Gold statt Aktien?
10.02.2016 | Axel Merk
"Aktien rentieren sich auf lange Sicht mehr als Gold!" ist eine Parole, die zum Kauf von Aktien animieren soll und die wir in letzter Zeit öfter gehört haben. Sie ärgert mich aus zwei Gründen: Erstens ist ein Vergleich ohne Kontext meiner Meinung nach irreführend. Zweitens könnte sie kurz- oder mittelfristig schlicht falsch sein.
Dazu einige Hintergrundinformationen: Professor Jeremy Siegel von der Wharton School ist der Autor des Buchs "Stocks for the Long Run" (auf deutsch erschienen unter dem Titel "Langfristig investieren"), das erstmals 1994 veröffentlicht wurde. Zudem vertritt er eine der großen ETF-Gesellschaften in der Öffentlichkeit. Ich habe zahlreiche seiner Präsentationen gesehen, in denen er für langfristige Aktieninvestitionen plädierte.
Auf einer Konferenz hat er kürzlich während einer Diskussion über Gold und die bessere Performance von Aktien im Vergleich zu dem Edelmetall eine weitere bullische Rede gehalten. Siegels Recherchen zufolge wiesen Aktien in der Zeit von 1802 bis 2013 eine reale Ertragsrate von 6,7% auf, während Gold nur auf 0,6% kam.
Dadurch entsteht der Eindruck, dass Aktien Gold mühelos übertrumpfen. Angenommen, die Zahlen sind korrekt - warum sollten sie dann für Investoren irreführend sein? Zuerst muss klargestellt werden, dass es sich bei den Daten um reale Erträge, nicht nominale Gewinne handelt (d. h. sie sind inflationsbereinigt). Unten sehen Sie einen öffentlich einsehbaren Chart, den Siegel zu diesem Thema erstellt hat.
Beachten Sie bitte, dass ich die spezifischen Werte bewusst unkenntlich gemacht habe, weil ich Zweifel an der verwendeten Berechnungsmethode habe, die den Rahmen dieser Analyse allerdings sprengen würden (in diesem Interview mit Siegel aus dem Jahr 2014 können Sie den Original-Chart sehen).*
*(In dem Chart wird behauptet, dass sich Aktieninvestitionen im Jahr 1802 im Laufe der nächsten mehr als 200 Jahre als wesentlich gewinnbringender herausgestellt hätten, als Gold. Allerdings gibt es den Dow Jones Industrial Average erst seit 1896. Er umfasste damals zwölf Unternehmen, von denen nur General Electric bis heute überlebt hat - alle anderen sind fusioniert oder nicht mehr im Geschäft. Die hohen Rendite implizieren daher, dass der hypothetische Investor sein Anlagekapital immer auf kluge Weise und zur rechten Zeit neu verteilt hat, und dass ihm dabei möglichst keinerlei Kosten entstanden sind. Wenn er stattdessen vor mehr als 200 Jahren Gold gekauft hätte, müssten nur die Lagerungskosten berücksichtigt werden.
Das Gold vergangener Jahre ist heute noch immer unverändert. Ein derart langfristiger Vergleich bedarf also einer genaueren Überprüfung. Auch zur Performance von Anleihen in einem Zeitraum von mehr als zwei Jahrhunderten drängen sich verschiedene Fragen auf und es ist zweifelhaft, ob ein gewöhnlicher Sterblicher die genannten Erträge tatsächlich hätte erzielen können. Aus diesem Grund habe ich die Gewinne unlesbar gemacht. So können wir die Trends diskutieren, ohne uns in den spezifischen Zahlen zu verstricken.
Noch eine andere Anmerkung: Die Darstellung einer realen Ertragsrate für Gold ist an sich schon ziemlich verwunderlich. Wie kann ein Stein Rendite abwerfen? Der Stein ist die Konstante, während sich alles um ihn herum ändert. Ich kann mich auch des Gefühls nicht erwehren, dass der Verbraucherpreisindex die Inflationsrate womöglich untertreibt. Aber das ist ein anderes Thema...)
Dazu einige Hintergrundinformationen: Professor Jeremy Siegel von der Wharton School ist der Autor des Buchs "Stocks for the Long Run" (auf deutsch erschienen unter dem Titel "Langfristig investieren"), das erstmals 1994 veröffentlicht wurde. Zudem vertritt er eine der großen ETF-Gesellschaften in der Öffentlichkeit. Ich habe zahlreiche seiner Präsentationen gesehen, in denen er für langfristige Aktieninvestitionen plädierte.
Auf einer Konferenz hat er kürzlich während einer Diskussion über Gold und die bessere Performance von Aktien im Vergleich zu dem Edelmetall eine weitere bullische Rede gehalten. Siegels Recherchen zufolge wiesen Aktien in der Zeit von 1802 bis 2013 eine reale Ertragsrate von 6,7% auf, während Gold nur auf 0,6% kam.
Dadurch entsteht der Eindruck, dass Aktien Gold mühelos übertrumpfen. Angenommen, die Zahlen sind korrekt - warum sollten sie dann für Investoren irreführend sein? Zuerst muss klargestellt werden, dass es sich bei den Daten um reale Erträge, nicht nominale Gewinne handelt (d. h. sie sind inflationsbereinigt). Unten sehen Sie einen öffentlich einsehbaren Chart, den Siegel zu diesem Thema erstellt hat.
Beachten Sie bitte, dass ich die spezifischen Werte bewusst unkenntlich gemacht habe, weil ich Zweifel an der verwendeten Berechnungsmethode habe, die den Rahmen dieser Analyse allerdings sprengen würden (in diesem Interview mit Siegel aus dem Jahr 2014 können Sie den Original-Chart sehen).*
*(In dem Chart wird behauptet, dass sich Aktieninvestitionen im Jahr 1802 im Laufe der nächsten mehr als 200 Jahre als wesentlich gewinnbringender herausgestellt hätten, als Gold. Allerdings gibt es den Dow Jones Industrial Average erst seit 1896. Er umfasste damals zwölf Unternehmen, von denen nur General Electric bis heute überlebt hat - alle anderen sind fusioniert oder nicht mehr im Geschäft. Die hohen Rendite implizieren daher, dass der hypothetische Investor sein Anlagekapital immer auf kluge Weise und zur rechten Zeit neu verteilt hat, und dass ihm dabei möglichst keinerlei Kosten entstanden sind. Wenn er stattdessen vor mehr als 200 Jahren Gold gekauft hätte, müssten nur die Lagerungskosten berücksichtigt werden.
Das Gold vergangener Jahre ist heute noch immer unverändert. Ein derart langfristiger Vergleich bedarf also einer genaueren Überprüfung. Auch zur Performance von Anleihen in einem Zeitraum von mehr als zwei Jahrhunderten drängen sich verschiedene Fragen auf und es ist zweifelhaft, ob ein gewöhnlicher Sterblicher die genannten Erträge tatsächlich hätte erzielen können. Aus diesem Grund habe ich die Gewinne unlesbar gemacht. So können wir die Trends diskutieren, ohne uns in den spezifischen Zahlen zu verstricken.
Noch eine andere Anmerkung: Die Darstellung einer realen Ertragsrate für Gold ist an sich schon ziemlich verwunderlich. Wie kann ein Stein Rendite abwerfen? Der Stein ist die Konstante, während sich alles um ihn herum ändert. Ich kann mich auch des Gefühls nicht erwehren, dass der Verbraucherpreisindex die Inflationsrate womöglich untertreibt. Aber das ist ein anderes Thema...)