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Ein Ausblick auf 2016: Die Märkte, der Dollar und Gold

10.12.2015  |  Axel Merk
- Seite 3 -
Wie steht es um dem Euro?

Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank, scheint wild entschlossen, ein Inflationsziel von 2% zu erreichen und er hat die Märkte auch in der Vergangenheit schon überrascht. Nach der Sitzung der EZB an diesem Dienstag wird Draghi, ganz unabhängig von den Entscheidungen, die er verkündet, mit Sicherheit hinzufügen, dass die EZB mehr tun kann und wird, sollte es sich als notwendig erweisen. Wohin kann es für den Euro angesichts dieser Drohung gehen, außer abwärts? Für uns heißt das, dass kaum jemand den Euro kaufen wird, bevor Draghi leichtfertig aus der Bazooka feuert, denn niemand will in die Schusslinie geraten. Wir sagen leichtfertig, denn, bei allem Respekt, unserer Meinung nach ist seine Politik unangemessen, ja gar verantwortungslos.

Das Wall Street Journal hat kürzlich einen sehr guten Artikel darüber veröffentlicht, warum Finnlands Problem (das stagnierende Wachstum der Eurozone) nicht der Euro selbst ist. Das Land hat seine Finanzen zwar in Ordnung gehalten (und hat noch immer ein AAA-Rating), doch die Steuereinnahmen machen 56% des Bruttoinlandsprodukts aus und der finnische Arbeitsmarkt gehört zu den unflexibelsten der Welt. Finnland hat keine strukturellen Reformen durchgeführt - mehr Geld zu drucken wird die Probleme des Landes also nicht lösen.

Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) wies zudem vor Kurzem in einem Bericht darauf hin, dass die europäischen Banken weiterhin notleidende Kredite in Höhe von rund 1 Billion Euro zu Buche stehen haben, was ihre Möglichkeiten zur Vergabe neue Darlehen einschränkt. Auch hier stellt eine weitere Erhöhung der Geldmenge keine Lösung dar.

Nach den Terroranschlägen in Frankreich deutete der Vizepräsident der EZB an, dass man mit Hilfe der Währungspolitik eventuelle negative wirtschaftliche Auswirkungen der Anschläge abmildern könne. Wir sind allerdings noch nicht überzeugt davon, dass eine Fiatgeld-Kanone gegen echte Munition etwas ausrichten kann.

Der Grund - bzw. die Entschuldigung - für das anhaltend niedrige Zinsniveau ist die niedrige Inflationsrate. Eine Hauptursache für die geringe Inflation besteht wiederum im Einbruch der Rohstoffpreise. Dieser Rückgang wurde zusätzlich beschleunigt, als die OPEC zu Thanksgiving 2014 überraschend bekanntgab, die Rohöl-Förderung nicht zu drosseln. Das ist jetzt etwas länger als ein Jahr her. Beim Vergleich der Rohstoffpreise mit den Werten des Vorjahrs wird also nicht länger ein plötzlicher Einbruch erkennbar sein. Damit könnte eines der Hauptargumente für Draghis Strategie an Bedeutung verlieren.

Wir erwähnen all das, weil wir es als nicht nachhaltig ansehen. Wir denken, dass der EZB-Chef versucht, den Euro nach unten zu drücken, um die Exporte anzukurbeln. Da tut es auch nichts zur Sache, dass vor allem Deutschland davon profitiert, ein Wirtschaftsraum, der keine weiteren Impulse benötigt. Zudem sind wir auch der Ansicht, dass es eher schwierig sein wird, eine Währung abzuwerten, die hauptsächlich von einer Nationalökonomie gestützt wird, die aufgrund der Währungspolitik einen Leistungsbilanzüberschuss verzeichnet.

Uns ist im Übrigen aufgefallen, dass sich der Euro in Umgebungen mit geringem Risiko gut entwickelt hat. Unsere Erklärung dafür ist, dass er als Finanzierungswährung verwendet wir, d. h. wenn die Investoren optimistisch sind, leihen sie Geld in Euro, doch wenn die Volatilität zunimmt, verringern sie ihr Kreditvolumen und treiben den Euro durch Rückkäufe nach oben. Es ist fraglich, ob der Euro allein aufgrund von Short-Covering-Rallys wirklich profitieren kann, aber es gibt es jedenfalls eine Grenze dafür, wie lange er nach unten gedrückt werden kann.


Schweden

In diesem Kontext müssen wir kurz auf Schweden zu sprechen kommen: In starker Korrelation zum Euro weist das Land ein stabiles Wirtschaftswachstum und eine niedrige Arbeitslosenquote auf. Der Immobilienmarkt boomt, die Inflation ist aber gering geblieben. Die Zentralbank hat das zum Anlass genommen, den Leitzins weiter in den negativen Bereich abzusenken.

Wir erwarten, dass Schweden die Entschuldigungen für die niedrigen Zinssätze noch eher ausgehen werden, als der Eurozone. Kürzlich deutete die schwedische Zentralbank an, dass der Zustrom der Flüchtlinge zum Steigen der Inflationsrate führen könnte. Das stellt möglicherweise eine Gelegenheit für eine Kehrtwende dar, bei der die Zentralbank ihre unserer Ansicht nach absurde Währungspolitik normalisieren kann, ohne das Gesicht zu verlieren.


Rohstoffwährungen

Die Märkte konzentrieren sich zwar auf den Euro, uns ist jedoch nicht entgangen, dass der Australische Dollar in der letzten Zeit eine beachtliche Rally hingelegt hat.

Vielleicht, weil die chinesische Wirtschaft doch nicht ganz so schlecht dasteht (je größer die Entfernung zu China ist, desto pessimistischer scheint die Einschätzung der dortigen Wirtschaftslage zu werden), oder weil sich im Rohstoffsektor ein Boden bildet (auch wenn es noch eine Weile dauern könnte, bis sich die Jobsituation wieder verbessert), oder vielleicht weil für all das neu gedruckte Geld irgendwo ein Platz gefunden werden muss, der nicht als überbewertet (wie die USA) gilt und wo die Finanz- und Wirtschaftspolitik nicht allzu absurd ist (Europa). Ein Aufwärtstrend der Rohstoffwährungen könnte jedenfalls einen zukünftigen Paradigmenwechsel innerhalb der Währungsdynamiken andeuten.


© Axel G. Merk
Founder, Portfolio Manager at Merk Investments LLC
www.merkfund.com



Dieser Artikel wurde am 02.12.2015 auf www.merkinvestments.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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