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Juppsaudi und juppsauda - neuer König im Lande von Allah

28.12.2015  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 3 -
Man frackt sich zu Tode

Die bisherigen in diesem Sektor, unter euphorischem Lobesgeschrei der Medien, getätigten Investitionen belaufen sich auf über 130 Milliarden $. Nur sehr wenige Quellen erwirtschafteten kleine Gewinne. Inmitten eines Ozeans roter Zahlen gingen viele Unternehmen bereits pleite. Die Verluste waren und sind hoch und dicke Fragezeichen schweben über den bisher Überlebenden.

Hinzu kommt ein bedenklicher Faktor. Heutige konventionelle Ölfelder erreichen ihr Fördermaximum nach einigen Jahren und sind zumeist nach 10 bis 15 Jahren erschöpft, also nicht mehr rentabel. Fracking-Quellen versiegen zumeist nach 2 Jahren. Einige schon nach 1 Jahr, wenige liefern 3 Jahre lang. Es entstand also eine Industrie, die wie eine Heuschreckenplage über das Land ziehen muss, um woanders immer neue Nahrung zu finden, und eine vielfach verwüstete Umwelt hinterlässt.

Hinzu kommt, dass die alten Pipelines, Speichertanks und andere Infrastrukturen in den von den Fracking-Nomaden verlassenen Gebieten verrostet liegen bleiben, und ständig neue anderenorts gebaut werden müssen, einschließlich neuer Zugangswege, Unterkünfte und Straßen. Das alles kommt nicht billig und selbst die im Vergleich zu anderen Ländern recht handzahmen Umweltschützer in Onkel Sams Wunderland maulen vernehmlich. Irgendwann bald könnte es in gebrochenem Deutsch-Amerikanisch heißen: "Fracking braucht Abspecking".


Ölschiefer für 1 000 Jahre, doch: "Es sind die Kosten, Dummkopf"

Wie lange ließe sich Derartiges, also der Fracking-Wahn, in der Praxis noch fortsetzen? Theoretisch und geologisch bedingt wenigstens noch 1.000 Jahre lang, denn die Ölschiefervorräte der USA sind gigantomanisch, fass dieses Wort ausreicht, um die unvorstellbar großen Massen zu beschreiben. Doch Finanzen, niedrige Ölpreise, Umweltbelastungen und schlicht der Rechenstift sowie die rasche Erschöpfung einer gerade erschlossenen Quelle bestimmen das Geschehen, und nicht schiere Mengenangaben.

Der "Erntegrad" oder die "Erntegüte" bzw. die "Ausbeute-Effizienz" von Fracking ist extrem gering, Um 1930 herum bedurfte es durchschnittlich eines Fasses der Fördermenge als Eigenverbrauch, um 100 Fass in die Pipelines zu schicken. Heute muss man im Produktionsprozess konventionellen Rohöls typischerweise ein Fass "opfern", um 30 Fass zu gewinnen, Im Fracking-Prozess hingegen wird ein Fass verbraucht um gerade mal 4 oder bestenfalls 5 Fass zu "ernten".

Derzeit werden in allen Fracking-Prozessen in den USA leider nur in 1% aller Fälle schwarze Zahlen geschrieben und die Schuldenberge liegen bereits im dreistelligen Milliardenbereich. Das nimmt kein gutes Ende, Schon 2016 dürften massive Rückgänge in der amerikanischen Ölproduktion einsetzen.

An derartige Schreckensszenarien mit hohen Kosten und Verwüstungen denkt man im mittleren Osten nur mit Schaudern, und vor allem dortige Führer, wie King Salman, reiben sich froh die Hände, dass seine kolossalen unterirdischen Kavernen Tag und Nacht im ruhigen Fluss ihre Inhalte über Jahrzehnte hinweg an die Oberfläche schicken. In Saudi wäre ein Ölpreis von - je nach Quelle - 8 bis 14 $ noch kostendeckend. Im fracking dagegen muss es schon das 8- bis 10-fache sein, um gerade mal eine schwarze Null zu schreiben, also ohne jeden Gewinn zu arbeiten. Wer gewinnt in derlei Situationen immer? Natürlich Adam Riese und der Bleistift nebst Rechenheft.


Neue Saudi-Arabiens in der Pipeline?

Hinzu kommt, dass immer wieder Meldungen von neuen großen Bohrfunden durch die Presse geistern. Die letzten stammen von Kamerun, Dafur (deswegen dort versteckter Krieg zwischen China und USA), Venezuela, Brasilien und Australien. Im letztgenannten Land (Arckaringa-Becken) wurden 250 Milliarden Fass Öl entdeckt, also den Vorräten von Saudi Arabien entsprechend. Vor Brasilien, Nähe Falkland-Inseln, soll ein Ölfeld liegen, dass sich bis in die Antarktis hinein erstreckt, und ein Mehrfaches der Saudi-Reserven bergen soll.

"Uganda hat so viel Rohöl wie Saudi" schwärmte eine ranghohe Beamtin des US-Energieministeriums und schon 2009 berichtet The Times: "Neues Ölfeld in Uganda ist das größte in Afrika". Diese Meldung wurde kürzlich bestätigt und sogar übertroffen. Uganda wird immer öfters in einem Atemzug mit Saudi Arabien genannt.

Im Internet folgten sehr kritische Kommentare wie: "Tja Uganda, jetzt kommt die "amerikanische Demokratisierung" auf euch zu, ob ihr wollt oder nicht. Irgendwas werden sie schon erfinden und euch anhängen, um dort intervenieren zu können. Menschenrechte oder Terrorismus ist eine beliebte Ausrede, um auf die Länder-Liste der "Achse des Bösen" zu kommen, um ein Land überfallen und aussaugen zu können, wenn ihr die anglo-amerikanischen Ölkonzerne nicht freiwillig reinlasst. Am Schicksal von Saddam Hussein und dem Irak wie auch von Gadaffi kann man sehen, was einem blüht, wenn man den Amis höhnisch den Stinkefinger zeigt."

Wie immer dem auch sei, inwieweit all diese angeblichen Massen irgendwo auf der Welt wirtschaftlich abbaubar sind, welche Investitionen und Infrastrukturen hierfür erforderlich, und welche Zeithorizonte zu erwarten wären, bleiben vorerst hoch interessante Objekte der Spekulation.



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