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Ölpreise markieren neue 12-Jahrestiefs

12.01.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise finden einfach keinen Boden. Gestern verlor Brent 6%, WTI gut 5%. Heute stehen schon wieder Verluste von mehr als 2% zu Buche. Brent und WTI handeln jeweils nur noch knapp oberhalb von 30 USD je Barrel auf 12-Jahrestiefs. Die Marktstimmung, das Momentum und die Charttechnik sprechen für einen weiteren Preisrückgang.

Im Gegensatz zu WTI haben die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 5. Januar um gut 20 Tsd. auf 187,7 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Sie wurden somit vom Preisrutsch um knapp 20% seit Jahresbeginn vollkommen auf dem falschen Fuß erwischt und dürften daher gezwungen sein, diese Positionen wieder glattzustellen, um weitere Verluste zu begrenzen. Dies könnte weiteren Druck auf die Ölpreise ausüben.

Laut US-Energiebehörde EIA soll die US-Schieferölproduktion im Februar um 116 Tsd. auf 4,8 Mio. Barrel pro Tag zurückgehen. Das wäre der siebte Monatsrückgang in Folge. Vom im März 2015 verzeichneten Hoch wäre die US-Schieferölproduktion dann um 638 Tsd. Barrel pro Tag gefallen. Aufgrund einer steigenden Ölproduktion im Golf von Mexiko und in Alaska ist die US-Rohölproduktion allerdings deutlich weniger gefallen.

Angesichts des fortgesetzten Preisverfalls, des niedrigen Preisniveaus und des Rückgangs der Bohraktivität dürfte sich der Produktionsrückgang bei Schieferöl in den kommenden Monaten beschleunigen. Wir rechnen daher weiterhin mit einer Preiserholung im Jahresverlauf.


Edelmetalle

Gold rutscht zwar wieder leicht unter die Marke von 1.100 USD je Feinunze, hält sich damit aber weiterhin deutlich besser als nahezu alle anderen Rohstoffe. Auch gestern gab es wieder Zuflüsse in die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs: Diesmal waren es 2,4 Tonnen, womit die Bestände seit Jahresbeginn um gut 16 Tonnen aufgebaut wurden.

Durch die starke Abwertung vieler Währungen ist der Goldpreis in einigen lokalen Währungen deutlich gestiegen - so zum Beispiel in Südafrikanischen Rand gerechnet. Hier wurde gestern sogar ein Rekordhoch verzeichnet. Besonders belastet durch die Rand-Schwäche wird Platin, welches aktuell mit einem rekordhohen Abschlag von 260 USD je Feinunze gegenüber Gold gehandelt wird und nur noch knapp über dem im Dezember verzeichneten 7-Jahrestief notiert.

Ebenfalls deutlich zur Schwäche neigt weiterhin Palladium. Das hauptsächlich in der Autoindustrie verwendete Edelmetall fällt heute Morgen zeitweise auf gut 450 USD je Feinunze und markiert damit den tiefsten Stand seit August 2010. Es erhält auch keine Unterstützung von robusten chinesischen Autoabsätzen. Diese haben sowohl auf Monatsbasis im Dezember als auch auf Jahresbasis im Gesamtjahr 2015 Rekordwerte erreicht.

Gemäß Daten des chinesischen Verbands der Automobilproduzenten (CAAM) wurden 2015 rund 21,11 Mio. Autos verkauft, 7,1% mehr als im Vorjahr. Die Dynamik hat damit im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen. 2016 sollen die Autoabsätze laut Einschätzung der CAAM um 7,8% auf 22,76 Mio. Einheiten steigen.


Industriemetalle

Der LME-Industriemetallindex ist gestern um gut 2% auf rund 2.064 Punkte gefallen und hat damit den tiefsten Stand seit April 2009 verzeichnet. Der Abwärtstrend setzt sich heute Morgen fort. Wie gestern schon sind auch heute alle Industriemetalle im Minus. Nickel fällt im Tief auf 8.120 USD je Tonne und markiert damit den niedrigsten Stand seit Mai 2003. Es ist nach Zink und Kupfer das dritte Metall, das in diesem Jahr neue mehrjährige Tiefstände verzeichnet. Zink und Kupfer haben ihre mehrjährigen Tiefs von letzter Woche erneuert.

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Noch verhältnismäßig gut hält sich Aluminium. Das Leichtmetall hat seit Jahresbeginn bislang "nur" 3,5% verloren und handelt heute Morgen bei gut 1.450 USD je Tonne. Alcoa, der größte US-Aluminiumproduzent, hat sich gestern im Rahmen seiner Quartalsberichterstattung optimistisch zum Aluminiummarkt geäußert. Demnach soll die globale Aluminiumnachfrage 2016 um 6% auf ein Rekordhoch von 60,5 Mio. Tonnen steigen. Im letzten Jahr zog die Nachfrage Alcoa zufolge um 6,5% an. Treiber dieser Entwicklung bleibt China, wo Alcoa für 2016 ein Nachfragewachstum von 8% erwartet.

Die höhere Nachfrage führt laut Alcoa zugleich dazu, dass der Aluminiummarkt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit von 1,2 Mio. Tonnen aufweisen wird. Wir sind diesbezüglich skeptischer. Noch wurden unseres Erachtens nicht genügend Produktionskürzungen angekündigt, so dass wir weiterhin mit einem Überangebot rechnen.


Agrarrohstoffe

Der Kautschukpreis hatte über 2015 seinen Abwärtstrend der Vorjahre mit einer kleinen Unterbrechung fortgesetzt. Zuletzt sank er in Singapur unter das Tief aus 2008 und notiert bei nur noch 106 US-Cents je Kilogramm auf dem niedrigsten Stand seit 2003. Nach Angaben der Vereinigung der Naturkautschuk produzierenden Länder (ANRPC), deren Mitglieder für über 90% der weltweiten Kautschukproduktion stehen, wurden 2015 10,9 Mio. Tonnen Kautschuk produziert und damit 0,6% weniger als im Vorjahr.

Beim größten Produzenten Thailand sank die Menge um 0,3% auf 4,3 Mio. Tonnen. Chinas Produktion fiel sogar um gut 5% auf rund 750 Tsd. Tonnen. Trotzdem sanken die Importe des größten Verbrauchslandes um 10% auf 3,68 Mio. Tonnen. Die Gesamtnachfrage in Chinas stieg zwar, allerdings mit 2,4% deutlich schwächer als noch 2014 mit 13%. Dass die Fahrzeugverkäufe der Automobilfirmen an den Handel 2015 so schwach wie zuletzt vor drei Jahren zulegten, ist ein wichtiger Aspekt hierbei.

Die Regierung Thailands steht derweil unter Druck der teilweise mit Hungerstreik drohenden Produzenten. Sie bestätigte jüngst ihre Absicht, die interne Nachfrage durch staatliche Aufkäufe von Kautschuk zur Weiterverarbeitung und zum Einsatz im Straßenbau anzuregen und so die Preise zu stützen. Gleichzeitig droht sie eine Verringerung der Exportquoten an, wenn die Händler nicht von sich aus Zurückhaltung üben, um damit den Weltmarktpreisverfall zu stoppen.



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