den Aktienkursen und ihren Fundamentaldaten oder der gewaltige Graben zwischen den vielleicht zehn Aktien mit der besten Performance an der Spitze und dem gesamten Rest.

Davon abgesehen ist es auch die reinste Ironie, dass Draghi vor 3,5 Jahren, als er das schicksalhafte Statement gab, die EZB würde "tun, was auch immer nötig sei", um den Euro zu retten, in Wirklichkeit offenbar meinte, sie würde ihn zerstören. Denn genau das hat sie getan. Seitdem ist nicht nur der Eurokurs um fast 20% gefallen, nein, die ganze Europäische Union steht am Rande des Zusammenbruchs. Bei dem "geheimen" Treffen zur Wiedereinführung der Grenzkontrollen am Wochenende wurde das wieder sehr deutlich. In der europäischen Politik, Wirtschaft und Währungspolitik gilt derzeit das Motto "Jeder ist sich selbst der Nächste." Wenn Sie das für extrem halten, dann sehen Sie sich erst einmal an, welche Auswirkungen die Strategie von Ländern wie Saudi-Arabien, die - strauchelnde Wirtschaft hin oder her - Öl zu niedrigen Kosten fördern, demnächst auf High-Cost-Producer wie die US-amerikanische Schieferölindustrie haben wird. Und auf die 500 Milliarden Dollar an hochverzinslichen Anleihen und gehebelten Kredite, über die sich die Unternehmen finanzieren.

Es wird nicht mehr lange dauern, bis sich diese Erkenntnis auch in der breiten Öffentlichkeit durchsetzt. Das nächste der halbjährlichen OPEC-Treffen findet schon am 4. Dezember statt. Nur einen Tag vorher hält übrigens die Europäische Zentralbank eine Sitzung ab, wahrscheinlich um ihre kläglich scheiternde Nullzinspolitik zu verlängern, den Umfang der quantitativen Lockerungen zu erhöhen und den Euro damit weiter Richtung Abgrund zu treiben. Es kann auch sein, dass die US-Notenbank Fed dem globalen Währungssystem bis dahin bereits einen gewaltigen Schock versetzt hat. Heute trifft sie sich zu einer Krisensitzung, um die Federal Funds Rate, den Leitzins der USA, zu diskutieren.

Angesichts des massiven Rückgangs der weltweiten Konjunktur und der einbrechenden Rohstoffpreise, während politische und soziale Unruhen in allen Ecken der Welt explodieren wie eine Reihe zeitgezündeter Bomben, ist meiner Ansicht nach alles möglich. Und "alles" kann eigentlich nur bedeuten, dass noch mehr Geld gedruckt wird. Die schon lang erwartete Kursänderung der Fed wird unvermeidlich sein, wenn Janet Yellen aufgrund der kollabierenden Märkte zugeben muss, dass die Wirtschaft taumelt und daher dringend weitere monetäre Impulse benötigt. Während ich dies schreibe ist der Purchasing Managers Index (PMI), ein verlässlicher Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA, ganz "unerwartet" auf ein 2-Jahres-Tief gefallen. Das unschöne Szenario der Geldmengenausweitungen bis zur Hyperinflation rückt damit wieder einen Schritt näher.


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