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Gold & Silber: Ultra-bullische Faktoren

09.12.2015  |  Andrew Hoffman
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Über das wichtigste Ereignis trauen sich die Mainstreammedien jedoch kaum zu schreiben (ehrlich gesagt verstehen die meisten dieser "Journalisten" die Tragweite wahrscheinlich gar nicht): Die enormen Erfolge, die der Front National von Marine Le Pen an diesem Wochenende bei den Regionalwahlen in Frankreich erzielen konnte. Die Partei befindet sich jetzt nicht nur in einer guten Ausgangsposition, um das französische Parlament in den nächsten Jahren unter ihre Kontrolle zu bringen, auch Le Pens Aufstieg zur Präsidentschaft ist fast garantiert.

Falls das 2017 geschieht - wahrscheinlich im Umfeld einer viel schwächeren Wirtschaft und viel chaotischerer geopolitischer und sozialer Spannungen - wird die französische Unabhängigkeitsbewegung enormen Auftrieb bekommen und aller Wahrscheinlichkeit nach dafür sorgen, dass sich das Land von der Europäischen Union und dem Euro trennt.

Am Freitagabend tat das mitleiderregend machtlose Plunge Protection Team für Öl was es konnte, um die wichtige Unterstützung bei 40 USD je Barrel WTI-Rohöl trotz der beispiellos bearishen Entscheidung der OPEC zu verteidigen. Der Kurs schloss auch tatsächlich kurz über diesem Niveau, nur um an diesem Morgen, während ich dies schreibe, bis auf 38,60 USD je Barrel zu fallen. Die Schleusen wurden geöffnet - Rohöl ist möglicherweise auf dem besten Wege, den zuvor in diesem Jahr von Goldman Sachs prognostizierten Preis von 25 USD zu erreichen. Zusammen mit dem Öl fiel auch der Rohstoffindex CRB auf ein neues 40-Jahres-Tief.

Allen unaufrichtigen Märchen der US-Notenbank Fed über eine "Erholung" der Wirtschaft zum Trotz schätzt die Citigoup deshalb wohl auch, dass 2016 mit 65%-iger Wahrscheinlichkeit eine Rezession einsetzt, während JP Morgan sogar von 75% ausgeht und ich persönlich der Ansicht bin, dass die Wahrscheinlichkeit 100% beträgt. Diese Prognosen sind viel realistischer, als die täglichen Gebete und die Propaganda der Fed, für die sie auch noch manipulierte Wirtschaftsdaten wie den geschönten Arbeitsmarktbericht vom Freitag verwendet.

In ihrer Rede am Donnerstag besaß Janet Yellen sogar die Unverfrorenheit, vor dem Kongress ihren unerschütterlichen Glauben an das "anhaltende Wachstum des Bruttoinlandsprodukts" der USA kundzutun - gerade einmal zwei Tage, nachdem die Zweigstelle der Fed in Atlanta ihre Wachstumsprognose für das vierte Quartal von 2,3% auf 1,4% nach unten korrigiert hatte! Wenn das keine für alle Welt ersichtliche Falschaussage war, dann weiß ich auch nicht...

Da wir einmal beim wirtschaftlichen Zusammenbruch sind: Die finnische Regierung zieht ihren eigenen Angaben zufolge eine ultimative hyperinflationäre Maßnahme in Erwägung, indem sie den einmaligen wirtschaftlichen "Impuls", den George W. Bush im Februar 2008 beschloss, auf eine neue Stufe hebt. Das Land plant offenbar die Einführung des "Helikopter-Geldes", denn jeder Bürger soll zukünftig ein bedingungsloses Grundeinkommen in Höhe von rund 800 Euro pro Monat erhalten.

Leider steht dieses Beispiel stellvertretend für den Kurs, den die gesamte Welt eingeschlagen hat. Selbst die Citigroup hat diese Entwicklung vor drei Monaten vorhergesehen, als ihr Chefökonom sagte, "nur Helikopter-Geld kann die Welt jetzt noch retten" - zumindest wenn man unter "retten" das Gleiche versteht wie Mario Draghi, also die Erhöhung der währungszerfressenden Inflation, koste es, was es wolle.

Die Vorstellung, die Fed würde in der kommenden Woche den Leitzins anheben, hat vor diesem Hintergrund etwas Komisches - wobei es natürlich fast noch erheiternder wäre, wenn sie dumm genug wäre, diese Entscheidung tatsächlich zu treffen. Wie ich vor drei Monaten schrieb, wäre eine Zinserhöhung das einzige Ereignis in der Finanzwelt, das potentiell genauso verheerende Auswirkungen haben könnte, wie eine signifikante Abwertung des Yuan.

Die Entwertung des Yuan wird still und heimlich übrigens ebenfalls weiter vorangetrieben (heute Morgen fiel die Währung auf ein 4,5-Jahrestief), während China seine Goldbestände ganz offen weiter aufstockt. Die EZB ist derweil mit der Ausweitung ihrer selbstmörderischen Politik der negativen Zinssätze und der endlosen quantitativen Lockerungen beschäftigt und nimmt sich offenbar ein Beispiel an Japan, das diese Art der Wirtschaftspolitik ("Abenomics") anscheinend bis in alle Ewigkeit fortsetzen will.

Praktisch alle Zentralbanken weltweit verfolgen mittlerweile eine hyperinflationäre Währungspolitik, obwohl der Wert fast aller Währungen bereits enorm gesunken ist. Schlagzeilen wie die beiden folgenden fanden sich an diesem Wochenende überall im Internet - und ich stimme voll und ganz zu:

  • Bank für Internationalen Zahlungsausgleich warnt: Zinsanhebung durch die Fed könnte größten Margin Call in der Geschichte des US-Dollar auslösen

  • Die Fed kapiert es nicht: Eine Zinserhöhung wird viele in den Ruin treiben

Das bringt mich zurück zu den Edelmetallen. Man sollte meinen, dass die gerade aufgezählte Litanei an ultra-bullischen Faktoren irgendwann einmal einen Einfluss auf die Märkte haben müsste. Ganz zu schweigen von der Bekanntgabe Chinas an diesem Morgen, dass das Land allein im November fünfmal so viel Gold gekauft hat, wie an der COMEX insgesamt in der Kategorie Registered verfügbar sind - aber dort werden ja auch für jede Unze physischen Goldes Terminkontrakte im Wert von 300 Unzen herausgegeben.


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