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Juppsaudi und juppsauda - neuer König im Lande von Allah

28.12.2015  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Venezuela jetzt weltweit Nummer Eins

Dass Venezuela mit Reserven von knapp 300 Milliarden Fass (etwa 22% der globalen Vorkommen) die Saudis von Platz 1 verdrängte, sieht man in Rhiad sehr gelassen. Dem Laien entgeht nämlich leicht die Tatsache, dass nicht die reinen vorhandenen Mengen, sondern die zum gängigen Preisniveau förderbaren Mengen wirklich zählen. Die Masse von Venezuelas Reserven sind in Ölsänden im Orinoco-Delta gebunden. Um dort wirtschaftlich zu fördern, müsste der Marktpreis anhaltend auf etwa 110 - 130 $ pro Fass zu stehen kommen, wovon wir derzeit weit entfernt zu sein scheinen.

Selbst dann wären noch Jahre der Anlaufzeit mit riesigen Investitionen erforderlich, bis das Land an wahrer Bedeutung auch nur in die Nähe der Saudis aufrücken könnte. Abgesehen von sehr bescheidenen Investitionen drehen Letztere einfach nur an ein paar Hähnen, und schon steigt die Produktion wie erforderlich oder gewünscht innerhalb weniger Stunden oder schlimmstenfalls Tage.

Venezuelas Situation ist ähnlich derjenigen, in welcher ein testamentarisch Berechtigter 2 Milliarden $ eines aufgehäuften Megavermögens erbt, unglücklicherweise aber unter der notariell und gerichtlich bindend verfügten strengen Auflage, leider nur 32 € pro Tag abheben und verbrauchen darf - etwa einem reichlich bedachten "Hartz-Vierer" entsprechend.

Kanada, mit den zweitgrößten Ölsandmassen der Welt am Athabasca Fluss in Alberta, findet sich in einer ähnlichen Lage, jedoch mit dem wichtigen praktischen Unterschied, dass der (fiktive) Erbe statt 35 $ immerhin täglich 2.700 $ abheben darf. Das liegt etwa im Bereich des steuerfreien Einkommens einer neu zugewanderten Familie in manchen westeuropäischen Ländern.


Ferner liefen

Auf Platz 3 hinter den beiden Schwergewichten rangiert der Iran mit Reserven von etwa 140 Milliarden Fass, gefolgt vom Irak mit 115 Milliarden Fass. Auf Platz 5 wäre Kuwait mit 100 Milliarden und auf Platz 6 die Vereinigten Arabischen Emirate mit 98 Milliarden Fass zu nennen. Von den 7 Emiraten verfügt Abu Dhabi über den größten Anteil, wohingegen Dubai hat fast nichts mehr hat. Aus diesem Grund konzentriert man sich dortselbst immer mehr auf den Tourismus als Einnahmequelle.

Russland folgt mit rund 75 Milliarden Fass auf Platz 7, wobei die Reserven rasch abnehmen, da Moskau in hohem Maße vom Öl- (und Gas-) Export abhängt und somit fortlaufend "voll aufdreht". Unter den "ferner liefen" rangieren das von den USA überfallene Libyen mit 45, das extrem rohstoffreiche Kasachstan mit 40, sowie das OPEC-Land Nigerien mit 37 Milliarden Fass an Reserven.

Und wie steht es um die USA? Der Verbrauch dort schwankt seit Jahrzehnten um die 18 Millionen Fass pro Kalendertag herum, wovon etwa zwei Drittel eingeführt werden mussten.

Die Ölgeschichte Amerikas ist sehr bewegt. Nach den ersten Jahren der Ölfunde im Wilden Westen, als die Rockfellers den Grundstock für ihr Multi-Billionenvermögen legten, und Öl billiger als Wasser kam, stiegen die Fördermengen zwischen 1919 und 1935 um fast 170%. Bis 1951 erfolgte nochmals eine Verdreifachung der gepumpten Mengen und 1970 war dann das absolute Fördermaximum (meist in Texas gepumpt) mit insgesamt 535 Millionen Tonnen erreicht, fast 10 Mal so viel wie 1919. Ab da ging es dann 39 Jahre lang stetig abwärts mit dem Tiefststand im Jahre 2008. Daher auch die zahlreichen Kriege und seit 1970 angezettelten Revolutionen und Umstürze, die meist insbesondere auf den direkten oder indirekten Zugriff auf die Ölvorräte fremder Länder abzielten.


Wunderbares Fracking, wunderbare Verluste

2008 kam dann die Wende. Man begriff, dass Investitionen in die eigenen Reserven letztlich günstiger kämen, als die ewigen teuren Kriege und Abhängigkeiten von anderen Ländern, wie z.B. von Saudi Arabien. Seither verfolgt man eine Doppelstrategie: Zum einen bohrt man jetzt dank neuer Technologien nicht nur senkrecht, wie bisher, sondern auch waagerecht oder schräg, also dreidimensional, was die Restmengen alter Felder weitgehend erschließt und den Ausbeutungsgrad neuer Felder stark verbessert.

Zum anderen schlug die Geburtsstunde des berühmt-berüchtigten "fracking". Dabei werden Wasser (Spülung), Chemikalien (Lösung) und Sand (damit sich Ritzen nicht schließen) in die Erde gepumpt. Was herauskommt ist nicht das "normale" Erdöl, sondern eine Vorstufe, die noch gereinigt und gebacken werden muss, um konventionelles Material zu gewinnen.

Die Technologie ist wegen der Umwelt- und Wasserbelastung heftig umstritten, und in zahlreichen Ländern verboten. Da die USA über sehr viel "mehr Platz", dünn besiedelte Gebiete und weniger Skrupel sowie schwächliche Grüne verfügen, stieg die Gesamtfördermenge des Landes von 290 auf 500 Millionen Tonnen. Allerdings ist diese Technologie derzeit nicht wirtschaftlich sondern benötigt Ölpreise, je nach Quelle, Geologie und Lage, zwischen 75 und 95 $ pro Fass, um nachhaltig schwarze Zahlen zu schreiben. Derzeit schwanken diese Preise im Bereich zwischen 38 und 45 $. Bleibt dies so, erleidet fracking den langsamen Schrumpftot einer älteren Kuh, die täglich nur 1 Liter Wasser und eine halbe Handvoll Sumpfschilf erhält.



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