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Markt ignoriert schwache chinesische Importdaten

15.02.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind am Freitag um mehr als 10% nach oben geschnellt. Brent stieg bis auf 33,5 USD je Barrel, WTI auf 29,7 USD je Barrel. Die Ölpreise können die Gewinne zum Auftakt in die neue Handelswoche trotz schwacher chinesischer Importdaten größtenteils verteidigen. Die chinesischen Öleinfuhren sind im Februar laut Daten der Zollbehörde um 20% gegenüber dem Rekordwert im Januar auf 6,3 Mio. Barrel pro Tag eingebrochen und lagen damit auch 4,6% niedriger als im Vorjahr. Offensichtlich wirken die Aussagen des Energieministers der Vereinigten Arabischen Emirate zu möglichen Produktionskürzungen nach (siehe TagesInfo Rohstoffe vom Freitag).

Dass der Markt darauf so heftig reagiert hat, zeigt, dass man diese Äußerungen durchaus ernst nimmt. Schließlich gehören die V.A.E. zu den engen Verbündeten Saudi-Arabiens. Damit festigt sich auch das Bild einer Bodenbildung, welche bei Brent um die Marke von 30 USD je Barrel zu sehen ist. Auch bei WTI ist der Versuch einer Bodenbildung nach wie vor intakt. WTI fiel letzte Woche zwar auf ein neues 12½-Jahrestief bei gut 26 USD je Barrel. Dieses lag aber nur wenige Cents unter dem Januar-Tief und stellt daher eher eine Bestätigung dieses Tiefs dar.

Für Rückenwind sorgen auch die neuen Zahlen des Öldienstleisters Baker Hughes zur Bohraktivität in den USA. In der letzten Woche wurden nochmals 28 aktive Ölbohrungen stillgelegt. In den letzten beiden Wochen beläuft sich der Rückgang auf 59 Ölbohrungen, seit Anfang 2015 auf mehr als 1.000 Ölbohrungen. Die wöchentlichen Produktionsdaten des US-Energieministeriums dürften daher bald stärkere Rückgänge ausweisen.


Edelmetalle

Gold steht aufgrund eines deutlich höheren Risikoappetits der Marktteilnehmer zu Beginn der neuen Handelswoche stark unter Druck und fällt um gut 2% auf rund 1.210 USD je Feinunze. Damit handelt Gold etwa 50 USD unter seinem 12-Monatshoch, das letzten Donnerstag erreicht wurde. Seitdem dürfte es zu Gewinnmitnahmen gekommen sein. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete am Freitag mit 5,1 Tonnen den stärksten Tagesabfluss seit Anfang Dezember.

Wir hatten bereits am Freitag darauf hingewiesen, dass die Wahrscheinlichkeit für Gewinnmitnahmen gestiegen ist. Denn der Preisanstieg zuvor war auch spekulativ getrieben. So haben die spekulativen Finanzinvestoren in der Woche zum 9. Februar ihre Netto-Long-Positionen bei Gold auf 60,6 Tsd. Kontrakte verdoppelt. Sie liegen damit auf einem 3-Monatshoch, nachdem zu Jahresbeginn noch Netto-Short-Positionen bestanden. Nachdem Silber in den letzten Wochen von Gold mit nach oben gezogen wurde, verliert es heute Morgen überproportional auf 15,3 USD je Feinunze.

Wie bei Gold führen wir auch bei Silber den Preisrückgang auf Gewinnmitnahmen zurück. Denn auch hier gab es in der Woche zum 9. Februar eine starke Ausweitung der Netto-Long-Positionen. Innerhalb von sechs Wochen wurden diese mehr als verfünffacht, so dass der Preisanstieg auf wackeligen Füßen stand. Während die spekulativen Finanzinvestoren bei Platin ihre Netto-Long-Positionen ebenfalls stark ausgeweitet haben, gab es bei Palladium nur einen moderaten Aufbau.


Industriemetalle

Ein deutlich höherer Risikoappetit der Marktteilnehmer kennzeichnet den heutigen Wochenauftakt. So steigt zum Beispiel der japanische Aktienindex Nikkei 225 um über 7%, obwohl das BIP im vierten Quartal und im Gesamtjahr 2015 schlechter ausfiel als erwartet. Offenbar erwarten die Finanzakteure, dass die japanische Zentralbank ihre Geldpolitik noch weiter lockert.

Auch in den Metallpreisen macht sich die euphorische Stimmung bemerkbar: Kupfer steigt um gut 2% auf rund 4.600 USD je Tonne, Nickel legt in der Spitze um 5,5% auf 8.260 USD je Tonne zu. Hierzu trägt wohl die Eindeckung von Short-Positionen der spekulativen Finanzinvestoren bei. Diese haben im Falle von Kupfer an der Comex in New York in der Woche zum 9. Februar ihre Netto-Short-Positionen bereits die dritte Woche in Folge auf aktuell 7,1 Tsd. Kontrakte abgebaut.

Ignoriert werden die verhaltenen chinesischen Importdaten, die nach der Rückkehr der chinesischen Händler nach der Feiertagswoche von der Zollbehörde heute Morgen veröffentlicht wurden. So haben sich die Chinesen im Januar im Vorfeld des Neujahrsfestes mit Einfuhren zurückgehalten. Die Kupferimporte sind im Vergleich zum Vormonat um 17% auf 440 Tsd. Tonnen gefallen, die Einfuhren von Eisenerz sind um 15% auf 82,2 Mio. Tonnen zurückgegangen. Beide Januar-Werte lagen aber leicht über dem Vorjahresniveau. Wegen des Neujahrsfestes dürften unseres Erachtens auch die Importe im Februar verhalten ausfallen. Die US-Märkte bleiben heute wegen eines Feiertages geschlossen.


Agrarrohstoffe

Die Sojabohnenimporte Chinas sind im Januar regelrecht eingebrochen. Gemäß Daten der Zollbehörde sanken die Einfuhren auf nur noch 5,66 Mio. Tonnen. Das entspricht einem Rückgang um 38% gegenüber dem Vormonat und um 18% gegenüber dem Vorjahr. Ein Teil davon erklärt sich mit dem sehr starken Dezemberwert, welcher mit 9,12 Mio. Tonnen nur im Juli 2015 übertroffen wurde. Für Februar gehen Marktbeobachter in China von einem weiteren Rückgang auf rund 4 Mio. Tonnen aus.

Schwächere Importe zu Jahresbeginn sind allerdings nicht ungewöhnlich. Zum einen sorgt das chinesische Neujahrsfest häufig für vorgezogene Käufe, zum anderen kommt es im Vorfeld der brasilianischen Ernte immer wieder zu Verzögerungen bei den Auslieferungen. Auch im letzten Jahr haben sich die Sojabohnenimporte zwischen Dezember und Februar halbiert. Von daher kann daraus nicht auf das gesamte Jahr geschlossen werden.

Aufgrund eines US-Feiertages gibt es heute in Chicago keinen Handel, so dass der Markt erst morgen auf die Zahlen reagieren kann. Am Freitag war der Sojabohnenpreis im Zuge besser als erwartet ausgefallener US-Exportzahlen (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 12. Februar) und der Preisrally bei Rohöl auf ein Wochenhoch von 880 US-Cents je Scheffel gestiegen. Die schwachen chinesischen Importzahlen könnten morgen bei der Eröffnung für Abgabedruck sorgen.

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