Avi Gilburt: Welche Fundamentaldaten spielen für Gold die größte Rolle?
09.03.2016 | Avi Gilburt
Meine ersten Schritte als Investor
Als ich meine Karriere als Investor begann, habe ich, wie viele von Ihnen, alles verschlungen, was ich zu diesem Thema lesen konnte, damit ich die besten Optionen für mein hart verdientes Geld auswählen konnte. Ich dachte, wenn ich mir "Expertenwissen" über einen bestimmten Markt oder Sektor aneignete, könnte ich anschließend bessere Entscheidungen treffen, als der Rest des Marktes. Beruflich war ich damals als Anwalt und im Buchhaltungsbereich tätig. Da ich zudem ein unersättlicher Leser war, machte ich mich voller Eifer an meine neue Aufgabe.
Doch je mehr ich las und je mehr ich lernte, desto schwieriger wurde es für mich, besser zu sein, als der Markt. Oft grübelte ich darüber nach, warum sich eine Aktie oder ein Markt genau in die entgegengesetzte Richtung entwickelte, als die Fundamentaldaten nahelegten, die ich gelesen hatte. Auf meinem Investment-Konto begannen sich die Verluste zu summieren.
Dennoch tröstete es mich immer, wenn ich ein Fernsehinterview mit einem Analysten sah, der sagte, "Der Markt entwickelt sich derzeit nicht entsprechend seiner Fundamentaldaten". Obwohl die tiefroten Zahlen auf meinem Trading-Konto eine klare Sprache sprachen, wurde mir zumindest bestätigt, dass ich weder dumm war, noch falsch lag mit meinen Analysen. Zumindest dachte ich das damals. Diese Worte zu hören gab mir einfach ein gutes Gefühl, obwohl meine Verluste größer und größer wurden. Ich konnte akzeptieren, dass ich Geld verlor, denn immerhin "wusste" ich, dass es der Markt war, der falsch lag, nicht ich.
Es brauchte jedoch nicht mehr viele Verluste, bis ich zu der Erkenntnis gelangte, dass ich ebenfalls nur Teil der Herde war, und dass die Herde nie eine erkennt, wann eine Trendwende bevorsteht. Die Schafe werden einfach zur Schlachtbank getrieben.
Als durchschnittlicher Kleinanleger hatte ich begriffen, dass die Analyse von Fundamentaldaten mir nie einen Wissensvorsprung gegenüber dem Rest des Marktes verschaffen würde. Mir wurde nicht nur bewusst, dass sich die Märkte zeitweise nicht entsprechend der Fundamentaldaten entwickeln, sondern auch, dass Fundamentaldaten eigentlich gar keine Antriebskraft darstellen. Vielmehr hinken sie dem Marktgeschehen hinterher.
Die Antwort
Letztlich führte mich meine Suche dazu, das ich ein Verständnis für die Marktstimmung entwickelte, die als bestimmender Faktor der künftigen Kursentwicklungen viel mehr Sinn ergab, als die verspätet reagierenden Fundamentaldaten, die ich studiert hatte.
Wenn Sie in den letzten fünf Jahren in die Edelmetallmärkte investiert haben, haben Sie wahrscheinlich die gesamte Bandbreite der Emotionen und des Marktsentiments erlebt. Zu Beginn des Jahres 2011 hatten Sie wahrscheinlich ein ziemlich gutes Gefühl hinsichtlich Ihrer Goldinvestments - schließlich startete der Goldkurs im Sommer jenes Jahres eine Rally, die ihn 500 Dollar nach oben katapultieren sollte. Ich nenne das die Phase des Stolzes oder des Schulterklopfens. Sie hatten keine Zweifel an Ihren Positionen in Gold, denn diese hatten sich als recht profitabel erwiesen. Ihr Umfeld war im Bezug auf die weitere Entwicklung des Goldmarktes ebenfalls zuversichtlich, während die Preise höher und höher kletterten.
Im Laufe des Jahres setzen die Edelmetalle ihren steilen Anstieg fort und manchmal legte der Goldkurs sogar 50 Dollar an einem einzigen Tag zu. Es war offensichtlich, dass der Markt eine parabolische Entwicklungsphase erreicht hatte. Sie werden sich vielleicht daran erinnern, dass alle Welt davon überzeugt war, Gold würde die 2.000-$-Grenze übersteigen. Die Edelmetallanalysten waren extrem euphorisch, verstiegen sich zu den bullischsten Erwartungen und sagten voller Zuversicht Goldpreise jenseits von 2.000 Dollar je Unze vorher. Viele von ihnen skandierten praktisch noch immer "höher, höher", als der Markt bereits ein Top bildete und ermutigten die Masse der Anleger damit zu immer weiteren Käufen.
Diejenigen Investoren, die damals auf meine Analysen vertrauten, bereiteten sich auf das bevorstehende Top vor, das ich bei 1.915 Dollar vorhergesagt hatte. Damals hatte ich bereits zwei Zonen ausgemacht, in denen der Goldkurs einen Boden bilden könnte. Letztlich lag mein ideales Kurzziel der kommenden Korrektur im Bereich von 1.000 Dollar. Wie gesagt, dieses Niveau einer wahrscheinlichen Bodenbildung hatte ich bereits erkannt, bevor der Kurs überhaupt sein absolutes Hoch erreichte.
Wenn ich sagen würde, dass die meisten Leser meine Analyse damals ignorierten, wäre das noch sehr freundlich ausgedrückt. In Wirklichkeit wurde ich lächerlich gemacht dafür, dass ich ein Top des Goldpreises überhaupt in Erwägung zog. Wie konnte ich es wagen, öffentlich zu behaupten, der Kurs würde wieder fallen, wenn er der Meinung aller anderen Marktteilnehmer zufolge doch ganz offensichtlich auf mehr als 2.000 Dollar je Unze steigen würde?
Vier Jahre später wissen wir jetzt alle, wie die Geschichte ausging. Der Goldpreis hat kürzlich in dem Zielbereich einen Boden gebildet, den ich bereits vor dem Top der letzten Hausse prognostiziert hatte. Dennoch haben viele Analysten praktisch kontinuierlich behauptet, der Boden wäre erreicht, und dafür Woche um Woche zahlreiche Gründe vorgebracht.
Darunter waren beispielsweise Russland, Syrien, die Ukraine, der Kollaps der COMEX, die quantitativen Lockerungen, Gold als sicherer Hafen, Inflation, Deflation, die hohe Nachfrage in China, die hohe Nachfrage in Indien und viele weitere. In den letzten vier Jahren haben wir Woche für Woche diese Artikel gelesen, in denen all diese Faktoren und noch mehr genannt wurden, um zu erklären, warum die Metalle jetzt einen Boden bilden und eine starke Rally beginnen würden.
Den Metallen waren all diese Gründe jedoch herzlich egal. Sie fielen stattdessen tiefer und tiefer, obwohl es so viele Faktoren gab, die für einen erneuten Anstieg der Kurse sprachen. Silber hat gegenüber seinem Hoch von 2011 fast 75% an Wert verloren, obwohl sich viele noch immer auf die starken Fundamentaldaten beriefen.
Als ich meine Karriere als Investor begann, habe ich, wie viele von Ihnen, alles verschlungen, was ich zu diesem Thema lesen konnte, damit ich die besten Optionen für mein hart verdientes Geld auswählen konnte. Ich dachte, wenn ich mir "Expertenwissen" über einen bestimmten Markt oder Sektor aneignete, könnte ich anschließend bessere Entscheidungen treffen, als der Rest des Marktes. Beruflich war ich damals als Anwalt und im Buchhaltungsbereich tätig. Da ich zudem ein unersättlicher Leser war, machte ich mich voller Eifer an meine neue Aufgabe.
Doch je mehr ich las und je mehr ich lernte, desto schwieriger wurde es für mich, besser zu sein, als der Markt. Oft grübelte ich darüber nach, warum sich eine Aktie oder ein Markt genau in die entgegengesetzte Richtung entwickelte, als die Fundamentaldaten nahelegten, die ich gelesen hatte. Auf meinem Investment-Konto begannen sich die Verluste zu summieren.
Dennoch tröstete es mich immer, wenn ich ein Fernsehinterview mit einem Analysten sah, der sagte, "Der Markt entwickelt sich derzeit nicht entsprechend seiner Fundamentaldaten". Obwohl die tiefroten Zahlen auf meinem Trading-Konto eine klare Sprache sprachen, wurde mir zumindest bestätigt, dass ich weder dumm war, noch falsch lag mit meinen Analysen. Zumindest dachte ich das damals. Diese Worte zu hören gab mir einfach ein gutes Gefühl, obwohl meine Verluste größer und größer wurden. Ich konnte akzeptieren, dass ich Geld verlor, denn immerhin "wusste" ich, dass es der Markt war, der falsch lag, nicht ich.
Es brauchte jedoch nicht mehr viele Verluste, bis ich zu der Erkenntnis gelangte, dass ich ebenfalls nur Teil der Herde war, und dass die Herde nie eine erkennt, wann eine Trendwende bevorsteht. Die Schafe werden einfach zur Schlachtbank getrieben.
Als durchschnittlicher Kleinanleger hatte ich begriffen, dass die Analyse von Fundamentaldaten mir nie einen Wissensvorsprung gegenüber dem Rest des Marktes verschaffen würde. Mir wurde nicht nur bewusst, dass sich die Märkte zeitweise nicht entsprechend der Fundamentaldaten entwickeln, sondern auch, dass Fundamentaldaten eigentlich gar keine Antriebskraft darstellen. Vielmehr hinken sie dem Marktgeschehen hinterher.
Die Antwort
Letztlich führte mich meine Suche dazu, das ich ein Verständnis für die Marktstimmung entwickelte, die als bestimmender Faktor der künftigen Kursentwicklungen viel mehr Sinn ergab, als die verspätet reagierenden Fundamentaldaten, die ich studiert hatte.
Wenn Sie in den letzten fünf Jahren in die Edelmetallmärkte investiert haben, haben Sie wahrscheinlich die gesamte Bandbreite der Emotionen und des Marktsentiments erlebt. Zu Beginn des Jahres 2011 hatten Sie wahrscheinlich ein ziemlich gutes Gefühl hinsichtlich Ihrer Goldinvestments - schließlich startete der Goldkurs im Sommer jenes Jahres eine Rally, die ihn 500 Dollar nach oben katapultieren sollte. Ich nenne das die Phase des Stolzes oder des Schulterklopfens. Sie hatten keine Zweifel an Ihren Positionen in Gold, denn diese hatten sich als recht profitabel erwiesen. Ihr Umfeld war im Bezug auf die weitere Entwicklung des Goldmarktes ebenfalls zuversichtlich, während die Preise höher und höher kletterten.
Im Laufe des Jahres setzen die Edelmetalle ihren steilen Anstieg fort und manchmal legte der Goldkurs sogar 50 Dollar an einem einzigen Tag zu. Es war offensichtlich, dass der Markt eine parabolische Entwicklungsphase erreicht hatte. Sie werden sich vielleicht daran erinnern, dass alle Welt davon überzeugt war, Gold würde die 2.000-$-Grenze übersteigen. Die Edelmetallanalysten waren extrem euphorisch, verstiegen sich zu den bullischsten Erwartungen und sagten voller Zuversicht Goldpreise jenseits von 2.000 Dollar je Unze vorher. Viele von ihnen skandierten praktisch noch immer "höher, höher", als der Markt bereits ein Top bildete und ermutigten die Masse der Anleger damit zu immer weiteren Käufen.
Diejenigen Investoren, die damals auf meine Analysen vertrauten, bereiteten sich auf das bevorstehende Top vor, das ich bei 1.915 Dollar vorhergesagt hatte. Damals hatte ich bereits zwei Zonen ausgemacht, in denen der Goldkurs einen Boden bilden könnte. Letztlich lag mein ideales Kurzziel der kommenden Korrektur im Bereich von 1.000 Dollar. Wie gesagt, dieses Niveau einer wahrscheinlichen Bodenbildung hatte ich bereits erkannt, bevor der Kurs überhaupt sein absolutes Hoch erreichte.
Wenn ich sagen würde, dass die meisten Leser meine Analyse damals ignorierten, wäre das noch sehr freundlich ausgedrückt. In Wirklichkeit wurde ich lächerlich gemacht dafür, dass ich ein Top des Goldpreises überhaupt in Erwägung zog. Wie konnte ich es wagen, öffentlich zu behaupten, der Kurs würde wieder fallen, wenn er der Meinung aller anderen Marktteilnehmer zufolge doch ganz offensichtlich auf mehr als 2.000 Dollar je Unze steigen würde?
Vier Jahre später wissen wir jetzt alle, wie die Geschichte ausging. Der Goldpreis hat kürzlich in dem Zielbereich einen Boden gebildet, den ich bereits vor dem Top der letzten Hausse prognostiziert hatte. Dennoch haben viele Analysten praktisch kontinuierlich behauptet, der Boden wäre erreicht, und dafür Woche um Woche zahlreiche Gründe vorgebracht.
Darunter waren beispielsweise Russland, Syrien, die Ukraine, der Kollaps der COMEX, die quantitativen Lockerungen, Gold als sicherer Hafen, Inflation, Deflation, die hohe Nachfrage in China, die hohe Nachfrage in Indien und viele weitere. In den letzten vier Jahren haben wir Woche für Woche diese Artikel gelesen, in denen all diese Faktoren und noch mehr genannt wurden, um zu erklären, warum die Metalle jetzt einen Boden bilden und eine starke Rally beginnen würden.
Den Metallen waren all diese Gründe jedoch herzlich egal. Sie fielen stattdessen tiefer und tiefer, obwohl es so viele Faktoren gab, die für einen erneuten Anstieg der Kurse sprachen. Silber hat gegenüber seinem Hoch von 2011 fast 75% an Wert verloren, obwohl sich viele noch immer auf die starken Fundamentaldaten beriefen.