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Preisrutsch nach vorherigem Höhenflug

09.03.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern um bis zu 3,7% gefallen. Brent handelt wieder unterhalb von 40 USD je Barrel, WTI bei 36,5 USD je Barrel. Gestern hatten die Preise bei 41,5 USD je Barrel bzw. gut 38 USD je Barrel zwischenzeitlich mehrmonatige Höchststände erreicht. Einen speziellen Auslöser für den Preisrückgang gab es nicht. Dass die Preise nach einem Anstieg um 12% innerhalb von drei Handelstagen kurzzeitig korrigieren, ist allerdings nicht ungewöhnlich. Denn der Preisanstieg war zuletzt auch spekulativ getrieben, so dass es von dieser Seite zu Gewinnmitnahmen gekommen sein dürfte.

Eine länger anhaltende Preisschwäche und eine Rückkehr zu den vorherigen Tiefständen erwarten wir nicht. Denn es wird immer ersichtlicher, dass die deutlich geringere Bohraktivität in den USA die dortige Ölproduktion dämpft. Vorgestern hatte die US-Energiebehörde EIA bekanntgegeben, dass die US-Schieferölproduktion im April auf das niedrigste Niveau seit Juli 2014 fallen soll.

Gestern revidierte die EIA ihre Schätzung für die US-Rohölproduktion in diesem und im nächsten Jahr teilweise deutlich nach unten. 2016 soll sie um 760 Tsd. Barrel pro Tag schrumpfen, 2017 nochmals um 480 Tsd. Barrel pro Tag. Insbesondere die Prognosen ab Mitte 2016 wurden dabei deutlich nach unten korrigiert. Am Abend berichtete das API einen Anstieg der US-Rohöllagerbestände um 4,4 Mio. Barrel.

Das US-Energieministerium gibt die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag bekannt. Dort wird ein Lageraufbau in ähnlicher Größenordnung erwartet. Dies dürfte die Preise nicht weiter belasten, falls die US-Rohölproduktion die siebte Woche in Folge gefallen ist.

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Edelmetalle

Die Edelmetalle konnten sich dem Abwärtssog der Industriemetalle (siehe Industriemetalle) nicht entziehen und gaben ebenfalls nach. Gold fiel im Zuge dessen zwar um 0,5%, profitierte aber zumindest teilweise von seinem Status als sicherer Hafen. Größere Verluste waren dagegen bei Silber (-1,9%), Platin (-1,6%) und Palladium (-3,3%) zu beobachten. Die beiden letztgenannten verzeichneten zuvor allerdings deutliche Preisanstiege. Bei allen Edelmetallen setzt sich der Preisrückgang heute Morgen fort.

Gold handelt bei rund 1.260 USD je Feinunze und Silber kostet etwa 15,3 USD je Feinunze. Platin handelt mit knapp 980 USD je Feinunze wieder klar unter der Marke von 1.000 USD und Palladium fällt auf 555 USD je Feinunze. Zu den niedrigeren Preisen trägt wohl auch der wieder etwas festere US-Dollar bei. Denn die EZB dürfte morgen ihre Geldpolitik weiter lockern, was den Euro schwächen sollte. Davon sollte Gold in Euro gerechnet profitieren, welches gestern allerdings ebenfalls unter Druck geriet und aktuell unter 1.150 EUR je Feinunze notiert.

Erstmals seit einem Monat gab es gestern bei den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wieder leichte Abflüsse von 1,1 Tonnen. Auch die Bestände der Platin- und Palladium-ETFs wurden wieder etwas abgebaut. Industriekreisen zufolge nutzen bereits einige kleinere Goldminenproduzenten die seit Jahresbeginn gestiegenen Goldpreise und sichern ihre Produktion ab. Diese sog. Hedging-Aktivitäten geben den Unternehmen Spielraum, Schulden zurückzuzahlen und die Bilanz zu stärken.


Industriemetalle

Die zyklischen Rohstoffe, wozu auch die Metalle zählen, kamen gestern Nachmittag deutlich unter Druck. Der LME-Industriemetallindex fiel um 3%. Der größte Verlierer war Nickel mit einem Minus von fast 9% in der Spitze. Das hauptsächlich in der Edelstahlindustrie verwendete Metall verbilligte sich gestern zeitweise um fast 800 USD je Tonne. Heute Morgen handelt es leicht erholt bei knapp 8.800 USD je Tonne. Kupfer gab um 2,6% nach und rutschte unter die Marke von 4.900 USD je Tonne, wo es auch heute Morgen noch notiert.

Neue Nachrichten, die den Preisrutsch vor Eröffnung des US-Handels am gestrigen Nachmittag erklären könnten, gab es nicht. Die oftmals herangezogene schwache chinesische Handelsbilanz wurde bereits am frühen Morgen veröffentlicht. Diese hat unseres Erachtens schon am Vormittag zu schwächeren Metallpreisen beitragen, was einige Marktteilnehmer wohl zu Gewinnmitnahmen veranlasst hat. Dies wiederum hat schlussendlich wohl den Preisverfall beschleunigt.

Der Anstieg der Metallpreise zuvor war teilweise spekulativ getrieben, wie die LME-Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer zeigt. In der letzten Woche wurden im Falle von Kupfer die Netto-Long-Positionen deutlich auf den höchsten Stand seit Ende Mai ausgeweitet. Auch bei fast allen anderen Industriemetallen gab es einen Aufbau der Netto-Long-Positionen. Dadurch hatte sich Korrekturpotenzial aufgebaut. Auch wenn wir mittel- bis langfristig von höheren Metallpreisen überzeugt sind, dürfte es kurzfristig immer wieder Rücksetzer geben.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen verzeichneten gestern den fünften Tag in Folge Zuwächse, nachdem es lange Zeit nach einem Ende der Gewinnstrecke aussah. Eine Rallye in den letzten Handelsstunden ließ die Preise dann leicht im Plus schließen. Weizen schloss letztlich bei 465 US-Cents je Scheffel, Mais bei 360 US-Cents je Scheffel und Sojabohnen bei 885 US-Cents je Scheffel. Heute gibt das US-Landwirtschaftsministerium neue Angebots- und Nachfrageschätzungen bekannt.

Die von Reuters befragten Marktteilnehmer rechnen mit einer nochmaligen leichten Aufwärtsrevision der globalen Mais- und Sojabohnenlagerbestände zum Ende des laufenden Erntejahres 2015/16. Die globalen Weizenendbestände sollten dagegen bestätigt werden. Bei allen drei Agrarrohstoffen befinden sich die geschätzten weltweiten Lagerendbestände auf einem Rekordniveau.

Das Interesse richtet sich allerdings bereits mehr auf das Erntejahr 2016/17. Weltweite Schätzungen hierzu gibt das USDA erstmals im Mai bekannt. Schätzungen für die USA hat das USDA bereits Ende Februar veröffentlicht (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 29. Februar und 1. März).

Die EU-Kommission erwartet 2016/17 einen leichten Anstieg der EU-Weichweizenendbestände auf 17,4 Mio. Tonnen. Der erwartete Rückgang in der Ernte wird durch einen Rückgang bei den Exporten mehr als ausgeglichen. Zudem wurden die Anfangsbestände deutlich nach oben revidiert.



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