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Juppsaudi und juppsauda - neuer König im Lande von Allah

28.12.2015  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Ölmulti-Geschäftsmodelle bedroht

Spekulation hin oder her - im Moment jedenfalls eröffnen die Ölstaaten eine der letzten großen Runden im Geschäft mit dem schwarzen Gold. Sowohl Umweltpolitiker als auch Investoren könnten eines Tages dem (angeblichen) Klimakiller das Aus bereiten. Bis dahin jedoch beabsichtigen die Multis so viel wie irgend möglich zu verkaufen. Eine Art Schwemme entsteht, doch wird Öl wirklich zur Ramschware und bleibt sein Preis - was gut für Deutschland wäre - nachhaltig unten? Vorläufig stehen die Chancen für bleibenden Verfall der Preise recht gut und die OPEC erhöhte im Frühwinter 2015 ihre Förderung um 5%.

Immerhin wirkte der mächtige Chef des mächtigen Weltkonzerns BP mächtig bedrückt, als er vor den TV-Kameras äußerte: "Unsere Branche sieht sehr harten Zeiten entgegen, die Situation erinnert mich an das Jahr 1986". Man wird sich erinnern, dass in diesem Jahr die Ölpreise, dank der Erschließung der Nordseeölfunde, heftig einbrachen. Sein Kollege, der Chef der ebenfalls wenig sympathieträchtigen Branchenschwester Shell, setzte nicht minder bedrückt nach: "Auch ohne Kristallkugel glaube ich, dass die Ölpreise noch jahrelang recht niedrig bleiben könnten."

Spielen diese beiden Herren der Öffentlichkeit nur etwas vor, um die Verbraucher in Sicherheit zu wiegen, alternative Energien zu vergessen, um später mit der Preiskeule um so härter zuzuschlagen, zwischenzeitlich aber Mitleid zu erregen, da ein paar Milliarden weniger an Gewinnen eingefahren werden? Beim niedrigsten Ölpreis von fast 8 Jahren erscheint die Mitleidstour jedoch wenig wahrscheinlich und glaubwürdig.


Bedrückung und Jammern der Konzernchefs

Fakt ist, dass der wichtigste Rohstoff der Welt jetzt weniger als die Hälfte des Vorjahrespreises kostet. Das allein ändert die Abläufe der Weltwirtschaft und verschiebt die Gewichte im Spiel der Marktmächte. Und so gut wie alle Marktteilnehmer rechnen insgeheim fest damit, dass eine Trendwende, falls sie überhaupt je käme, erst in vielen Jahren zu erwarten wäre.

Laut Weltbank ist sogar 2016 mit einem weiteren Preiseinbruch von etwa 20% zu rechnen. Das Zeitalter der Dekarbonisierung, also des Abschieds von den Kohlenwasserstoffen, scheint heraufzudämmern. Immer neue Klimagipfel, immer neue Anti-CO2-Initiativen, immer lauteres Geschrei der Grünen und immer neue Umweltauflagen sind nicht so einfach lässig beiseite zu wischen. Die Geschäftsmodelle der Ölmultis sind eindeutig bedroht und können sich die berühmten Ölscheichs als Techno-Scheichs mit gewaltigen High-Tech-Parks, führenden IT-Projekten und atemberaubenden Entwicklungen neu erfinden? Wenn ja, würde dies gewaltige Investitionen erfordern und viele Jahre dauern.

Doch muss man daran zweifeln, dass die mächtigsten Konzerne der Welt, nebst OPEC, einfach so sang- und klanglos im Strom der Zeiten verschwinden. Selbst wenn Öl als Energieträger bedeutungslos würde, werden sich die Ölmultis dank ihrer Finanzmacht, natürlich rasch im Bereich der nachrückenden Energiequellen etablieren, um dort neue Monopole zu errichten.


Widersprüchliche Aussagen

Eine Anzahl von Fakten und Trends widersprechen sich allerdings. Die Vorräte des Westens erschöpfen sich rasch. So hat England noch 5-6 Jahre bis zum Nullpunkt, Norwegen noch 9 Jahre, Kanada (mit Ölsänden) noch 28 bis 30, Russland noch 25 und die USA (konventionelle Reserven) 10 bis 12 Jahre bis zum trockenen Ende.

Auf der anderen Seite verbessern sich die Technologien der Exploration und Förderung wie auch der Nutzung. Beispiele: Fahrzeuge und Brenneinrichtungen mit sparsameren Verbräuchen und besseren Wirkungsgraden verändern die entsprechenden Märkte .

Das Konsumverhalten der Zukunft ist ebenfalls mit vielen Fragezeichen versehen und kann nur sehr schwer eingeschätzt werden. Grüne Vorschriften, Bevölkerungswachstum, Konsumverhalten, mögliche Rationierungen und verfügbare Haushaltsausgaben, Rezessionen, Booms, Einsatz von Fahrrädern, Mopeds, Rollern, Umweltauflagen, Tiefsee- und Polarförderung, kleinere Fahrzeuge, Einsatz neuer Technologien, wie Wasserstoff-, Druckluft-, Erdgas-, Batterie-, Speicherrotoren-Autos, Erdwärme- und spektakuläre Sonnen-Nutzung sowie Tesla-Technik und andere, stehen alle in den Startlöchern, und warten auf ihre große Stunde.

Ob diese nun überhaupt kommt und wenn ja, wann, und in welchem Umfang und Ausmaß sowie zu welchen Kosten - ist ungewiss und bleibt abzuwarten. Die Variablen und Möglichkeiten sind viel zu groß, um eine vernünftige Prognose zu erarbeiten. Außerdem halten die Ölkonzerne angeblich etwa 60.000 Patente, die alternative Energien betreffen, in ihren Tresoren. Wie viele hiervon wirklich bahnbrechend wären, ob und wann sie freigegeben würden, und wie lange die Anlaufzeiten bis zu Wirkungsmaximum dauern mögen, steht in den Sternen.

Von den zu erwartenden Wirren, großräumigen Verschiebungen und Unsicherheiten dürfte eine Anlage-Kategorie zumindest mittelfristig profitieren: Die Edelmetalle. Sie lieben nun einmal Umstürze, Mega-Pleiten, Branchenabstürze, Revolutionen, unsichere Zeiten und sogar Kriege.

Lesen Sie weiter: Teil 2 ...


© Prof. Hans-Jürgen Bocker
www.profbocker.ch


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